So können Bauern ihre Böden vor Dürre schützen!
Es wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland immer trockener. Besonders die Landwirtschaft bekommen damit zunehmend Probleme. Was kann man tun?
Benedikt Bösel, ein 38-jähriger Bio-Bauer, betreibt in Brandenburg ein Landgut mit einem großen Bauernhof – mitten in der trockensten Gegend Deutschlands. Bösel zählt bereits heute zu den Aushängeschildern unter den Öko-Bauern. Er ist im Netz aktiv, betreibt eine Webseite, postet auf Instagram, hat ein Buch geschrieben und ist beliebter Talkshowgast. Überall dort – und natürlich auch gerne direkt auf seinem Hof, erzählt er, wie er den trockenen, dürren Boden retten will: mit Bäumen und Sträuchern!
Agroforst - als Lösung für Dürreschutz
In einem Interview mit ntv sagte Bösel, dass überall zu spüren sei, dass Wasser immer knapper wird und es keinen gesunden Boden mehr gibt. Sein Hof liegt in Alt Madlitz in der Gemeinde Briesen, etwa eine Stunde von Berlin entfernt. Er führt dort seinen großen Bio-Betrieb mit 1000 Hektar Ackerland und 2000 Hektar. Er sieht seine Felder als eine Art Versuchslabor und hat in einer der niederschlagsärmsten Regionen Deutschlands angesichts der Klimakrise neue Formen der Landnutzung entwickelt.
Die Basis seines Ansatzes sind Agroforst-Systeme, mit denen Dürreschäden und Erosion verringert werden. Er pflanzt Bäume und Sträucher und kombiniert sie mit Ackerkulturen. Seine Gehölze stehen in regelmäßigen Abständen in Reihen auf den Feldern. Landwirtschaftsexperten bestätigen seinen Lösungsansatz, mit dem Feuchtigkeit besser im Ackerboden gehalten wird und Wetterextreme weniger Erosionsschäden anrichten. Bösel sagt, dass es in der Landwirtschaft meist so sei, dass man im Ackerbau »…schön lange geradeaus fahren möchte.« In seiner Arbeit kooperiert Bösel mit mehreren Forschungsinstituten.
Der Dürrestreifen in Deutschland
Laut dem Dürremonitor beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist es in einem Streifen vom östlichen Niedersachsen über Sachsen-Anhalt bis Berlin und Brandenburg schon seit fünf Jahren permanent zu trocken. In Dürre-Sommern ist zu sehen, wie Traktoren lange Staubwolken hinter sich her ziehen. Klaus Müller, ein Professor am Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung (ZALF) meint dazu »Wir haben die Landschaft ausgeräumt, immer größere Flächen einheitlich bewirtschaftet, das führt zu Nachhaltigkeitsproblemen.
Bei Biolandwirt Bösel, der in 2022 auch Landwirt des Jahres war, gilt: kein Acker ohne Baumreihen. Zitterpappeln, Ahorn, Birken, aber auch Haselnussbaum und Obstsorten wie Pflaumen, Birnen und Mispeln wachsen auf seinen Äckern. Seine Böden deckt er mit Mulch ab, um Feuchtigkeit besser zu halten.
Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft ist überzeugt, dass große Ackerflächen, kontraproduktiv sind, und zwar nicht nur für die Ernte, sondern auch für die Rendite und damit die Einkommenssituation der Landwirte. Der Vorstandsvorsitzende des Fachverbandes, der Forstwissenschaftler Christian Böhm sagte in einem Interview, dass sich die bisherige Ackerbaumethodik bereits räche. Wenn das Wetter nicht mehr mitspiele, würden die Landwirte häufiger mit Ernteausfällen konfrontiert.
Auch Tobias Cremer, ein Forstwissenschaftler der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde sieht mehrere Vorteile der Agroforstwirtschaft: Schutz vor Winderosion, geringerer Feuchtigkeitsverlust im Boden, Humusausbau, Erhalt der Artenvielfalt. In der Landwirtschaft gebe es langsam ein Umdenken. Zunehmende Düngung und eine Fortsetzung bzw. Steigerung der intensiven Bewirtschaftung würden dem ohnehin schon auf ausgelaugtem und generell zu trockenem Boden schaden. Seiner Meinung muss die Landwirtschaft umdenken, denn die Klimaveränderungen mit Extremtemperaturen und Extremwetterereignissen wie Starkregen ließen ein „Weiter so!“ nicht mehr zu. Sein Institut betreut Modellprojekte zu Agroforst. Ihm zufolge steht die Agroforst-Landnutzung noch am Anfang, auch wenn das Interesse bei Landwirten in Deutschland wachse. Leuchturmprojekte wie der Ansatz der Biolandwirts Bösel sind ein wichtiger Ansatz, denn sie zeigen anderen Landwirtschaftsbetrieben, dass der Einsatz von Agrofost-Systemen die dürren, ausgetrockneten Böden retten kann.
Auch in der Landwirtschaft ist eine Transformation notwendig
Der Deutsche Bauernverband hat bisher eher abwartend auf das Thema Agroforst reagiert, da die Vorkosten für Bäume und Sträucher zu Skepsis und damit zu Vorbehalten bei den Landwirten sorgen würden. Auch sei es aufwendiger, die Fläche zu bewirtschaften (siehe das obige Zitat des »…schön lange geradeaus Fahrens«).
Laut dem Fachverband für Agroforstwirtschaft muss ein Landwirt pro Hektar ca. 6.000 Euro investieren. Gefördert wird die Investition bisher lediglich mit 60 Euro je Hektar. Einigkeit bei allen Verbänden gibt es beim Nutzen für das Klima. Bäume und Sträucher binden das Treibhausgas CO2 und der Acker kann auch durch mehr Humusaufbau zu einem besseren Kohlenstoffspeicher werden.
Benedikt Bösel in Alt Madlitz sieht sich als Pionier und sagt dazu: »Wenn diese Methoden der regenerativen Landwirtschaft hier auf unserem Extremstandort ökonomisch, ökologisch und sozial funktionieren, dann können sie auch in anderen Regionen erfolgreich angewendet werden.«
Nicht nur die Energiewirtschaft und die Industrie sind auf einem Transformationspfad. Auch die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Beispiele wie das Projekt des Brandenburger Bio-Landwirts zeigen, dass manche Betriebe die Zeichen der Zeit erkennen und ihre Zukunft den Klimaveränderungen anpassen.