Treibhausgase: Der Schiffsverkehr steht vor riesigen Herausforderungen!
Der Schiffsverkehr auf unseren Weltmeeren treibt in erheblichem Maße die Erderwärmung voran. Dabei stoßen Schiffe in einem Jahr soviel Treibhausgase aus wie ganz Deutschland zusammen. Die internationale Schifffahrt will bis 2050 klimaneutral werden, doch die Herausforderungen bis dahin sind riesig!
Der internationale Schiffsverkehr übernimmt 90 Prozent des weltweiten Warenhandels und verursacht dabei eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid (CO2) jährlich. Dies entspricht bis zu 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und damit in etwa soviel wie Deutschland oder 243 Kohlekraftwerke ausstoßen. Wäre der Schifffahrtsverkehr ein Land, läge er im Ranking der größten CO2-Emittenten auf Platz sechs!
Bisher kein Klimaziel
Da der Verkehr mit Schiffen über Staatsgrenzen hinweg verläuft, ist er im Pariser Klimaschutzabkommen nicht berücksichtigt. Es gibt bisher auch noch kein vereinbartes Ziel, die CO2-Emissionen auf "Netto-Null" zu reduzieren. Der kommende Gipfel der Vereinten Nationen (UN) will das jedoch ändern.
Schon seit Jahren streiten sich Schifffahrtsindustrie, Regierungen und Umweltverbände darüber, wie der Gütertransport über See umwelt- und klimafreundlicher gestaltet werden kann. Aktuelle Pläner der Schifffahrtsindustrie sehen lediglich eine Halbierung der Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts vor, doch dies wäre weit entfernt von den Verpflichtungen im Pariser Klimaabkommen.
Die UN-Organisation für die weltweite Schifffahrt (IMO), in der 175 Staaten vereinigt sind, konnte sich vor zwei Jahren nicht auf gesonderte Regelungen festlegen. Diese Woche treffen sich Delegierte aus den Schifffahrtsnationen erneut, um sich endlich auf einen Zeitplan für eine vollständige Klimaneutralität in dieser Industriebranche zu verständigen.
Auf Initiative der deutschen Reeder gibt es einen Vorschlag mit dem Ziel, die vollständige Dekarbonisierung der Branche bis 2050 anzustreben. Die Direktorin für Ozean und Klima der UN-Klimastiftung, Kerrlene Wills, sagte dazu, dass "wenn die Mitgliedsstaaten Investitionen in grüne Technologien förderten, die auf die Pariser Klimaziele ausgerichtet seien, könne dies den Schifffahrtssektor völlig verändern."
Frühere Versuche der IMO, sich auf strengere Klimaschutzziele zu einigen, scheiterten an Ländern wie China, Saudi-Arabien oder Indien, die ihre eigenen Schifffahrtsinteressen schützen wollten. Überhaupt ist das dringend notwendige "Netto-Null"-Ziel bis 2050 sehr ehrgeizig, da es dafür grundlegende Veränderungen in der Branche bedürfte. Denn noch immer fährt der Großteil der Hochsee-, Küsten- und Binnenschiffe mit Schweröl und Diesel.
Elektromotoren, wie sie bei Autos genutzt werden, sind für Containerschiffe keine Alternative, da sie zu große Entfernungen bewältigen müssen. Die Reedereien setzten daher verstärkt auf alternative Antriebe. Dabei ist nicht der Motor das Problem, sondern der Brennstoff. Eine mögliche Lösung sieht man in der Umstellung auf umweltfreundlichere Antriebsarten und Energieträger wie Biokraftstoffe, Batterien, Wasserstoff oder Ammoniak.
Methanol als Lösung?
Derzeit einsetzbar ist nur der Methanolantrieb, da hierfür auch die nötigen Motoren existieren. So hat die dänische Reederei Maersk vor einigen Jahren acht Containerschiffe bestellt, die mit grünem Methanol fahren sollen, der aus Erneuerbaren Energien hergestellt wird.
In der Branche besteht die Sorge, dass zu ehrgeizige Klimaziele zu anspruchsvoll und zu teuer sein könnten. Dabei zeigen aktuelle Untersuchungen jedoch, dass eine Halbierung der Schiffsemissionen in diesem Jahrzehnt die Gesamtbetriebskosten nur um etwa 10 Prozent erhöhen würde.
Der Generalsekretär der IMO, Kitack Lim, forderte in der letzten Woche daher auch die Delegierten auf, „Kompromisse einzugehen und Lösungen zu finden“ und beschrieb 2023 als „ein Jahr entschiedener Klimaschutzmaßnahmen“. Dafür brauche es aber auch politischen Willen, um die dringend notwendigen Transformationen zügig umsetzen zu können.