Über Barber, Blizzard, Tanga Mbili und Co! Originelle Windnamen!
Der Wind – also bewegte Luft - wird generell nach der Richtung benannt aus der er weht. Dementsprechend wird ein von Norden kommender Wind als Nordwind bezeichnet, ein aus Osten wehender Wind Ostwind und so weiter. Doch neben der offiziellen Bezeichnung nach den Himmelsrichtungen gibt es zumindest in dem jeweiligen lokalen Sprachgebrauch auch Winde mit besonderen Namen.
Bei diesen lokalen Winden handelt es sich um die sogenannten regionalen Windsysteme, die für eine Region oder auch nur einen Ort so bedeutend sind, dass die Einwohner diese mit einem speziellen Namen versehen haben. Zu finden sind besonders benannte regionale Windsysteme in allen Teilen der Welt, d.h. in jeder Gesellschaft. Der ein wenig zu sehr meteorologisch fokussierte Verfasser dieser Zeilen, konnte beispielsweise bisher knapp 1554 Windnamen aus den verschiedensten Winkeln der Welt sammeln., wobei ein paar sicherlich die gleichen Winde, nur aber eben mit lokal leicht abgewandelten Namen bezeichnen.
Einige der Windnamen sind recht bekannt, nicht zuletzt auch durch einen großen deutschen Automobilhersteller, der einige seiner Modelle nach regionalen Winden benannt hat. Daneben ist natürlich beispielsweise der Föhn fast jedem ein Begriff, wobei der Wind in einigen Teilen für allerlei verantwortlich gemacht wird bzw. auch schon vor Gericht zu einer bedeutende Schuldminderung geführt hat. Aber um diese bekannten Windsysteme solle es hier nicht gehen. Es soll nur eine kleine Auswahl der originellsten Windnamen also quasi ein Appetithappen gegeben werden, die evtl. in Zukunft in loser Reihe fortgeführt wird.
Der 'Barbier' macht als Schneesturm weiße Bärte
Nun fangen wir mal mit Nordamerika, speziell in Ost-Kanada am St. Lorenzstrom an. Hier gibt es den sogenannten ‚Barber‘. Beim ‚Barber‘ handelt es sich um einen kräftigen Schneesturm mit kalter und feuchter Luft aus West bis Nordwesten. Letztlich kann der ‚Barber‘ als lokaler Name des bekannteren Blizzards angesehen werden. Im Gegensatz zum ‚Blizzard‘, dem eine lautmalerische Namensherkunft nachgesagt wird, basiert die Bezeichnung ‚Barber‘ auf eine Wirkung an den unrasierten männlichen Zeitgenossen. Denn bei einem Aufenthalt im Freien, gefriert beim Schneesturm die kalte und feuchte Luft durch Kontakt schnell und sichtbar an Haaren und Bart. Durch den weißen Reifüberzug sieht nun der Bart so aus, als ob er mit Rasierschaum eingepinselt wurde. Also genau so, wie bei der klassischen Nassrasur beim Babier, der im Englischen eben ‚Barber‘ genannt wird.
Wem jetzt bei der Beschreibung dieses Windes zu kalt geworden ist, der wird jetzt hier evtl. eine nette Erwärmung bekommen. Denn nun geht es nach Ostafrika, nach Sansibar.
Der Wind der 'zwei Segel' in Sansibar
Hier werden schwache umlaufende Winde, die vornehmlich in der Übergangszeit zwischen dem Sommer- und Wintermonsun vorkommen, auch als 'Tanga Mbili' bezeichnet. Der ‚Name‘ kommt - nach den Quellen des Verfassers – aus dem Suaheli und bedeutet wörtlich übersetzt „zwei Segel“, wobei ‚mbili' ‚zwei‘ bedeutet und ‚Tanga‘ ‚Segel‘, wobei es sich hier um das das klassische Dreieckssegel der Dhaus handelt, das im Übrigen auch Namenspate der speziellen Ausführung einer knappen Unterbekleidung ist. Aber das nur nebenbei. Der Windname „Tanga Mbili“ deutet also recht praktisch darauf hin, dass man in dieser Zeit der schwachen Winde nur mit zwei und nicht mit einem Segel vorwärts kommt.
Der 'Wind der Damen' an der Mittelmeerküste
Apropos Segeln. In Frankreich wird an der französischen Mittelmeerküste der Seewind, wie er sich als landeinwärts gerichteter Wind im Tagesverlauf während ansonsten ruhigen Wetterlagen im Sommer gerne ausbildet auch als "Vent des dames" (dtsch.: "Wind der Damen") bezeichnet. Im Tagesverlauf setzt der "vent des dames" dabei etwa am späten Vormittag ein, erreicht dann am frühen Nachmittag sein Höhepunkt und endet allmählich am Abend, wobei seine mittlere Geschwindigkeit normalerweise um die zum Segeln angenehme 25 km/h beträgt.
Zum Namen des "vent des dames" gibt es zwei verschiedene Erklärungsversuche, die aber vielleicht nicht ganz ernst gemeint und zudem etwas chauvinistisch angehaucht sind. Der eine führt den Namen darauf zurück, dass selbst Damen unter den Bedingungen des "vent des dames" problemlos segeln können. Der andere kommt von der, bei den vornehmlich alten weißen Herren geschätzte Tatsache, dass der auffrischende Seewind leicht die Röcke der Damen ein wenig anhebt.
Zur "Ehrenrettung" muss jedoch noch gesagt werden, dass der "vent des dames" unter dem weniger sexistischen „Lissero" bekannt ist.
Nun, es gibt noch zahlreiche weitere spannende Windnamen, aber um nicht den Rahmen des Artikels zu sprengen, soll dieser kleine Appetithappen zunächst reichen und auf eventuell folgende Artikel verwiesen werden.