So wirkt Hitze auf die Seele: Eine neue Studie enthüllt den Zusammenhang von Hitzewellen und psychischen Leiden
Der Zusammenhang von Hitze und psychischen Störungen ist noch weitestgehend unerforscht. Französische Forscher haben darum nun untersucht, welche Probleme während Hitzewellen auftreten und welche Erkrankungen besonders betroffen sind.
Hitzewellen stellen eine zunehmende Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Hinsichtlich der Auswirkungen extremer Temperaturen auf die psychische Gesundheit gibt es eine erhebliche Wissenslücke.
Französische Wissenschaftler, unter anderem der Université de Paris, haben darum nun untersucht, wie Hitze und Psyche zusammenhängen: In einer Studie erforschten sie den Zusammenhang zwischen extremen Temperaturen und Notaufnahmen aufgrund von psychischen Störungen.
Die Forscher verglichen dazu die Rate der Notaufnahmen aus psychiatrischen Gründen in französischen Krankenhäusern an Tagen, bei denen verschiedene Höchsttemperaturen vorherrschten, mit Tagen, an denen die Temperaturen unter dem Durchschnittswert lagen. Sie untersuchten auch die kumulative Wirkung von drei aufeinanderfolgenden Hitzetagen, alles jeweils zwischen dem 1. Juni und dem 15. September 2015 bis 2022.
Die meteorologischen Daten stammen vom französischen nationalen Wetterdienst Météo-France. Für die Studie wurden die täglichen Minimal- und Maximaltemperaturen, die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit während der warmen Jahreszeit auf Ebene der französischen Departements erhoben. Die französischen Überseedepartements wurden von der Studie ausgeschlossen.
Unter den analysierten 1.198.953 psychiatrischen Besuchen wurde ein erhöhtes Risiko für Demenz an Tagen mit der Perzentile 90, 95, 97,5, 99,5 und 99,9 festgestellt. Der kumulative Hitzeeffekt zeigte ebenfalls ein erhöhtes Risiko von 4 % bis 44 %.
Bei Psychosen wurde einen Anstieg von 5 % auf 7 % für den kumulativen Hitzeeffekt der Perzentile 90, 95 und 97,5 beobachtet. Umgekehrt wiesen Stimmungsstörungen ein verringertes Risiko von 14 % auf 7 % für die Perzentile 90, 95 und 97,5 sowie für die kumulativen Effekte auf.
Insgesamt ergab die Studie, dass Zeiten mit hohen Temperaturen mit einem deutlichen Anstieg der Notaufnahmen von Demenz- und Psychose-Patienten einhergehen, während die Zahl der Notaufnahmen von Patienten mit Stimmungsstörungen deutlich zurückgeht. Die Notaufnahmen könnten durch eine akute psychiatrische Dekompensation oder eine Krankheit, die stark von einer psychiatrischen Störung beeinflusst wird, bedingt sein.
Extreme Hitze hat also einen erheblichen Einfluss auf die psychische Gesundheit, insbesondere auf Demenz und Psychosen. Die Erkenntnisse der Forschung sind im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung und dem prognostizierten Anstieg von Hitzewellen von enormer Bedeutung.
Sie unterstreichen die Notwendigkeit, psychiatrische Praxen bei extremer Hitze zu unterstützen. Weitere Forschung ist unerlässlich, um ein umfassenderes Verständnis dieser Phänomene zu erlangen, genauso wie die Erforschung der Auswirkungen bestimmter meteorologischer Faktoren.
Diese Forschung hebt die Zusammenhänge zwischen Wetterbedingungen, extremen Temperaturen und psychiatrischen Störungen hervor und sie betont, wie wichtig es ist, die psychische Gesundheit bei künftigen Hitzewellen zu berücksichtigen.
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Quelle:
Nausicaa Christodoulou, Karine Laaidi, Gregory Fifre, Michel Lejoyeux, Marine Ambar Akkaoui, Pierre A. Geoffroy (2024): Heatwaves and mental disorders: A study on national emergency and weather services data. The European Journal of Psychiatry, 38, 3, 100249. https://doi.org/10.1016/j.ejpsy.2023.100249