Winterstörche: Immer öfter überwintern Weißstörche in heimischen Gefilden – der NABU ruft zu Meldungen auf

Weißstörche ziehen im Winter normalerweise über die Ost- oder Westroute nach Afrika. Doch wegen einigen sehr milden Wintern ändert sich das Nahrungsangebot – und die Tiere bleiben in Südwesteuropa oder überwintern hierzulande als sogenannte „Winterstörche“.

Zwei Störche
Zwei Störche. Bild: NABU

Normalerweise überwintern Weißstörche im Afrika südlich der Sahara, doch das Bild wandelt sich: Immer mehr Tiere verzichten auf die beschwerliche Reise in den Süden und verbringen den Winter entweder in Spanien oder vereinzelt auch in Deutschland.

„Wir beobachten schon seit rund 20 Jahren, dass sich das Zugverhalten ändert“, sagt Bernd Petri von der NABU-Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz. „Von den Vögeln, die das Mittelmeer früher westlich umflogen, bleiben inzwischen die meisten in Spanien, statt weiter nach Afrika zu fliegen.“ In Spanien würden sie den Winter verbringen und das Nahrungsangebot in Reisfeldern und auf großen Mülldeponien nutzen, erklärt Petri.

Auch in Deutschland können zwischen November und Januar vermehrt solche „Winterstörche“ beobachtet werden. Eine erste Meldeaktion des NABU im vergangenen Winter konnte zeigen, dass mehrere hundert Vögel hierzulande überwinterten, anstatt in den Süden zu reisen. Der NABU ruft darum erneut bis zum 31. Januar zum Melden von Winterstörchen auf. Das Citizen-Science-Projekt ist offen für alle Interessierten.

Unterschied zwischen Ost- und Westziehern

Das veränderte Zugverhalten betrifft bisher nur die westziehenden Störche. Die sogenannten Ostzieher hingegen, die über den Bosporus nach Afrika fliegen, reisen vorerst unverändert.

„Wenn in den östlichen Ländern im Winter Störche gesehen werden, dann sind das meist Westzieher“, erläutert Petri. „Diese westziehenden Störche haben sich so stark vermehrt, dass sie sich in die östlichen Bundesländer ausgebreitet haben.“

Störche im Schnee
Störche im Schnee. Bild: Werner Reischer/Pixabay

Der Bestand der ostziehenden Störche in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern stagniert seit einigen Jahren oder ist sogar rückläufig – die Bestände der Westzieher steigen hingegen. Aktuell verfügen Baden-Württemberg und Hessen über die höchste Dichte von Störchen in Deutschland, die meisten Tiere brüten entlang des Oberrheins, zwischen Basel und Mainz.

Der Klimawandel ändert das Nahrungsangebot

Die Gründe für das veränderte Zugverhalten der Westzieher sind vielfältig. Die Klimaerwärmung etwa spielt eine zentrale Rolle dabei: „In immer milderen Wintern finden Weißstörche als Nahrungsopportunisten auch bei uns genug Mäuse, Würmer, kleine Fische und Abfall auf offenen Mülldeponien“, so Petri.

Weißstörche ziehen hauptsächlich aufgrund der Nahrungsknappheit im Winter. Solange es ausreichend Futter gibt, verzichten die Tiere auf den beschwerlichen Vogelzug. Dazu kommt, dass sie ohne Reise früher in den Brutgebieten sind und die besten Neststandorte besetzen können. „Das sind also keine zugfaulen, sondern zugschlaue Störche. Sie nutzen die durch Menschen geschaffenen Vorteile“, sagt Petri.

Die Sorge, dass es den Tieren hier im Winter zu kalt werden könnte, ist indes unbegründet. „Dem Storch macht die Kälte kaum etwas aus, da er einen natürlichen Daunenmantel trägt, groß ist und darum Wärme wesentlich besser speichern kann als kleine Singvögel wie Meise und Spatz – und die überwintern schließlich auch bei uns“, beruhigt Petri.