Wettermanipulation als Chance gegen Dürre und Extremwetter?
Die Idee ist verlockend! Immer mehr Dürren und Extremwetter könnten die Menschheit dazu verleiten, das Wetter zu manipulieren. Einige Beispiele dafür gibt es schon. Aber funktionieren diese auch und macht es wirklich Sinn, das Wetter zu manipulieren?
Das Wetter künstlich zu beeinflussen ist ein alter Traum der Menschen. Wäre es nicht toll, wenn wir Sonne und Regen haben könnten, wann immer wir das wollen? Und so ist es kein Wunder, dass sich auch Wissenschaftler immer wieder mit der Frage nach der Wettermanipulation beschäftigt haben.
China erlebt gerade die schwerste Dürre seit 61 Jahren und auch in Deutschland gab es wieder einen Dürresommer. Da liegt die Idee nahe, Chemikalien in die Wolken zu injizieren, um so den dringend benötigten Regen zu erzeugen. Die Vorstellung dahinter ist, die Wolken mit Chemikalien so zu "impfen", dass diese sich vor Ort abregnen. Eine andere Methode wäre, durch "Cloud Seeding" eine Veranstaltung trocken zu halten und die Wolken vorher oder in einem anderen Gebiet abregnen zu lassen.
Vereinfacht gesagt wird beim Wolkenimpfen meist Silberiodid von Flugzeugen unter bereits bestehenden Wolken verteilt, damit die Chemikalie durch den Aufwind nach oben geblasen wird. Die Theorie dahinter ist, dass die Silberiodidpartikel die Wassertröpfchen in der Wolke anziehen und sich so größere Wassertropfen bilden, die dann als Regen Richtung Boden fallen. Der Haken an der Sache besteht schon darin, dass dafür überhaupt Wolken vorhanden sein müssen.
Geschichte der Wettermanipulation
Die Geschichte der Wettermanipulation beginnt schon im Jahre 1946 mit dem Chemiker Irving Langmuir, der davon überzeugt war, das Wetter manipulieren zu können. Sein Kollege Vincent Schaefer entdeckte im selben Jahr, dass man mit Trockeneis das Wasser in der Luft dazu bringen kann, sich in Eiskristalle zu wandeln. Die militärischen und wirtschaftlichen Verlockungen waren groß und so forschte Langmuir weiter.
Entsprechende Versuche an echten Wolken wurden mit Flugzeugen durchgeführt, doch die Ergebnisse waren nicht eindeutig. Andere Meteorologen wandten ein, dass sich aus diesen Versuchen keine statistisch brauchbare Daten ableiten lassen könnten, da man ja nicht wüsste, was die Wolke ohne die Manipulation gemacht hätte. Mal passierte etwas und mal nicht und niemand wisse, was passiert wäre oder eben nicht, ohne diese Experimente.
Dies hinderte die USA jedoch nicht daran, in den Jahren 1967 bis 1972 die "Operation Popeye" durchzuführen. Dieses lange Zeit streng geheime Programm war dafür ausgelegt, das Wetter in Südostasien zu manipulieren. Die USA befand sich im Krieg mit dem Vietnam und durch künstlich erzeugten Regen sollten Strassen und Wege unpassierbar gemacht werden. Doch auch hier gab es keine brauchbaren Daten, die irgendeinen messbaren Effekt gezeigt haben.
Hagelflieger als Schutz vor Hagelschäden?
Es gibt bis heute keinerlei Daten, die belegen, dass man das Wetter tatsächlich gezielt beeinflussen kann. Trotzdem wird es bis heute probiert. Und das nicht nur in China, die während der Sommerspiele 2008 in Peking Wolken manipulieren wollten, um Regen während der Veranstaltungen zu verhindern. Auch in Deutschland und Österreich wird hin und wieder versucht, das Wetter zu verändern, nämlich in Form der Hagelabwehr.
Die Mission besteht darin, das Entstehen schwerer Hagelkörner in Gewitterwolken zu verhindern. Mit kleinen Flugzeugen wird auch hier die Wolke mit Silberiodid geimpft, damit sich viele kleinere Graupelkörner bilden, anstatt einiger große Hagelkörner. Damit sollen insbesondere Schäden in der Landwirtschaft, vor allem bei Obst- und Weinbauern, verhindert werden.
Befürworter verweisen gerne darauf, dass es unter Laborbedingungen funktioniere. Doch in der Natur konnte man die Auswirkungen bisher noch nicht nachweisen. Denn in der Atmosphäre geht es dynamisch und turbulent zu, vor allem in ausgewachsenen Gewitterwolken.
Der richtige Ort, das Timing, die exakte Menge – allein diese Voraussetzungen machen eine effektive und zielgenaue Bekämpfung schwer bis unmöglich. Nicht einmal Meteorologen wissen heute trotz modernster Technik, wo genau sich Gewitter bilden, wie sie ziehen, warum es aus der einen Wolke hagelt und aus der anderen nicht.
Schlussendlich stellt sich natürlich auch die Frage, ob der Mensch das Wetter beeinflussen darf. Wie groß sind die Auswirkungen und wann sind Eingriffe gerechtfertigt? Auch die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) kritisiert, dass Grundlagenstudien fehlten, sowohl zur Wetterbeeinflussung selbst als auch zu den ökologischen und soziologischen Auswirkungen. Und auch wenn Wissenschaftler die Vorgänge in der Atmosphäre immer besser verstehen, so ist es immer noch ein chaotisches System mit vielen Unbekannten.