Revolution aus Göttingen: Das Herzpflaster könnte die Behandlung von Herzschwäche weltweit verändern

Ein bahnbrechender Durchbruch in der Herzmedizin aus Deutschland: Forscher der Universitätsmedizin Göttingen haben das sogenannte ‚Herzpflaster‘ entwickelt – eine revolutionäre Therapie gegen Herzschwäche, die das Potenzial hat, die Behandlung von Millionen Patienten weltweit zu verändern.

Therapieoption, Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
Seit 2021 testen die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) das innovative „Herzpflaster“ als Therapieoption für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz

Die Behandlungsmöglichkeiten für Herzinsuffizienz, eine der häufigsten und schwerwiegendsten Herzerkrankungen, waren bisher begrenzt. Doch eine neue Studie öffnet nun die Tür zu einer revolutionären Therapie, die möglicherweise die Zukunft der Herzmedizin prägt: das sogenannte „Herzpflaster“.

Diese innovative Methode, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) entwickelt wurde, könnte eine entscheidende Alternative zu herkömmlichen mechanischen Unterstützungssystemen wie Herzpumpen darstellen.

Vom Labor zum Herzen der Patienten

Die Reise des Herzpflasters begann vor über 30 Jahren in einem Labor, als Forscher um Prof. Dr. Wolfram-Hubertus Zimmermann begannen, aus induzierten pluripotenten Stammzellen funktionalen Herzmuskel zu züchten.

Heute ist das Herzpflaster mehr als nur ein Konzept. In einer weltweit einzigartigen klinischen Studie wird diese Methode nun bei Menschen erprobt.

Bereits im Jahr 2021 wurden die ersten Herzpflaster erfolgreich bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz implantiert. Diese Patienten, bei denen herkömmliche Therapien keine ausreichende Wirkung mehr zeigten, erhielten ein Pflaster, das bis zu 200 Millionen Herzmuskelzellen enthält. Ziel der Behandlung war es, das Herz zu stärken, indem neues Herzgewebe aufgebaut wird.

Erste Erfolge und positive Ergebnisse

Die Ergebnisse der ersten klinischen Tests sind vielversprechend: Bildgebende Verfahren und Gewebeanalysen zeigen, dass die implantierten Zellen langfristig überleben und zur Verbesserung der Herzfunktion beitragen.

Besonders bemerkenswert ist, dass diese Therapie nicht nur das Herz muskulär unterstützt, sondern eine dauerhafte Reparatur des geschwächten Herzmuskels fördert. Für viele Patienten, die von einer chronischen Herzinsuffizienz betroffen sind, könnte dies eine neue Hoffnung darstellen.

Sicherheit und Wirksamkeit – Ein Meilenstein in der Forschung

Die erfolgreiche Anwendung des Herzpflasters ist das Ergebnis intensiver vorklinischer Tests. In Tiermodellen, insbesondere an Rhesusaffen, wurde die Sicherheit und Wirksamkeit der Methode unter realitätsnahen Bedingungen geprüft.

Die Forscher konnten zeigen, dass das transplantierte Gewebe in der Lage ist, die Herzleistung zu steigern, ohne gefährliche Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen oder Tumorbildung zu verursachen. Diese Erfolge ebneten den Weg für die klinische Studie, die nun weltweit erste klinische Daten zur Anwendung des Herzpflasters liefert.

Zukünftige Perspektiven und breitere Anwendung

Derzeit befinden sich 15 Patienten in der Behandlung mit der neuen Methode. Eine zweite Phase der klinischen Studie wird bis Ende 2025 erste Daten zur Wirksamkeit des Herzpflasters liefern, wobei die Behandlungen mit einer Zellzahl von bis zu 800 Millionen Herzmuskelzellen durchgeführt werden.

Die Hoffnung der Forscher ist, dass diese Technologie künftig eine sinnvolle Alternative zu mechanischen Herzunterstützungssystemen darstellen könnte, die derzeit nur einen temporären Ersatz bieten.

Herzinsuffizienz, Demografischen Wandel, Herzpflaster
Angesichts des demografischen Wandels könnte das Herzpflaster bald eine Schlüsselrolle in der Behandlung von Herzinsuffizienz spielen.

Ein neuer Hoffnungsträger für die Herzmedizin

Prof. Zimmermann und sein Team blicken zuversichtlich in die Zukunft:

Diese neue Therapie hat das Potenzial, eine der größten Herausforderungen in der Herzmedizin zu bewältigen – die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche, die bisher keine weitere Hilfe mehr erwarten konnten.

Angesichts der steigenden Zahl an Herzinsuffizienz-Erkrankungen, die durch den demographischen Wandel weiter zunehmen dürften, könnten solche innovativen Therapien wie das Herzpflaster bald eine Schlüsselrolle in der kardiologischen Versorgung spielen.

Mit der fortschreitenden Forschung und Entwicklung dieser Technologie könnte eine neue Ära in der Behandlung von Herzkrankheiten eingeläutet werden – eine, in der die Regeneration des Herzens nicht mehr nur ein Wunschtraum ist, sondern zur realen Option für Millionen von Patienten wird.

Quelle

  1. Jebran, A.F., Seidler, T., Tiburcy, M., et al., Engineered heart muscle allografts for heart repair in primates and humans, Nature (2025).
  2. DZHK Newsroom. (29. Januar 2025). DZHK-Studie ebnet Weg für "Herzpflaster"-Therapie bei Herzschwäche. Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung. Abgerufen von https://dzhk.de/newsroom/aktuelles/news/artikel/dzhk-studie-ebnet-weg-fuer-herzpflaster-therapie-bei-herzschwaech