Wetterlagen unter der Lupe! Teil 2 - Die Nordlage! Die Polarluft kommt!
Im ersten Teil von "Wetterlagen unter der Lupe" ging es mit der Westwetterlage um den Klassiker in Deutschland und Mitteleuropa. Sie führt zu wechselhaftem und unbeständigem Wetter: im Sommer zu kühl, im Winter zu mild. Im Gegensatz dazu sorgt die Nordlage stets für die Jahreszeit zu kalte Temperaturen. Im Winter kann sie zudem für ordentliche Schneefälle sorgen.
Die vorherrschende Großwetterlage bestimmt im wesentlichem den allgemeinen Witterungscharakter und damit auch die auftretenden Wetterphänomene. In Mitteleuropa sind acht Großwetterlagen regelmäßig anzutreffen, die nach der hauptsächlich vorherrschenden Windrichtung benannt sind. Der Einfachheit halber beschränken wir uns in dieser kleinen Serie auf die Hauptwindrichtungen West, Nord, Süd und Ost.
Was ist eine Nordlage?
Die geographische Lage von Hoch- und Tiefdruckgebieten entscheidend über die vorherrschende Wetterlage in Mitteleuropa. Im ersten Teil habe ich schon über Westwetterlage (auch Westlage) ausführlich geschrieben. Sie ist die in Deutschland am häufigsten vorherrschende Wetterlage. Die Ursache dafür ist die Lage Mitteleuropas in der Westwinddrift der mittleren nördlichen Breiten.
Bei einer Nordlage gelangt an der Ostflanke eines Hochs über den Britischen Inseln bzw. über dem Ostatlantik mit einer nördlichen Strömung Polarluft nach Mitteleuropa. Gleichzeitig liegt über dem Baltikum ein ortsfestes Tief. Diese Luftmasse bringt zu jeder Jahreszeit eine zu kalte Witterung.
Das Wetter kann innerhalb einer stabilen Wetterlage in dem betrachtetem Gebiet durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt aber erhalten. Bei einer Nordlage handelt es sich um eine meridionale Zirkulationsform, das bedeutet, dass die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Strömungskomponente weitaus größer ist als die West-Ost-Komponente.
Am häufigsten trat die Nordlage in den Monaten Mai und Juni auf. Seit dem Jahr 2000 kommt es aber im Sommer kaum noch zu dieser Wetterlage. Späte Wintergrüße im Frühjahr oder ein erster Wintereinbruch in den Mittelgebirgen im Herbst sind dagegen typisch für die Nordlage in den Übergangsjahreszeiten.
Im Winter ist sie in der Regel der Garant für langanhaltende Schneefälle in den klassischen Nordstaulagen der Mittelgebirge und insbesondere der Alpen. Die feuchten Luftmassen stauen sich dabei an der Alpennordseite. Der Schneefall kann dann hier auch mehrere Tage andauern und insbesondere bei einer leicht nordwestlichen Komponente zu enormen Neuschneemengen führen.
Unter der Höhenkaltluft haben im Flachland die Niederschläge dagegen eher Schauercharakter wie beim klassischen Aprilwetter. Da sich die sehr kalte Polarluft auf ihrem Weg nach Süden über der dazu relativ warmen Nordsee erwärmt, reicht es (insbesondere bei einer leicht nordwestlichen Komponente!) selbst im Winter oft nicht für eine Schneedecke bis "ganz unten". Das gilt insbesondere für die Nordwesthälfte Deutschlands und die Küstenregionen durch die Nähe zur wärmenden Nordsee.
Der eisige Märzwinter 2013
Wenn wir eine Wetterlage haben, bei der ein Hoch über der Nordsee und ein Tief über der Ostsee steht, dann werden sehr kalte, arktische Luftmassen aus dem hohen Norden auf direktem Wege nach Deutschland geführt. Eindrucksvoll ist dies im März 2013 geschehen, in einem Monat, der in die Klimageschichte einging. Dieser Monat zeigte, dass auch in Zeiten des Klimawandels unter bestimmten "optimalen Bedingungen" immer noch beeindruckende Kälteeinbrüche möglich sind.
Am 6. März gab es in Düsseldorf noch eine Höchsttemperatur von 20,2 Grad Celsius, doch schon eine Woche später sank die Temperatur dort auf -11,9 °C, ein Temperatursturz von satten 30 Grad! Im Erzgebirge sank das Thermometer in Deutschneudorf-Brüderwiese auf unter minus 20 Grad (-21,3°C).
Über drei Wochen zog sich dieser Kaltlufteinbruch aus dem hohen Norden und selbst in Berlin lag drei Wochen lang noch eine geschlossene Schneedecke. Der März 2013 gehörte zu den kältesten Märzmonaten seit über 100 Jahren. Er war in Deutschland 3,3 Grad kälter als der Klimawert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990.
Dieser Monat hatte eindrucksvoll gezeigt, zu welchem Winterwetter eine Nordlage auch im März noch imstande ist! Im dritten Teil geht es dann um eine Wetterlage, die im Winter noch tiefere Temperaturen hervorbringen kann: die Ostlage!