Was befindet sich im Inneren der Erde? Uralter Meeresboden entdeckt, der uns erste Antworten liefern könnte
Wissenschaftler haben einen tief unter der Erde liegenden Meeresboden entdeckt, der wichtige Informationen darüber liefert, wie er entstanden ist und sich fortwährend verändert.
Stellen Sie sich vor, Sie tauchen in die Tiefen des Ozeans und finden eine uralte Karte unseres Planeten, versteckt unter Tausenden von Metern Wasser und Gestein. Genau so etwas hat eine Forschergruppe der Universität von Maryland (USA) entdeckt.
Die in der Zeitschrift Science Advances veröffentlichte Entdeckung stellt Theorien über die innere Struktur unseres Planeten in Frage und liefert neue Hinweise auf solche Prozesse, die die Erdoberfläche geformt haben.
Reise zum Mittelpunkt der Erde
Um diese Feststellung machen zu können, verwendeten die Wissenschaftler eine Technik, die einem CT-Scan ähnelt, aber auf unseren Planeten angewendet wird.
Sie schickten seismische Wellen durch die Erde und analysierten, wie sie reflektiert und gebogen wurden. Auf diese Weise konnten sie eine Art Röntgenbild vom Inneren des Planeten erstellen.
Mit dieser Art von seismischer Bildgebung, die einem CT-Scan ähnelt, konnte das Team eine Region im Erdmantel unter dem Pazifischen Ozean untersuchen, genauer gesagt den Unterwasserrücken des Ostpazifischen Rückens, und es entdeckte dabei eine sehr dicke Zone in der Mitte der Erde, zwischen der Kruste und dem Kern.
Bei dieser dicken Zone handelte es sich in Wirklichkeit um einen alten Meeresboden, der vor Millionen von Jahren abgesunken und 660 Kilometer unter der Oberfläche eingeschlossen war!
Wie konnte ein Ozean unter der Erde eingeschlossen werden?
Vor etwa 250 Millionen Jahren, als die Dinosaurier gerade begannen, den Planeten zu bevölkern, sank eine große Schicht des Meeresbodens langsam in den Erdmantel, die Gesteinsschicht unter der Erdkruste.
Dieser Prozess, der als „Subduktion“ bezeichnet wird, findet statt, wenn tektonische Platten (riesige Teile der Erdkruste) sich unter einander schieben und dabei Teile des Meeresbodens mit sich führen. Das Erstaunliche ist jedoch, dass sich dieser Meeresboden nie vollständig aufgelöst hat.
Jingchuan Wang, der Hauptautor der Studie, erklärt in einer Erklärung der School of Computer, Mathematical and Natural Sciences der University of Maryland, dass „das Gestein offenbar in einer Region des Mantels ‚gefangen‘ war, die als Übergangszone bezeichnet wird, einem Ort, der so kalt und dicht ist, dass er seine Bewegung verlangsamt“.
Dem Artikel zufolge liegt diese Übergangszone, von der Wang spricht, in einer Tiefe zwischen 400 und 660 Kilometern und scheint als natürliche Barriere zu fungieren, in der sich das Material langsamer als erwartet bewegt.
Ein neues geologisches Rätsel
Diese Entdeckung hilft uns, besser zu verstehen, wie sich Material innerhalb der Erde bewegt und wie Berge, Vulkane und Ozeane entstehen.
Außerdem können wir nun besser verstehen, warum es zu Erdbeben kommt, da viele von ihnen mit der Bewegung tektonischer Platten zusammenhängen, wie diejenige, die gesunken ist und eingeschlossen wurde.
Jingchuan Wang, Geologe und Hauptforscher.
Als Nächstes sollen weitere Gebiete im Pazifik auf solche „Fossilien“ untersucht werden, die dazu beitragen würden, die Geschichte der alten tektonischen Plattenbewegungen zu vervollständigen.
„Dies ist erst der Anfang“, kommentiert Wang und betont: „Wir glauben, dass es im Erdinneren noch viele weitere uralte Strukturen gibt, die darauf warten, entdeckt zu werden.“
Referenzen und Nachrichtenquellen:
- Jingchuan Wang., et al. Mesozoic intraoceanic subduction shaped the lower mantle beneath the East Pacific Rise.(2024). Science Advances.
- Facultad de Informática, Matemáticas y Ciencias Naturales de la Universidad de Maryland. Ancient Sunken Seafloor Reveals Earth’s Deep Secrets. (2024) Publicado en la sección de noticias de la Facultad.