Tropische Wirbelstürme im Mittelmeer! Was ist ein Medicane?

Die verheerenden Überschwemmungen in Griechenland und Libyen wurden durch enorme Regenmengen ausgelöst. In diesem Zusammenhang war dann von einem Tropensturm und von einem "Medicane" die Rede. Gibt es wirklich tropische Wirbelstürme im Mittelmeer und können sich sogar Hurrikans im Mittelmeer bilden?

Hurrikan
Können sich auch im Mittelmeer tropische Wirbelstürme und Hurrikans bilden?

Ein kurzer Rückblick auf die Unwetterkatastrophe erst in Griechenland und letzte Woche dann auch in Libyen mit Tausenden von Toten verdeutlicht die enormen Regenmassen, die durch das verantwortliche Tief DANIEL in den betroffenen Regionen vom Himmel gekommen sind.

Extreme Regenmengen

In Griechenland kamen innerhalb von drei Tagen teils um 1000 Liter pro Quadratmeter (l/qm) vom Himmel und damit mehr als in einem durchschnittlichen ganzen Jahr in Hamburg (ca. 800 l/qm). Allein am 05. September fielen im griechischen Portaria 761,9 Liter auf den Quadratmeter, in Zagora waren es 759,6 l/qm an einem einzigen Tag. Das Ausmaß der Regenmassen wird auch deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass bei der Flutkatastrophe im Ahrtal um die 200 l/qm Regen gefallen sind.

In Libyen waren die gemessenen Regenmengen nicht ganz so extrem, aber immer noch durchaus "beeindruckend". In der Stadt Bayda wurden am 10. September innerhalb von nur 24 Stunden 414,1 l/qm gemessen. Üblich sind hier 540 Liter im ganzen Jahr. Durch den Bruch von zwei Staudämmen kam es zu einer gewaltigen Flutwelle mit verheerenden Zerstörungen und Tausenden von Toten. Zudem gab es in dem durch Bürgerkrieg gebeutelten Staat kaum Warnungen vor dem Unwetter.

In der Regel beginnt im September die "Unwettersaison" auf dem Mittelmeer. Höhenkalte Luft in Zusammenhang mit dem um diese Zeit noch sehr warmen Wasser liefert dabei die nötige Energie für starke Unwetter in nahezu jedem Herbst.

Wie schon in einem früheren Artikel berichtet, war das Mittelmeer in diesem Jahr besonders warm und lieferte damit die Grundlage für die extremen Niederschlagsmengen. Nachdem das Tief DANIEL in Griechenland für die extremen Niederschlagsmengen gesorgt hatte, verlagerte es sich auf das östliche Mittelmeer. Hier führten dann die sehr warmen Wassertemperaturen zu einer weiteren Intensivierung hin zu einem mediterranen Tropensturm.

Damit ist auch die Frage beantwortet: Ja, es gibt tropische Wirbelstürme auf dem Mittelmeer mit seinen typischen Eigenschaften, wie der "warme Kern" rund um das Zentrum mit der Konzentration des Windfeldes und der hochreichenden Konvektion (Schauer und Gewitter). Für einen sogenannten "Medicane" reichte es bei DANIEL aber nicht, da die dafür erforderlichen Windgeschwindigkeiten von mindestens 112 Kilometer pro Stunde nicht erreicht worden sind.

Prinzipiell ist aber ein Hurrikan auch auf dem Mittelmeer möglich und auch schon in der Vergangenheit vorgekommen. Im Mittelmeerraum wurden diese starken Wirbelstürme mit tropischen Eigenschaften in den 1980er Jahren als "Medicanes" getauft. Der Begriff setzt sich zusammen aus medi(terran) und (Hurri)cane.

Unterschiede zwischen Medican und Hurrikan

Es gibt aber Unterschiede zu den Hurrikans auf dem Atlantik. Diese liegen hauptsächlich in der Struktur des Sturms. Außerdem befinden sich bei Hurrikans die höchsten Windgeschwindigkeiten in der Augenwand nahe des Zentrums des Sturms, während bei Medicans diese an den spiralförmigen Bändern im äußeren Bereich liegen. Zudem sind diese tropischen Stürme aufgrund der geringen Ausdehnung des Mittelmeers hier nicht so groß wie die auf dem riesigen Atlantik.

Sowohl bei einem Hurrikan als auch bei einem Medicane kann es zu enormen Regenmengen kommen, wie die katastrophalen Überschwemmungen in Griechenland und Libyen gezeigt haben. Ein durch die Klimakrise immer wärmeres Mittelmeer bietet zudem in Zukunft das Potential für noch größere und extremere Regenmengen bei schweren Unwettern in der Mittelmeerregion.