Pestizide: Rückstände in Obst und Gemüse können die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen
Harvard-Forscher haben einen Zusammenhang zwischen Pestizidrückständen in der Ernährung und der männlichen Fruchtbarkeit entdeckt. Demnach beeinflussen höhere Pestizidrückstände die Befruchtungsrate negativ.
Wissenschaftler konnten belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen der männlichen Fruchtbarkeit und der Ernährung gibt. Für die Untersuchung wurden Paare, die sich für eine Fruchtbarkeitsbehandlung im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation entschieden hatten, auf bestimmte Ernährungseinflüsse hin untersucht.
Die Studie wurde unter der Leitung von Jorge Chavarro, Professor für Ernährung und Epidemiologie an der Harvard T. H. Chan School of Public Health, durchgeführt und auf dem 2024 Scientific Congress and Expo der American Society for Reproductive Medicine präsentiert.
Als Datengrundlage dienten Selbstauskünfte zur Ernährung der männlichen Partner, was eine Abschätzung der Pestizidrückstände aus Obst und Gemüse erlaubte. Ergebnis der Untersuchung war, dass eine höhere Exposition mit niedrigeren Befruchtungsraten verbunden ist.
Chavarro und seine Kollegen untersuchten 244 Männer im Durchschnittsalter von 37 Jahren und deren Partnerinnen im Durchschnittsalter von 35 Jahren aus der Studie Environment and Reproductive Health (EARTH), bei der im Zeitraum von 2004 bis 2019 437 Zyklen assistierter Reproduktionstechniken untersucht wurden.
Die Forscher kombinierten dazu Daten des US-Landwirtschaftsministeriums mit den Selbstauskünften zur Nahrungsaufnahme, um die Menge an Pestizidrückständen aus Obst und Gemüse in der Nahrung festzustellen. – Das primäre Ergebnis war die Befruchtungsrate, das sekundäre Ergebnis war die Wahrscheinlichkeit von Zyklen mit geringer Befruchtung.
„Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Exposition gegenüber Pestizidrückständen über die Nahrung möglicherweise einen so wichtigen Einfluss auf die Fortpflanzungsfunktion hat, dass sie über die bisher beschriebenen Auswirkungen auf die Samenqualität hinausgeht“, so Chavarro.
„Dies deutet darauf hin, dass die Exposition gegenüber Pestiziden in Mengen, die von den US-amerikanischen Aufsichtsbehörden als sicher für den menschlichen Verzehr eingestuft werden, die Fähigkeit der Spermien beeinträchtigen kann, Eizellen zu befruchten.“
Allgemeine Ernährungsempfehlungen genügen
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst und Gemüse mit hohen Pestizidrückständen durch männliche Partner und einer reduzierten Befruchtungsrate bestand. Paare, bei denen die männlichen Partner nur geringe Mengen solcher belasteten Lebensmittel konsumierten, wiesen hingegen höhere Befruchtungsraten auf.
Zudem zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit niedriger Befruchtungszyklen bei Paaren geringer war, wenn der männliche Partner nur wenige Pestizidrückstände über Obst und Gemüse aufnahm. Umgekehrt stieg das Risiko für weniger erfolgreiche Befruchtungszyklen, wenn die männlichen Partner größere Mengen an Obst und Gemüse mit hohen Pestizidrückständen konsumierten.
„Es gibt eigentlich keine spezifischen (Ernährungs-)Richtlinien (für Obst und Gemüse), die wir Paaren empfehlen können, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen oder versuchen, schwanger zu werden“, so Jorge E. Chavarro während der Präsentation. „Aber wir haben sehr solide Ernährungsempfehlungen für die allgemeine Bevölkerung, um die Gesundheit im Allgemeinen und in Bezug auf bestimmte Faktoren zu erhalten.“