Sonnenschutzmittel im Nordpol-Schnee: Unerwartete Umweltauswirkungen enthüllt
Forscher entdeckten Spuren von Sonnenschutzmitteln am Nordpol, was auf unerwartete Umweltauswirkungen hinweist. Die Studie, von der Ca' Foscari Universität Venedig und dem Nationalen Forschungsrat Italiens durchgeführt, enthüllt erstmals das Ausmaß der Verschmutzung.
Die Arktis, ein Ort, der oft als unberührt und abgelegen gilt, wird zunehmend zum Fokus wissenschaftlicher Forschung über Umweltauswirkungen. Diese aktuelle Studie konzentrierte sich auf die Gletscher des Svalbard-Archipels am Nordpol, wo Forscher Spuren von Sonnenschutzmitteln entdeckten. Das Erstaunliche dabei war, dass diese Spuren vorwiegend im Winter abgelagert wurden, wenn die Arktis von langen Nächten umhüllt ist.
Die Forschung, in Zusammenarbeit mit dem Universitätszentrum in Svalbard, hatte das Ziel, die Konzentration und Herkunft dieser Sonnenschutzmittel-Spuren zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass viele der analysierten Schadstoffe, darunter Benzophenon-3, Octocrylene, Ethylhexyl Methoxycinnamate und Ethylhexyl Salicylate, zuvor noch nie im arktischen Schnee identifiziert wurden.
Das wirft die Frage auf, wie diese Verbindungen an den Nordpol gelangten. Die Antwort liegt im Langstrecken-Atmosphärentransport, der kontaminierte Luftmassen aus Eurasien in die Arktis befördert. Interessanterweise wird in der arktischen Nacht, in der die Sonne nicht aufgeht, keine Sonnencreme verwendet, was die Ursache für diese Winterdepositionen darstellt.
Schadstoffe auf Gletschern: Raum- und Höhenvielfalt
Die Untersuchung erstreckte sich über verschiedene Standorte, von menschlichen Siedlungen bis zu entlegeneren Gebieten. Diese Vielfalt ermöglichte den Forschern nicht nur, die Präsenz, sondern auch das Verhalten dieser Schadstoffe genauer zu verstehen. Dabei zeigte sich, dass die Verteilung einiger Schadstoffe mit der Höhe variierte. Die meisten Verbindungen wiesen höhere Konzentrationen in niedrigeren Höhen auf, während UV-Filter wie Octocrylene und Benzophenon-3 auf den Gipfeln der Gletscher häufiger vorkamen.
Die Erklärung für diese Höhendifferenzen liegt in der atmosphärischen Zirkulation. Einige UV-Filter, die üblicherweise in Sonnencremes verwendet werden, wurden auf den Gipfeln der Gletscher gefunden. Dies deutet darauf hin, dass diese Schadstoffe aus niedrigeren Breitengraden stammen und durch atmosphärische Zirkulation in die Arktis gelangen.
Umweltauswirkungen und Schutzmaßnahmen
Die Daten aus dieser Studie haben nicht nur wissenschaftliches Interesse, sondern tragen erheblich zu den Diskussionen über den Umweltschutz in der Arktis bei. Die nachgewiesenen schädlichen Effekte auf aquatische Organismen, einschließlich Störungen der endokrinen und hormonellen Funktionen, verdeutlichen die Dringlichkeit weiterer Forschung und Maßnahmen.
Einige der identifizierten Verbindungen unterliegen bereits in bestimmten pazifischen Inseln Vorschriften und werden von der Europäischen Union untersucht. Die Forscher betonen die Notwendigkeit, die Reemission dieser Schadstoffe während des Schmelzens des Schnees zu quantifizieren. Angesichts der rapiden Veränderungen in der Arktis durch den fortschreitenden Klimawandel ist es von entscheidender Bedeutung, die Auswirkungen auf lokale saisonale Bedingungen genau zu analysieren, um angemessene Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Fazit
Die Entdeckung von Sonnenschutzmittel-Spuren am Nordpol eröffnet nicht nur neue Perspektiven für die Forschung, sondern auch für den Umweltschutz in entlegenen Regionen. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die globalen Auswirkungen unserer alltäglichen Produkte und unterstreichen die Dringlichkeit von Maßnahmen, um die Umweltauswirkungen in der sich schnell verändernden Arktis zu bewältigen.