Gibt es durch den Klimawandel häufiger Tornados?
Wer erinnert sich noch? Mindestens acht bestätigte Tornados gab es alleine am 20. Mai diesen Jahres in Deutschland, unter anderem in Paderborn. Dabei gibt es auch hierzulande durchschnittlich 30-60 Tornados jedes Jahr! Doch treten diese durch den Klimawandel immer häufiger auf?
Das Sommerhalbjahr ist nicht nur Gewitterzeit, sondern auch Tornadosaison! Viele glauben, dass hauptsächlich in den USA Tornados vorkommen, aber sie treten in vielen Bereichen der Erde auf, auch hier in Mitteleuropa. Und sie können auch in Deutschland genauso stark sein wie in den Vereinigten Staaten.
Aber was genau ist ein Tornado? Man versteht darunter eine Luftsäule mit Bodenkontakt, mit mehr oder weniger senkrechter Achse unter einer Schauer- oder Gewitterwolke. Viele kennen auch den Begriff der Windhose, der gleichbedeutend ist, aber von Meteorologen aber aufgrund seiner "Verniedlichung" nicht gerne benutzt wird. Ein Tornado über dem Meer oder einem See wird als Wasserhose bezeichnet.
Wie entsteht ein Tornado?
Ein Tornado kann dann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt bzw. gehoben wird. Durch die frei werdende Kondensationswärme, in Verbindung mit starker vertikaler Windscherung (am Boden andere Windgeschwindigkeiten und -richtungen als in der Höhe) wird dabei ein rotierender Aufwindschlauch erzeugt.
Die meisten Tornados weisen dabei eine Lebensdauer von nur wenigen Minuten auf. Betroffen ist eine Strecke von wenigen hundert Metern bis zu ein paar Kilometern. Die Breite der Schneise beträgt in der Regel wenige Meter bis einige hundert Meter.
Die Stärke der Tornados wird anhand der Fujita- Skala (F- Scale) festgelegt. Diese reicht von F0 (unterhalb Orkanstärke <117km/h) bis F5 (ab ca. 420km/h). Verheerende Tornados (F4/F5) treten dabei hauptsächlich in Verbindung mit Superzellen im Bereich einer hochreichend rotierenden Gewitterzelle. Diese gibt es in der Regel etwa viermal pro Jahr.
Häufigere Tornados durch den Klimawandel?
Am 20. Mai 2022 gab es mindestens acht bestätigte Tornados in Deutschland bzw. einer im Grenzgebiet zu den Niederlanden. Bei solch einer großen Anzahl bei einem Unwetterereignis spricht man von einem Tornadoausbruch. Drei dieser Tornados waren starke Ereignisse (Merxhausen, Lippstadt und Paderborn; jeweils F2). Doch kann man daraus schließen, dass es im Zuge des Klimawandels immer häufiger zu Tornados kommen wird?
Werfen wir dafür mal einen Blick auf die Statistik. Alle Tornadoereignisse werden in der europäischen Unwetterdatenbank des ESSL (European Severe Storms Laboratory) gespeichert. Sämtliche Fälle oder Verdachtsfälle in Deutschland werden von der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland untersucht.
Etwa seit dem Jahr 2000 gibt es erst wieder robuste Zahlen und Untersuchungen. Anhand dieser Basis wurden im Schnitt jährlich 32 Tornados und 17 Wasserhosen registriert, wobei die Zahlen von Jahr zu Jahr erheblich schwanken, abhängig von der jeweiligen Wetterlage.
Um nun einen langfristigen Trend ableiten zu können, ist die Datenlage noch zu kurz. In der Meteorologie betrachtet man in der Regel einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren. Aber auch in den gut zwanzig Jahren seit dem Jahr 2000 ist keinerlei Trend in Bezug auf Anzahl und Stärke zu erkennen.
Zudem ist es im Zeitalter des Smartphones, in dem Wettereignisse von jedem und überall blitzschnell dokumentiert werden können, schwer zu beurteilen, ob es zu mehr Ereignissen oder schlicht zu mehr Nachweisen kommt.
Wie häufig und stark Unwetterereignisse und Tornados in Zukunft in Deutschland auftreten werden, ist daher nicht einfach zu beantworten. Einerseits könnte eine wärmere Luftmasse mehr Feuchtigkeit speichern und damit mehr Energie für Unwetter liefern.
Andererseits könnten vermehrte, wochenlange Hochdruckwetterlagen die Häufigkeit bremsen. Außerdem sind für die Entstehung von Tornados neben der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit, die Windverhältnisse in verschiedenen Höhen entscheidend. Hier ist aber noch völlig offen, wie diese sich in Zukunft verhalten werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Gegensatz zu den eindeutigen Trends zu immer höheren Temperaturen und häufigeren und intensiveren Hitzewellen, sowie zu mehr Starkniederschlägen, sich Tornados nicht als Argumentation in Sachen Klimawandel eignen.