Tagesaktuell: Die Oberflächentemperaturen der Ozeane

Die Ozeantemperaturen erreichten 2023 weltweit Rekordwerte - und steigen weiter an. Als Grund gilt der Klimawandel. Die Ozeane weisen auch täglich eine hohe Temperatur-Variabilität auf. Wetterextreme sind eine der Folgen davon.

Tägliche Veränderungen der Ozeantemperaturen sind dem anthropogenen Klimawandel zuzuschreiben

Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat in einer Studie vom 21. Mai 2024 ein Analysesystem vorgestellt, mit dessen Hilfe die Auswirkungen des Klimawandels auf die täglichen Oberflächentemperaturen in den Ozeanen der Erde abgeschätzt werden.

Interaktives Tool informiert über Temperaturveränderungen

Die Organisation Climate Central ist eine politikneutrale Non-Profit-Organisation. Die unabhängige Gruppe von Wissenschaftlern untersucht und erforscht die Fakten über unser sich veränderndes Klima. Sie berichtet darüber, wie dadirch das Leben von uns allen beeinflusst wird.

Ihre Datengrundlage basiert auf Analysen und Veröffentlichungen der Wissenschaft sowie Big Data, also digitale Technologien, die mit großen Datenmengen aus der Kommunikation und Informationsverarbeitung arbeiten

Climate Central analysiert die Bereiche Klimawissenschaft, Anstieg der Meeresspiegel, extreme Wetterereignisse sowie Themen aus dem Gebiet der Energiewirtschaft.

Der Climate Shift Index der Ozeane (Ocean CSI)

Basis des Ocean CSI ist ein Analysesystem, das den „Fingerabdruck“ des Klimawandels auf die täglichen Meerestemperaturen umrechnet.

Das System visualisiert, wie der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit beeinflusst hat, mit dem die täglichen Temperaturen der Meeresoberflächen an fast jedem Ort in den Weltmeeren schwanken bzw. tendenziell ansteigen.

Die Ocean CSI-Skala reicht von -1000 bis +1000. Positive Zahlen weisen auf Meeresoberflächentemperaturen hin, die eher auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Negative Werte verweisen auf Temperaturabweichungen, die weniger oder auch überhaupt nicht mit den Klimaveränderungen zusammenhängen. Ein Wert von Null deutet darauf hin, dass es keinen starken Einfluss des Klimawandels auf die Oberflächentemperaturen in einem Gebiet gibt.

Ein Beispiel: ein Wert von 800 bedeutet, dass der Klimawandel die beobachtete Veränderung der Oberflächentemperatur mindestens 800-mal wahrscheinlicher macht.

Eine Erwärmung der Meerestemperaturen wirkt sich sehr vielfältig auf Menschen, Wetter und Ökosysteme aus. Nach Ansicht der Autoren der Studie sowie Climate Central kann der Ocean CSI dazu beitragen, die Folgen der Veränderungen, wie tropische Zyklon-Intensionen (Hurrikans), extreme Starkregenereignisse, wie die aktuelle Vb-Wetterlage, Hitzeereignisse und Korallenbildung bzw. -bleichung besser einzuschätzen.

Damit verbunden sind Rückschlüsse auf Auswirkungen für die Meeresfischerei, die Wanderung von Wildtieren oder die „Gesundheit“ der Ökosysteme.

Grundlage: Studie Attributing daily ocean temperatures to anthropogenic climate change

Die Autoren der Studie, Joseph Giguere, Daniel Gilford und Andrew Pershing, haben mit ihrer Veröffentlichung ein neues System vorgestellt, dass zu Recht als „revolutionär“ bezeichnet werden kann. Hinter den Analyseoptionen steckt ein Multi-Methoden-Ansatz, der beobachtete Trends und gepaarte Steuer-/Zwangs-Klimamodelle der Version sechs des Coupled Model Intercomparison Project (CMIP) kombiniert.

Das CMIP koordiniert Klimamodellsimulationen weltweit im Rahmen des Weltklimaforschungsprogramms (WCRP). Ziel von CMIP ist es, die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Klimaveränderungen in einem Multi-Modell-Kontext besser zu verstehen und vorherzusagen. Um Modellergebnisse vergleichen zu können, erarbeitet CMIP unter anderem Standards für Simulationen, Datenformate und Auswertungsalgorithmen.

Dadurch bekommen die Klimaforscher die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse unmittelbar untereinander zu teilen, zu vergleichen und zu bewerten. Das Datenprodukt der sechsten Phase, das CMIP6, stellt neben Beobachtungsdaten eine wichtige Quelle für zuverlässige Klimainformationen dar. Auch der aktuelle Zustandsbericht AR6 des Weltklimarats IPCC basiert auf CMIP6-Daten.

Der jetzt vorliegende Ansatz des Climate Shift Index der Ozeane (Ocean CSI) zeichnet sich in seiner Umsetzung durch einfache Anwendung und genaue Datenlage aus. So entsteht eine schnelle Auswertung der zurechenbaren Meerestemperaturen zusammen mit der Echtzeitkommunikation von zuzuordnenden laufenden Wetterereignissen.

Das Forscherteam hat den Ocean CSI in den letzten Jahren beispielweise auf gut dokumentierte Hitzewellen in der Tasmanischen See, im Golf von Maine, im Mittelmeer sowie auf die globalen Bedingungen im Juli 2023 angewandt. So sollte bestätigt werden, dass der Ocean CSI seine Schätzungen im Einklang mit anderen Zuordnungsmethoden erstellt.

Zusammenfassung

Ich empfehle dringend die beiden Links zur Studie selbst, aber auch zum Ocean CSI-Tool von Climate Central.

Die aktuelle Vb-Wetterlage mit den katastrophalen Folgen für die Menschen in Rumänien, Österreich, Tschechien, der Slowakei und Polen hängt vor allen Dingen mit den hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer zusammen. Dies führte zu einer hohen Aufnahme von Feuchtigkeit in der Luft.

Das klassische Vb-Szenario wurde extrem genau vorhergesagt – und trat leider genau nach diesen Prognosen ein: sehr kalte Luft aus Norden traf auf die enorm feuchtigkeitsgeladene, warme Luft im Süden über dem Mittelmeer und bewegte sich nach Norden, wo sie auf die Bergkämme traf und dort „hängenblieb“. Die Folgen sind bekannt und bedauerlich.

Der Ocean CSI ist nicht mehr als ein Tendenztool.

Er kann die potenziellen Folgen der Klimaveränderungen mit den erhöhten Wassertemperaturen aktuell wiedergeben und Tendenzen einschätzen.

Die Ursachenbekämpfung liegt, wie bekannt, an uns selbst, denn der menschengemachte Klimawandel kann auch nur durch menschengemachte Maßnahmen dagegen beendet werden.

Links:

Studie: Tägliche Meerestemperaturen und der menschengemachte Klimawandel

Link zum Ocean CSI Index von Climate Central