Steht der Skitourismus durch die Klimakrise vor dem Aus?

Der Skitourismus ist besonders in den Alpen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch dem Skisport schmilzt im wahrsten Sinne des Wortes die Daseinsgrundlage weg. Wird in Zukunft durch die fortschreitende Klimakrise überhaupt noch Skifahren in den Bergen möglich sein oder steht der klassische Wintertourismus vor dem Aus?

Schneekanone
Auch mithilfe von Schneekanonen soll die Skisaison unabhängiger vom natürlichem Schnee werden

Die Folgen des Klimawandels sind überall spürbar. Das betrifft natürlich auch den Wintertourismus in den Alpen, sowie in den Mittelgebirgen. Dabei stellt sich die Frage, ob der Skitourismus mit fortschreitender Erwärmung überhaupt noch eine Zukunft hat.

Der Wintertourismus ist von großer Bedeutung für viele Regionen, weil er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Skifahren gehört in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten. Über acht Millionen Deutsche betreiben aktiv Ski alpin. Dabei liegt Österreich weit vorne beim Skitourismus mit 51 Millionen Skifahrertagen pro Saison. Unter Skifahrertagen versteht man die Anzahl der Gäste, die an einem Tag das erste Mal eine Liftanlage nutzen, das heißt, auch bei mehrmaliger Beförderung wird pro Gast nur ein Skifahrertag berechnet.

Tiefe Lagen vor dem Aus, hohe Lagen könnten profitieren

In den tieferen Lagen der Alpen und in den Mittelgebirgen ist die Lage jetzt schon äußerst schwierig und wird sich in Zukunft weiter verschärfen. Hier gibt es im Durchschnitt immer weniger Schnee und immer mehr Gebiete gelten als nicht mehr schneesicher. Ohne künstliche Beschneiung wäre hier in vielen Regionen heute schon kein lukrativer Skibetrieb möglich.

In den höheren Lagen der Alpen ist die Situation noch nicht so problematisch. Laut Marc Olefs von der Abteilung Klimaforschung der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wird die Schneebedeckung in den Regionen zwischen 1500 und 2500 Meter Seehöhe bis ins Jahr 2100 um 25 Prozent geringer sein. Dies gelte, wenn die Menschheit so weiter mache wie bisher. Mit wirksamen Klimaschutz liege das Minus, laut einer Studie der ZAMG mit der Uni Innsbruck, immer noch bei 10 Prozent.

Aber dies bedeutet im Umkehrschluss auch, dass es insbesondere oberhalb von 1500-2000 Höhenmetern immer noch möglich sein wird, Skisport zu betreiben. Im Kernwinter ist es in diesen Höhen dann immer noch kalt genug. Ob Regionen oberhalb von 2000 Metern im Winter sogar mehr Schnee als heute haben, ist in der Wissenschaft noch nicht hinreichend geklärt. Sollten die Niederschlagsmengen in Zukunft im Winter zunehmen, würde dieser Niederschlag in diesen Höhen trotz Erwärmung weiterhin als Schnee fallen.

Dramatisch wird die Situation hingegen in Lagen unterhalb etwa 1000 Meter Seehöhe. Hier wird es einen viel drastischeren Rückgang der Schneedecke geben. Dies kann mittel- und langfristig zum Verschwinden von Skigebieten führen. Laut Marc Olefs wird sich in Zukunft das Skifahren eher auf Gunstlagen reduzieren, sprich auf die Hochlagen und die größeren Gebiete.

Enorme Kosten für Aufwand und Energie

Aber nicht nur höhere Temperaturen machen dem Skitourismus zu schaffen. Es bedarf einem immer höheren Aufwand, um die Maschinerie hinter dem Schneesport gerecht zu werden. Dabei ist die technische Beschneiung zwar eine wirksame Maßnahme gegen den Schneemangel, jedoch muss zukünftig mehr Schnee an immer weniger ausreichend kalten Tagen produziert werden.

Gerade in der aktuellen Energiekrise treibt dies die Kosten in die Höhe. Dabei ist vor allem der Strom, aber auch der Diesel für die Pistenfahrzeuge ein enormer Treiber. Gerade kleinere und niedrig gelegene Skigebiete werden Schwierigkeiten haben, diese Kosten noch stemmen zu können. Profitieren könnten hiervon schneesichere Regionen in den Hochlagen der Alpen, die auch am ehesten höhere Preise durchsetzen könnten.

Über kurz oder lang muss aber auch dem Wintertourismus eine Wende zur Nachhaltigkeit gelingen. Großes Potenzial liegt dabei auch in der Energieerzeugung komplett aus erneuerbaren Energien. Den größten CO2-Fußabdruck erzeugt aber oft die An- und Abreise mit dem eigenen Auto. Hier gibt es noch viel Luft nach oben, um auch die Mobilität in Zukunft deutlich klimafreundlicher zu gestalten.