Privatjets schaden dem Klima immer mehr - wie schädlich sind sie wirklich?

Es mag seltsam erscheinen, einen Artikel über einen Personenkreis zu schreiben, dem nur 0,003 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung oder in Zahlen 260.000 Personen angehören. Da der klimaschädliche Einfluss dieser Gruppe aber in Relation zu den restlichen Passagierflügen aber so bedeutend ist, betrachte ich einen Bericht über Privatjets und ihre Nutzung als wissenswert für die Allgemeinheit.

Privatflugzeuge - kurze Strecken mit großer Wirkung

Privatjets und ihre Bedeutung im Flugverkehr

Die Flüge in Privatjets tragen unverhältnismäßig stark zum CO2 -Ausstoß des globalen Flugverkehrs bei. Der Trend zum Privatflug steigt ständig an. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Linné-Universität in Kalmar (Schweden). Sie trägt den Titel »Private aviation is making a growing contribution to climate change« und wurde am 8. November im Fachblatt Communications Earth & Environment veröffentlicht.

Die Studie zeigt, dass die Emissionen durch Privatjets zwischen 2019 und 2023 um 46 Prozent zugenommen haben. Bemerkenswert sind die Größenrelationen des Personenkreises, der Privatflugzeuge nutzt, nämlich nach den Analysen der Forschenden nur rund 260.000 Menschen.

Verheerender Fußabdruck am Himmel

Während es insgesamt einige Sektoren gibt, die ihre Treibhausgasemissionen tatsächlich reduzieren konnten, wuchsen die Privatflugaktivitäten nach einer winzigen Corona-Delle buchstäblich in den Himmel. Dies ist gleichbedeutend mit einer katastrophalen CO2 – Bilanz der flexibel und von anderen Passgieren ungestörten fliegenden Himmelsstürmer.

Die Forschungsgruppe um Stefan Gössling hat errechnet, dass Privatjetflüge im Jahr 2023 rund 15,6 Megatonnen CO2 ausgestoßen haben. Das entspricht immerhin einem Anteil von 1,8 Prozent an den Emissionen des kommerziellen, globalen Flugverkehrs. Der größte Anteil an den Flügen waren Kurzreisen. Fast die Hälfte der Flüge bleibt laut der Studie unter 500 Kilometer Flugstrecke.

Transponder-Daten als Grundlage

Grundlage der Studie waren ausgewertete Flugdaten von sogenannten Transpondern. Diese kleinen Sender, die sich generell an Bord von Flugzeugen befinden, dienen der Identifikation und sollen Kollisionen in der Luft verhindern. Auch private Flugzeuge empfangen und senden Transponder-Daten. Bekannte Flug-Tracking-Dienste wie Flight Aware oder Flightradar24 basieren auf solchen Transponder-Informationen.

Gössling und seine Kollegen Andreas Humpe und Jorge Cardoso Leitão nutzten für ihre Auswertungen die Plattform ADS-B Exchange. Sie sammelten damit Daten von 18.655.789 Privatflügen, die zwischen 2019 und 2023 von 25.993 registrierten Privatflugzeugen durchgeführt wurden. Nicht berücksichtig wurden Kleinstflugzeuge.

Danach berechneten sie die CO2 -Emissionen jedes Fluges durch eine Kombination des angegebenen Treibstoffverbrauch des jeweiligen Flugzeugmodells mit der Flugdauer und der Flugroute. Die Ergebnisse dieses komplexen Rechenverfahrens wiesen neben der bereits erwähnten Steigerung der CO2 -Emissionen durch Privatflüge um 46 Prozent innerhalb von vier Jahren.

Auch stellte das Autorenteam fest, dass die besonders intensiven Nutzerinnen und Nutzen von Privatflügen im Jahr 2023 pro Person jeweils 2400 Tonnen CO2 zur Gesamtbilanz beitrugen. Dies ist fast 300-mal mehr als die durchschnittliche Emissionsmenge pro Person in Deutschland im Jahr 2020 – nur aus Flügen, also ohne weitere CO2 - Bilanzbeiträge dieser Gruppe.

Veranstaltungen als Turbo für Privatjets

Große internationale Veranstaltungen erwiesen sich in der Analyse der Forschungsgruppe als besonders klimaschädlich, da sie mit einem besonders hohem Privatflugaufkommen verbunden sind. So wurden während der UN-Klimakonferenz den Vereinigten Arabischen Emiraten im Jahr 2023, der COP 28, bei 644 Privatflügen 4800 Tonnen CO2 freigesetzt. Bei der Fifa-Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar waren es sogar 14.700 Tonnen.

Die Wissenschaftler betonten in ihrem Bericht, dass die verwendeten Daten den tatsächlichen Privatflugverkehr nicht komplett abbilden. So konnten zum Beispiel in den USA unter einer privaten Identifikationsnummer registrierte Jets nicht analysiert werden. Auch könnten Regierungs- oder Rettungsflüge, die nicht dem Transport von Einzelpersonen dienten, zu einer allerdings sehr leichten Überschätzung des Privatflugverkehrs führen.

Anstieg auch im deutschsprachigen Raum

Die durch die Forschungsgruppe festgestellte Steigerung lässt für die weitere Entwicklung eher Schlimmes befürchten. Jonathan Köhler vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Karlsruhe), der nicht an der Studie beteiligt war, meinte in einem Interview, die Studie zeige, dass die große Mehrheit der Privatflüge in den USA und in Europa stattfinde.

Köhler weiter:

Wenn nun insbesondere China und Indien wohlhabender werden, ist zu erwarten, dass die Anzahl der globalen Privatflüge stark wachsen wird. Auch im deutschsprachigen Raum kann von einem Anstieg ausgegangen werden – denn auch hier wächst die Anzahl sehr reicher Leute.

Aktuell ist der private Fluganteil im deutschsprachigen Raum noch vergleichsweise gering. Laut der Studie erzeugten die von Deutschland im Jahr 2023 ausgehenden Flüge etwa 0,22 Megatonnen CO2. In Österreich waren es etwa 0,05 Megatonnen und in der Schweiz etwa 0,17 Megatonnen.

Laut Eurocontrol verursachte der gesamte im Jahr 2023 von Deutschland startende Flugverkehr dagegen 26,76 Megatonnen Kohlendioxid.


Ich habe die Studie verlinkt, denn die Grafiken und Einzelergebnisse sind auf alle Fälle sehr lesenswert

Quellenhinweis:

Studie: Private aviation is making a growing contribution to climate change