Studie zeigt, dass die natürlichen Kräfte der Erde die Schmelze in der Westantarktis verringern können
Eine in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlichte Studie legt nahe, dass die Bodensanierung das Abschmelzen des Eises in der Westantarktis verringern könnte, allerdings nur, wenn die Kohlenstoffemissionen drastisch reduziert werden.
Forschungen eines internationalen Teams, dem auch Wissenschaftler der Penn State und der McGill University angehören, legen nahe, dass die natürlichen Kräfte der Erde dazu beitragen können, das Abschmelzen des Eises in der Westantarktis zu verringern und damit den Anstieg des Meeresspiegels abzumildern. Die Vorteile dieser natürlichen Dynamik können jedoch nur dann zum Tragen kommen, wenn die Kohlenstoffemissionen in den kommenden Jahrzehnten drastisch reduziert werden.
Wenn die Emissionen weiterhin in dem derzeitigen Tempo ansteigen, könnte der Verlust des Eises zu einem stärkeren Anstieg des Meeresspiegels beitragen als ursprünglich vorhergesagt, was schwerwiegende Folgen für die Küstengebiete auf der ganzen Welt hätte. Die Ergebnisse dieser Forschung wurden kürzlich in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht.
Kann die Erholung des Bodens den Eisverlust in der Antarktis aufhalten?
Diese Ungewissheit wird durch die Tatsache verstärkt, dass 700 Millionen Menschen in Küstengebieten leben, die vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein könnten, was bis zum Ende des Jahrhunderts Schäden in Milliardenhöhe verursachen könnte.
Die Studie unter der Leitung von Natalya Gomez, außerordentliche Professorin und Lehrstuhlinhaberin für Wechselwirkungen zwischen Eisschilden und Meeresspiegeln an der McGill University, konzentriert sich auf die Wechselwirkung zwischen Teilen des westantarktischen Eisschilds und dem darunter liegenden felsigen Boden, ein Aspekt, der bisher noch nicht untersucht wurde. Den Forschern zufolge ist diese Dynamik von entscheidender Bedeutung, um zu verstehen, wie Kohlenstoffemissionen das Verhalten von Eisschilden und damit auch den Meeresspiegel beeinflussen.
Die Wechselwirkung zwischen dem Eisschild und dem darunter liegenden Boden ist komplex. Das Gewicht der Eisschilde drückt das Land zusammen, aber wenn das Eis schmilzt, beginnt sich die Landoberfläche zu erholen, d. h. eine Art "Rebound", bei dem die Last geringer wird. Dieser Übergangsbereich, in dem der Eisschild nicht mehr auf dem Boden aufliegt, sondern im Meer zu schwimmen beginnt, wird als Fundamentlinie bezeichnet.
Dreidimensionale Modelle helfen bei der Analyse der Bodenerholung
Die Forscher fanden heraus, dass bei einer raschen Verringerung der Kohlenstoffemissionen und einer Begrenzung der globalen Erwärmung das Phänomen der Bodenerholung als natürliche Bremse wirken und den Verlust der Eismasse in der Antarktis um bis zu 40 Prozent verringern könnte. Steigen die Kohlenstoffemissionen jedoch weiter an und erwärmt sich der Planet rasch, wird dieser Effekt nicht ausreichen, um den raschen Eisverlust auszugleichen.
Um die Auswirkungen der dreidimensionalen Struktur der Erde auf den westantarktischen Eisschild und den künftigen globalen Meeresspiegel besser zu verstehen, koppelte das Forschungsteam ein globales Modell für die isostatische Anpassung der Gletscher - das die dreidimensionale Struktur der Erde einbezieht - mit einem dynamischen Eisschildmodell.
Dieses Modell stützt sich auf geophysikalische Feldmessungen im Rahmen des US-amerikanischen ANET-POLENET-Projekts, bei dem Netze empfindlicher Instrumente zur Aufzeichnung von Bodenuntersuchungen und seismischen Signalen in großen Teilen der Antarktis eingesetzt wurden. Diese Messungen waren für die Charakterisierung von Schwankungen in der Dicke und Konsistenz des Erdmantels in der Antarktis unerlässlich, erklärten die Forscher.
Quellenhinweis:
Gomez, N., Yousefi, M., Pollard, D., DeConto, R. M., Sadai, S., Lloyd, A., ... & Wilson, T. (2024). The influence of realistic 3D mantle viscosity on Antarctica’s contribution to future global sea levels. Science Advances, 10(31), eadn1470. 10.1126/sciadv.adn1470