Tauwetter! Wie schnell verschwindet eigentlich Schnee? Die Temperatur allein ist dabei nicht entscheidend!

Viel Schnee gab es in den vergangenen Wochen in weiten Teilen von Deutschland. Jetzt aber droht massives Tauwetter bis in die Hochlagen! Doch von welchen Faktoren hängt es eigentlich ab, wie schnell der Schnee verschwindet? Für viele kurios: Die Temperatur alleine spielt dabei gar nicht die entscheidende Rolle.

Tauwetter
Wie schnell Schnee verschwindet ist von verschiedenen Faktoren abhängig (Foto Markus Köss in Leutasch/Tirol im März 2022)

Das waren für Anfang Dezember teilweise beeindruckende Schneehöhen in weiten Teilen Deutschlands und den angrenzenden Alpenländern. Selbst in München lagen zwischenzeitlich bis zu einem halben Meter der weißen Pracht und ließen den Bahn- und Flugverkehr stillstehen.

Massives Tauwetter

Doch jetzt gibt es eine grundlegende Wetteränderung. Mit mehreren Tiefdruckgebieten vom Atlantik setzt sich die milde Luft in ganz Deutschland und auch in den Alpen durch. Mit dieser westlichen Strömung gibt es neben viel Regen bis in die Hochlagen auch jede Menge Wind und frostfreie Nächte!

Das alles sind ideale Voraussetzungen für ein massives Tauwetter mit einer schnellen Schneeschmelze. Was aber sind die Faktoren, die über die Geschwindigkeit des Verschwindens einer Schneedecke entscheidend sind?

Viele glauben es wäre die Lufttemperatur. Dabei kann Schnee beispielsweise bei Regen, Wind und nur 1 Grad Celsius deutlich schneller tauen als bei 10 Grad plus in trockener Luft. Damit haben wir schon ein paar Feinde der weißen Pracht ausgemacht. Schnee schmilzt besonders schnell, wenn es regnet oder wenn es sehr windig ist.

Aber fangen wir von vorne an. Denn schon kurz nach dem Schneefall verliert eine Schneedecke selbst bei Dauerfrost an Mächtigkeit. Der Grund ist, dass frisch gefallener und trockener Schnee sehr viel Luft enthält. Im Laufe der Zeit sackt diese lockere Schneedecke unter ihrem eigenen Gewicht mehr oder weniger zusammen.

Zusätzlich gilt, dass je höher der Wassergehalt der Schneedecke ist, desto kompakter ist die Schneedecke und je länger benötigt diese, um wegzutauen. Kommt dazu noch sehr trockene Luft und der Taupunkt und die Feuchttemperatur bleiben negativ, sublimiert der Schnee, das bedeutet er geht direkt in Wasserdampf über.

Der Taupunkt kann also über oder unter dem Gefrierpunkt liegen und beeinflusst damit auch das Tempo und die Art des Schneeschwundes. Die Luftfeuchtigkeit ist also mal wieder das Maß der Dinge und entscheidet darüber, wie schnell eine Schneedecke abtaut.

Trotz Plusgrade nur wenig Tauwetter

Bleibt also der Taupunkt und die Feuchttemperatur negativ, wird durch diesen extrem energieaufwendigen Verdunstungsprozess der Umgebung Wärme entzogen und die Schneehöhe nimmt in diesem Fall kaum ab. Das bedeutet konkret, dass in sehr trockener Luft selbst bei Temperaturen über 10°C (plus!) kaum Schnee verschwindet.

Erst bei feuchter Wärme, wenn sowohl Temperatur als auch Taupunkt und Feuchttemperatur über dem Gefrierpunkt liegen, geht der Schnee allmählich in den flüssigen Zustand über und beginnt zu tauen. Zusätzlich können Regen und auch starker Wind den Tauprozess deutlich beschleunigen. Diese Kombination gilt als der Schneekiller schlechthin.

Anders ist es bei geringer Windgeschwindigkeit, hier entsteht über dem Schnee eine Kaltluftschicht, die das Tempo des Schmelzens reduziert. Und wie schnell taut der aktuell besonders Richtung Alpen noch liegende Schnee? In flachen und mittleren Lagen sehr schnell, denn wie zum Beispiel der Trend für München zeigt, kommt es in den nächsten Tagen zu viel Regen und Wind, dazu ist es mild und auch die Nächte sind frostfrei. Der Schneekiller "par excellence" also!