Vom Knirschen des Schnees (oder auch nicht)
Es gibt viele wundervolle Aspekte des Schnees. Da ist natürlich der visuelle Eindruck. Schnee zeichnet alle scharfen Kanten weich, bedeckt die Landschaft mit einem reinen Weiß. Allerdings auch die akustischen Eindrücke sind besonders. Neben der Stille, bedingt durch das regelrechte 'Verschlucken' der meisten Umgebungsgeräusche, ist es auch das wohlige Knirschen beim Gang über die weiße Pracht das fasziniert.
Vor einem liegt eine wunderschöne, bisher unberührte Winterlandschaft (in etwa so, wie sie mein geschätzter Kollege Markus Köss hier beschrieben hat). Da ist es eine Freude als erster Mensch - nicht den fremden Planeten, sondern diese weiße, jungfräuliche Ebene zu betreten.
Nun ein die Sinne berührender Aspekt sind die nun folgenden Geräusche der Schneedeckenbegehung. Doch diese fallen je nach Umgebungstemperatur unterschiedlich aus. Bei Temperaturen um bzw. nur knapp unter 0 °C gibt es kaum ein Geräusch oder gar nur ein Schmatzen, während bei sehr tiefen Temperaturen (geringer als - sagen wir mal -7 °C) ein spezifisches Knirschen. Doch wie kommt das zustande? Darum soll es nun in den folgenden Zeilen gehen.
Schnee besteht aus einzelnen, oft zusammengehakten oder per gefrorenem Wasser zusammenklebenden Eiskristallen. Diese haben je nach Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit während ihres Wachstums unterschiedliche Formen. Allen (eher überwiegend allen) gemein ist jedoch die sechseckige Form. Häufig hat diese auch die charakteristischen sechs Äste zu bieten, von denen wiederum weitere Abzweigungen ausgehen.
Die Entstehung des knischenden Schnees
Ist der Schnee nun auf den Boden gerieselt, so liegen die Schneeflocken zunächst recht lose und locker auf- und nebeneinander. Zwar setzt sich dort am Boden das Verbinden der einzelnen Schneekristalle untereinander unter anderem durch Verhaken oder auch „Verkleben“ weiter fort, aber letztlich gibt es zahlreiche Hohlräume zwischen den Kristallen. Diese Hohlräume sind mit Luft gefüllt und die Schneedecke ist bei ausreichend tiefen Temperaturen zunächst ein lockeres, pulvriges bzw. sehr luftiges Etwas. Kommt jetzt unser Fuß ins Spiel, der sich von oben auf die Schneedecke hinabsenkt, dann wird durch unser Gewicht der Schnee zusammengedrückt.
Die erste Folge ist, dass dadurch die Luft aus den Hohlräumen teilweise herausgepresst wird. Zum anderen brechen aber die filigranen Ästchen der Schneekristalle. Und das nicht nur einzeln, sondern bei einem gewöhnlichen Schritt millionenfach. Dieses gemeinsame Brechgeräusch wird jetzt durch die ausströmende Luft effektiv in die Umgebung geleitet, wo wir es eben als das wundervolle wattige, knirschende Geräusch wahrnehmen.
Jetzt gilt das vor allem für ausreichend tiefe Temperaturen, wobei je unberührter und kälter der Schnee ist, desto lauter und charakteristischer das Knirschen ist. Denn beim unberührten Schnee sind natürlich noch keine Ästchen gebrochen und beim sehr kalten Schnee (ab etwa -7°C) sind die Kristalle richtig steif und fest bzw. spröde und brechen damit vehementer.
Was passiert bei nassem, wärmerem Schnee?
Wenn nun die Temperaturen sich dem Gefrierpunkt nähern, dann werden die Schneekristalle bzw. die Bindungen zwischen den Molekülen langsam weicher und beweglicher. Unter dem Druck unseres Körpergewichts können sie sich dabei besser verformen und brechen nicht mehr so laut. Vor allem, wenn ein Teil des Schnees schon angetaut und flüssig geworden ist, dann gibt es einen dünnen Wasserfilm und die Schneekristalle können sich sogar mühelos gegeneinander verschieben, nahezu ohne überhaupt zu brechen. Das geht so weit, bis letztlich bei matschigem Schnee oder Schneematsch nur noch ein schmatzendes Geräusch vorhanden ist, dass einen eher an herbstliches (Mulle-)Matsch waten erinnert, als an ein magisches Wintererlebnis. Aber auch Matsch kann Spaß machen. Es kommt nur auf die richtige Einstellung an.
In diesem Sinne genießen sie trotzdem das kommende Weihnachtstauwetter und hoffen wir aber noch auf einige weitere Schneetage in diesem Winter.