Stärkere Wetterextreme im Klimawandel: Mehr Tornados in Deutschland?

Tornados haben eine immense Zerstörungskraft und können innerhalb kurzer Zeit ganze Landstriche verwüsten. In einem sich erwärmenden Klima stellt sich häufig die Frage: Müssen wir aufgrund der höheren Temperaturen auch mit einer Zunahme dieser Extremereignisse rechnen?

Tornado
Ein Tornado ist ein kleinräumiger Wirbelwind, der häufig im Zusammenhang mit Superzellengewittern entsteht und extreme Zerstörung anrichten kann.

Sie sind die wohl spektakulärste und gleichzeitig auch zerstörerischste Begleiterscheinung von Gewittern: Tornados. Es gab sie schon immer und es gibt sich auch in diesem Sommer immer mal wieder - in Deutschland tritt das Phänomen insgesamt aber wesentlich seltener auf als z.B. in Teilen der USA, der Heimat des Katastrophenfilms Twister, dessen Fortsetzung das Thema aktuell wieder in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückt. Dabei wird häufig auch die Prognose getroffen, dass Tornados in Deutschland im Klima der Zukunft häufiger werden.

Hitze alleine reicht nicht aus

Diese Prognose stützt sich auf die einfache, aber auch nicht ganz unlogisch klingende Folgerung:

Stärkerer Treibhauseffekt -> Höhere Temperaturen -> Mehr Energie im System -> Stärkere Unwetter -> Mehr Tornados.

Fakt ist aber: Die Entstehung von Tornados ist sehr komplex und ein einfaches Erhöhen der Energie garantiert keine zunehmende Häufigkeit des Phänomens.

Für die Entstehung der kleinskaligen Wirbelwinde bedarf es mehrerer Voraussetzungen. Zum einen werden die "Grundzutaten" für die Entstehung von Gewittern benötigt, nämlich eine hohe Feuchte und eine möglichst starke Temperaturabnahme mit der Höhe. Diese Größen können als z.B. im CAPE (convective available potential energy) zusammengefasst werden. Damit diese Energie freigesetzt werden kann, muss in aller Regel eine Energiebarriere überwunden werden. Dies kann z.B. durch großhäumige Hebung an der Vorderseite eines Tiefdruckgebiets passieren, aber auch durch orographische Effekte oder schlicht durch Erwärmung des Erdbodens als Folge von starker Sonneneinstrahlung. Entscheidend für die Bildung von Tornados sind aber vor allem die folgenden Parameter: Tornados entstehen vor allem in Umgebungen mit ausgeprägter vertikaler Windscherung in der unteren Troposphäre, also in einem Windfeld, das sich mit der Höhe verändert. Außerdem hilft eine möglichst tiefe Wolkenbasis dabei, dass der Tornado entstehen und tatsächlich auch bis zum Boden reichen kann (ansonsten spricht man von einer Trichterwolke).

Insbesondere die letzten beiden Zutaten müssen in einer sich erwärmenden Atmosphäre nicht zwangsläufig häufiger auftreten. Es herrscht kein monokausaler Zusammenhang zwischen der Temperaturzunahme und der Häufigkeit von Tornados.

Daten liefern keinen Hinweis auf Häufung von Tornados

Es ist also aus rein meteorologischer Sicht nicht begründbar, dass Tornados in der Zukunft häufiger auftreten. Auch rein statistisch gesehen liefern die bisherigen Beobachtungen keinen Hinweis darauf, dass die Anzahl oder die Intensität von Tornado-Ereignissen in Deutschland zunimmt.

Das Erfassen von statistischen Trends in der Beobachtung von Tornados ist aufgrund der geringen Häufung der Ereignisse ohnehin ein schwieriges Unterfangen. Im langjährigen Mittel treten in Deutschland etwa 45 Tornados auf. Diese Zahl hängt jedoch häufig von wenigen Einzelereignissen ab, wie beispielhaft am Jahr 2022 ersichtlich wird, in dem von 34 bestätigten Tornados allein sieben an einem Tag auftraten.