Quantentornado: Britische Wissenschaftler simulieren verzerrte Raumzeit mithilfe eines winzigen schwarzen Lochs
Britischen Wissenschaftlern ist es gelungen, mit vielen kleinen Quantenwirbeln aus supraflüssigem Helium einen Quantentornado zu erzeugen, an dem sich die Eigenschaften schwarzer Löcher untersuchen lassen.
Forscher haben mithilfe von sogenannten Quantenwirbeln ein schwarzes Loch simuliert. Mit supraflüssigem Helium konnten sie ein Gebilde erzeugen, das einem schwarzen Loch ähnelt und auch ähnliche physikalische Eigenschaften hat. Mit den Erkenntnissen lassen sich Rückschlüsse auf die Raumzeit-Verzerrungen an schwarzen Löchern ziehen.
Wissenschaftlern der University of Nottingham, des King's College London und der Newcastle University ist es nun in einem Experiment gelungen, aus vielen kleinen instabilen Quantenwirbeln einen stabilen Quantentornado zu erschaffen. In diesem können sie die Gravitationsbedingungen rotierender schwarzer Löcher beobachten.
Supraflüssiges Helium mit ungewöhnlichen Quanteneigenschaften
Um Schwerkraft mit Flüssigkeiten vergleichen zu können, muss die Viskosität aufgehoben werden – was beispielsweise bei kryogenem Helium geschieht. "Die Verwendung von supraflüssigem Helium hat es uns ermöglicht, winzige Oberflächenwellen detaillierter und genauer zu untersuchen als mit unseren früheren Experimenten in Wasser", erklärt Dr. Patrik Švančara, School of Mathematical Sciences an der University of Nottingham, Hauptautor der in Nature veröffentlichten Studie.
Das Team konstruierte ein kryogenes System für einige Liter supraflüssiges Helium bei Temperaturen unter –271 °C. Bei dieser Temperatur erlangt flüssiges Helium ungewöhnliche makroskopische Quanteneigenschaften. Beispielsweise rinnt die Flüssigkeit am Rand eines Behälters nach oben.
Normalerweise sind Quantenwirbel instabil. "Supraflüssiges Helium enthält winzige Objekte, sogenannte Quantenwirbel, die dazu neigen, sich voneinander zu entfernen", erläutert Dr. Patrik Švančara.
Die Forscher entdeckten Parallelen zwischen dem Wirbelstrom und dem Schwerkrafteinfluss schwarzer Löchern auf die umgebende Raumzeit. In Zukunft könnte mit solchen Riesen-Quantenwirbeln der komplexe Bereich gekrümmter Raumzeiten simuliert und untersucht werden.
Von Wirbelströmen zu Raumzeit-Verzerrungen bei schwarzen Löchern
Prof. Dr. Silke Weinfurtner berichtet, dass bereits 2017 in Vorgänger-Experimenten zum ersten Mal Ähnlichkeiten zu schwarzen Löchern zu beobachten waren. Dies sei bereits der Durchbruch für das Verständnis von Phänomenen gewesen, die sich normalerweise gar nicht untersuchen lassen.
Die Forschung wird mit 5 Millionen Pfund vom Science Technology Facilities Council bezuschusst, das unter anderem die Teams der University of Nottingham, der Newcastle University und des King's Colleges in London für ihre Arbeit erhalten.