Wetter-Mythen auf dem Prüfstand! - Teil 4: Regen und Schnee

Im vierten Teil der Reihe geht es um Mythen rund um das Thema Niederschlag. Kann man Regen eigentlich riechen und das vielleicht schon, bevor dieser eintrifft? Was ist mit Schneefall bei großer Kälte? Stimmt es, dass es zu kalt für Schnee sein kann?

Geruch bei Regen
Kann man es riechen, wenn es regnet? Und riecht man Regen schon bevor er eintrifft?

Besonders nach längerer Trockenheit kennt wohl jeder den Duft nach Regen, wenn die ersten Tropfen auf den Boden fallen. Es ist so ein charakteristischer frischer Geruch in der Nase. Regentropfen bestehen ja aus Wasser, also H2O und das ist ja bekanntlich geruchlos. Doch was riecht man da eigentlich?

Schon im Jahr 1964 veröffentlichen die beiden australischen Wissenschaftler I.J. Bear und R.G. Thomas im angesehenen Wissenschaftsmagazin "Nature" einen Artikel über eine Studie, die sich mit dem Geruch des Regens beschäftigt. In der Studie fanden die beiden heraus, dass Pflanzen während einer Trockenphase ein gelbliches Öl produzieren und absondern. Dieses schlägt sich dann auf dem Erdboden und Gesteinen nieder. Fängt es nun an zu regnen, werden diese flüchtigen ätherischen Öle vom Wasser gelöst und duften in die Luft.

Der Duft von Regen

Die beiden Forscher haben dem unverkennbaren Geruch den Namen "Petrichor" gegeben. Der Name leitet sich von den beiden griechischen Wörtern "petros" (Stein) und "ichor" (die Flüssigkeit in den Adern der griechischen Götter) ab. Neuere Studien haben allerdings ergeben, dass noch ein weiterer Stoff für den Geruch verantwortlich ist.

Die Rede ist von Geosmin, einem Alkohol, der von Bakterien im Erdboden produziert wird. Sobald die Bakterien nach einer Trockenphase mit Wasser in Kontakt kommen, werden sie aktiv und geben unter anderem das flüchtige und stark riechende Geosmin ab. Zudem bilden sich Sporen, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat. Mit dem Einsetzen der Regenfälle werden diese aufgewirbelt und fliegen als Aerosole durch die Luft, welche wir dann einatmen.

Doch kann man Regen auch riechen, bevor er fällt? Zumindest im Vorfeld eines aufziehenden Gewitters ist das manchmal möglich. Häufig frischt der Wind schon im Vorfeld des Gewitters böig auf und die Luft kühlt ab. Hier bekommt man dann den Regengeruch aus dem Gewitter aufgrund des Windes zu spüren, bevor der eigentliche Regen überhaupt eingesetzt hat.

Übrigens kann man Petrichor sogar als Duftöl für den Einsatz in Kerzen, Badekugeln oder als Zugabe in Luftbefeuchtern kaufen. Auch einige Parfums immitieren den Geruch nach. Grund hierfür ist, dass die meisten Menschen den Duft von Regen als sehr angenehm empfinden.

Zu kalt für Schneefall?

Eine häufig gehörte Wetterregel besagt, dass es bei großer Kälte nicht schneit. Damit es schneit, muss Wasserdampf in der Luft bei tiefen Temperaturen kondensieren und zu Eis gefrieren. Prinzipiell kann die Schneebildung bei jeder Minustemperatur entstehen. Doch damit eine nennenswerte Menge an Schnee entstehen kann, muss zunächst einmal genügend Wasser in Gasform vorhanden sein. Und diese Menge sinkt mit der Temperatur drastisch.

Dabei kann kalte Luft wesentlich weniger Luftfeuchtigkeit halten als warme. So kann 0 Grad kalte Luft etwa fünf Gramm Wasser pro Kubikmeter halten, minus 10 Grad kalte Luft nur noch die Hälfte und bei minus 20 Grad reduziert sich das bereits auf ein Viertel. Bei -40 Grad ist es nur noch ein Vierzigstel der Menge im Vergleich zu der Menge beim Gefrierpunkt.

Südpol
Obwohl kaum Schnee fällt, ist die Antarktis mit einem kilometerdicken Eis- und Schneepanzer überzogen

Es stimmt also, dass bei großer Kälte sehr viel weniger Schnee fällt als bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Antarktis gehört gemessen an ihrer Trockenheit zu den größten Wüstengebieten der Erde. So fallen am Südpol, wo ständig eisige Kälte herrscht, nur wenige Zentimeter Schnee im Jahr. Da aber bei der Kälte nichts schmilzt, ist die Antarktis trotzdem mit einem kilometerdicken Eis- und Schneepanzer überzogen.

Schneit es unterhalb von minus 20 Grad dennoch, dann gibt es keine richtigen Schneeflocken mehr. Dann gefriert der Wasserdampf so schnell, dass sich statt der schönen, sechszackigen Sterne nur mehr kleine Eiskristalle bilden. Zudem gibt es bei strenger Kälte auch den sogenannten Polarschnee. Hierbei schweben auch bei heiterem Himmel feinste Eisnadeln zur Erde. Diese Eisnadeln bilden sich durch Sublimation bei großer Kälte im zweistelligen Minusbereich.