Was unter Kalksteinflächen verborgen liegt: Die Geheimnisse, die Wissenschaftler gerade enthüllt haben

In einer neuen Studie wurden die Veränderungen der Vegetation britischer Kalksteinplatten über die letzten 50 Jahre untersucht. Besonders die Zunahme von Bäumen und Sträuchern hat die Artenvielfalt beeinflusst.

Kalksteinplatten, Lebensraum, Pflanzen
Kalksteinplatten bieten einen Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen


Kalksteinflächen, auch als Kalksteinplatten oder "lapiaz" bekannt, sind faszinierende Naturphänomene, die in vielen Teilen der Welt zu finden sind – darunter auch in Großbritannien, Irland und Kanada. Diese charakteristischen, flachen Felsen sind nicht nur beeindruckende geologische Formationen, sondern auch wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von Pflanzenarten, die anderswo schwer zu finden sind.

Doch unter diesen felsigen Oberflächen verbergen sich ökologische Geheimnisse, die erst durch jahrelange wissenschaftliche Forschung ans Licht gekommen sind.

Die "Grikes", tiefe Risse und Spalten in den Kalksteinplatten, bieten eine schattige, feuchte Nische für eine Vielzahl von Pflanzen. Diese kleinen, geschützten Lebensräume sind besonders für seltene und empfindliche Arten von Bedeutung, darunter Farnarten und Waldbodenpflanzen, die in den umliegenden offenen Grasländern und Heidelandschaften schwer zu finden sind.

In Großbritannien sind Kalksteinplatten nur auf etwa 28 km² verteilt, was ihre ökologische Bedeutung noch unterstreicht. Besonders seltene Pflanzenarten wie die giftige "Baneberry" oder die hübsche Berg-Anemone gedeihen hier.

Veränderungen im Pflanzenbestand der britischen Kalksteinplatten

In einer aktuellen Untersuchung, die auf eine frühere Umfrage aus den 1970er Jahren zurückgreift, haben Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Veränderungen der Vegetation auf diesen einzigartigen Lebensräumen gewonnen.

Die Studie zeigt, dass die Kalksteinplatten seit damals große Veränderungen erfahren haben. Eine der auffälligsten Entwicklungen ist die Zunahme des Baumbestands. Wo früher offene Kalksteinflächen vorherrschten, haben sich inzwischen vermehrt Bäume und Sträucher ausgebreitet.

Dies hat dazu geführt, dass lichtbedürftige Pflanzenarten zurückgedrängt wurden, während konkurrenzstärkere Pflanzen wie Brennnesseln und Disteln häufiger wurden.

Die Ursachen für diese Veränderungen sind vielfältig.

Ein Grund ist die Reduzierung der Weidewirtschaft, die in den 1970er Jahren noch weit verbreitet war. Heute erhalten Landwirte oft finanzielle Anreize für Naturschutzpraktiken, was zu einer Verringerung der Beweidung geführt hat. Dies hat einerseits positive Auswirkungen auf empfindliche Pflanzenarten, andererseits aber auch dazu geführt, dass sich Sträucher und Bäume ungehindert ausbreiten.

Übermäßige Beweidung in anderen Gebieten hat jedoch ebenfalls negative Folgen, da Schafe und andere Tiere die "Grikes" tief auskratzen, was das Ökosystem destabilisieren kann.

Die Entdeckung dieser Veränderungen ist von großer Bedeutung für den Naturschutz.

In den 1980er Jahren wurde der Kalksteinabbau auf den Platten gesetzlich verboten, um die wertvollen Lebensräume zu schützen. Doch die Veränderungen, die durch Landnutzung und Klimawandel hervorgerufen werden, stellen neue Herausforderungen dar.

Es wird immer deutlicher, dass eine nachhaltige Pflege dieser Gebirgshabitate notwendig ist, um die einzigartige Flora zu bewahren. Weitere Forschung ist unerlässlich, um zu verstehen, wie sich diese sensiblen Ökosysteme in Zukunft entwickeln werden und wie der Mensch eingreifen kann, um sie zu erhalten.

Die Kalksteinplatten sind also nicht nur geologische Schätze, sondern auch biologische Hotspots, deren Geheimnisse erst allmählich entschlüsselt werden. Die Wissenschaftler arbeiten weiterhin daran, ein tieferes Verständnis für die Dynamik dieser besonderen Lebensräume zu gewinnen, um ihre Zukunft langfristig zu sichern.

Quellenhinweis

Stevens, C. J. (2024). Large changes in vegetation composition seen over the last 50 years in British limestone pavements. Functional Ecology, 13. November 2024.