Wie toll ist doch der Wald – Teil 3 – mildes Schonklima

Der Wald ist was ganz Besonderes. Auch aus meteorologischer Sicht hat er einige spannende Eigenschaften und Zusammenhänge zu bieten. Das sogenannte Mikroklima ist einzigartig und in seiner Wirkung für uns letztlich in der Regel sehr günstig.

Wald
Das Klima des Waldes unterscheidet sich deutlich von der Umgebung. Im Wald herrscht ein mildes Schonklima mit gedämpften Temperaturschwankungen.


Nachdem im ersten Teil der kleinen Wald-Wertschätzungs-Serie neben einer allgemeinen Beschreibung der Wohlfahrtswirkungen des Waldes auf den Schallschutz durch die Baumansammlungen eingegangen wurde und im zweiten Teil auf den Schutz vor Niederschlägen durch den von uns so instinktiv geliebten Forst, soll zum Abschluss ein wenig das thermische Milieu, also sollen die Temperaturverhältnisse diskutiert werden.

mildes Schonklima und Temperaturschwankungen

Der Wald stellt in der humanbiometeorologischen Betrachtung für uns Menschen ein mildes Schonklima dar. Die Anforderungen auf unseren Körper und darin auf das sogenannte Thermoregulationssystem (also wie gut sich unser Körper auf verschiedene Temperaturen anpassen kann) sind im Wald deutlich geringer als beispielsweise beim Reizklima an der Küste oder in den Bergen. Damit ist ein Waldbesuch selbst an heißen Sommertagen für die allermeisten Mitbürger und Mitbürgerinnen eine angenehme Erfahrung. Die Belastung durch die Hitze ist im Gegensatz zum Umland des Waldes deutlich geringer, bzw. eben sogar nicht vorhanden.

Der Wald wirkt regulierend. Die Temperaturschwankungen im Stammraum, wo wir Menschen uns in der Regel aufhalten, sind tageszeitlich, saisonal und jahreszeitlich gesehen, im Gegensatz zu den ‚Freilandtemperaturen‘ außerhalb des Waldes, gedämpft. Klar, das Blätterdach (also der Kronenraum) wirkt im Sommer wie ein großer Sonnenschirm. Je nach Baumart und Blattdichte werden tagsüber bis zu 95% der kurzwelligen Sonnenstrahlung abgehalten und nachts wird die Ausstrahlung vom Boden zu einem großen Teil – salopp gesagt - unterbunden. Das bedeutet andersrum, dass nicht der Waldboden, sondern die Oberfläche der Baumkronen für die Ein- und Ausstrahlung der wirksame Bereich ist. Daher werden auch am Tage im Kronenraum wesentlich höheren Temperaturen erreicht und in der Nacht sinken die Temperaturen hier auf etwas tiefere Werte als im Stammraum. Allerdings sind die Unterschiede in der Nacht nicht so ausgeprägt, da wenn sich die Luft oben abkühlt, diese direkt schwerer wird und dann quasi runter zum Boden ‚tropft‘.

Kleine Messfahrt zu räumlichen und zeitlichen Temperaturunterschieden

Im Vergleich zur Umgebung außerhalb des Waldes (umgebenes Freiland) sind zudem die Lufttemperaturen im Wald im Sommer niedriger, im Winter dagegen höher. Dies ist recht schön in der folgenden Abbildung zu sehen.

Temperaturmessungen im Sommer und Winter
Im Sommer ist es im Wald durch die Verdunstung (bzw. Evapotranspiration) kühler als in der Umgebung. Im Witnter sorgt dagegen die langwellige Gegenstrahlung der Bäume, dass es sich nicht so stark abkühlen kann wie in der Umgebung und im Wald bleibt es wärmer (Datenquelle: Malte Neuper und MeteoTracker).

Der Verfasser dieser Zeilen fuhr dazu mit einem MeteoTracker, der per Magnet am Fahrzeugdach haftet und die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit recht genau misst und zudem die Daten als farbliche Punkte sehr übersichtlich mit direkt in eine Google-Maps Karte einträgt, zum einen im Sommer durch ein Waldstück nahe Neuburg am Rhein in der schönen Südpfalz, zum anderen im Winter. An der Farbkodierung, wobei blaue Farben kühlere Temperaturen und rote Farben höhere Temperaturen kennzeichnen, wird das eben geschriebene deutlich. Im Winter ist es im Waldstück wärmer, im Sommer kälter als im Bereich der umgebenen freien Felder. Die Ursache liegt im Sommer vor allem an der im Wald höheren Verdunstung, bzw. der Evapotranspiration (das ist die Verdunstung aus dem Boden und aber auch durch die Bäume, bzw. Blätter selbst).

Verdunstung

Zur Verdunstung wird Energie benötigt und das wiederum sorgt für eine Abkühlung der Luft, genauso wie Schweiß uns kühlt, oder wie uns im Schwimmbad kühl wird, wenn wir noch nass sind. Im Winter ist dagegen die Verdunstung der Bäume mehr oder weniger eingestellt oder zumindest sehr stark eingeschränkt und hier zu vernachlässigen. Doch das Geäst sorgt für eine effektive langwellige Gegenstrahlung, sodass letztlich die Wärme des Bodens und damit - grob gesagt - der Luft nicht so effektiv in den Weltraum verschwinden kann wie im freien Feld nebenan. Es wird immer ein entscheidender Anteil Wärmestrahlung eben von den Bäumen zurückgestrahlt. In der Summe ist es daher im Winter im Wald wärmer als in der freien Umgebung.

Nun, jetzt ist das Ende der kleinen Wald-Wertschätzung-Serie erreicht. Jedoch hat der Wald allein aus meteorologischer Sicht noch viel mehr zu bieten, was eigentlich auch erwähnenswert gewesen wäre. Eventuell folgt gelegentlich mal was in späteren Artikeln. Hier sollte es nur eine kleine Einführung werden, mit dem Ziel einfach zu zeigen, wie spannend und eben toll der Wald ist. Mit gesundem Menschenverstand entdecken sie evtl. beim nächsten Waldspaziergang weitere interessante Zusammenhänge oder – und das wäre mir eine besondere innige Freude – erkennen sie einige hier - hoffentlich verständlich - vorgestellte Zusammenhänge wieder.