Nichts ist für die Ewigkeit – außer PFAS, den Ewigkeitschemikalien

Chemie ist eine faszinierende Naturwissenschaft. Sie hat der Menschheit unzählige Verbesserungen unseres Lebens gebracht. Bei einer Gruppe von Chemiklien lohnt sich ein zweiter Blick, den so genannten Ewigkeitschemikalien PFAS.

PFAS -die Ewigkeits-Chemikalien

Was genau sind PFAS?

Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Sie gehören zu Gruppe der polyfluorierten Chemikalien, auch als PFC bekannt. Die PFAS-Gruppe beinhaltet mehr als 10.000 industriell hergestellte Substanzen.

PFAS gehören zu den nur analytisch bzw. rezepturbedingt analysierbaren Chemikalien. Mit unseren Sinnen lässt sich nicht erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält, da sich die PFAS weder sehen noch riechen oder schmecken lassen.

Wo sind PFAS enthalten?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend. Dies erklärt ihr breites Einsatzgebiet in vielen Alltagsprodukten unseres täglichen Lebens.

Dazu gehören unter anderem Pfannen, Waffeleisen, Backpapier, Fast-Food-Verpackungen, Zahnseide, Wasserfilter, Regenjacken, Imprägniersprays für Textilien und Schuhe, Antibeschlagmittel (z.B. für Brillen), Fotopapiere, Klebeetiketten, Druckfarben und Elektronikgeräte.

Auch begleiten PFAS unsere Körperpflege durch ihren Inhalt in Shampoos und zahlreichen Kosmetikprodukten. Die Aufzählung ist nicht vollständig.

Risiken und Nebenwirkungen

PFAS bauen sich in der Natur nicht oder kaum ab. Ihre Rückstände sind auch über Kläranlagen nicht erkenn- und entfernbar.

Durch ihre enorme Vielfalt und die Tatsache der fehlenden Abbaubarkeit steigen die PFAS-Werte in der gesamten Welt.

Bei ihrer Verarbeitung in der Industrie gelangen PFAS über Abgase und Abwasser in die Luft und ins Wasser. Über Regen, Schnee und durch Bewässerung in der Landwirtschaft gelangen sie in den Boden und damit in Lebensmittel und ins Trinkwasser.

Auch in Löschschaum von Feuerlöschern wurden die Substanzen lange Zeit verwendet und sickerten in die Böden. Über Flüsse und Meere verteilen sich PFAS an die entlegensten Orte der Erde.

Über das Trinkwasser und unsere Ernährung, also unsere Nahrungskette, gelangen Sie in die menschlichen Körper, reichern sich in unseren Organen an und gefährden so unsere Gesundheit. Die Europäische Umweltagentur warnt bereits vor gesundheitlichen Schäden, die auf PFAS zurückzuführen sein könnten.

PFAS schaden potenziell den „Filterorganen“ unseres Organsystems, also z.B. der. Schilddrüse, den Nieren und der Leber. Wie viele andere Stoffe hat man die PFAS auch als eine der Ursachen für Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen im Verdacht, da sie auf die gesamte Systematik unseres Körpers wirken.

Warum gelten PFAS als "bedenklich"?

Nicht alle Stoffe der PFAS-Gruppe sind bekannt. Dies gilt auch für ihren Anwendungsbereich. PFAS gelten als nicht akut giftig, schaden aber der Umwelt und in ihrer indirekten Wirkung auch unserer Gesundheit.

Die bekannteste, negative Eigenschaft der PFAS ist ihre Langlebigkeit. Daher stammt auch die Bezeichnung "Ewigkeitschemikalie" oder international „Forever Chemicals“ für die PFAS.

Wo finden sich in Deutschland und Europa schon hohe PFAS-Werte?

Das Problem der PFAS in unseren Böden und Gewässern ist schon heute bedeutend. Der NDR berichtete zu ihrer Verbreitung in einer Panorama-Sendung des Jahres 2023 unter dem Titel „PFAS-Kontamination“.

In der Sendung haben Reporterteams des NDR, des WDR und der Süddeutschen Zeitung in Deutschland erstmals mehr als 1.500 mit PFAS verschmutzte Orte gefunden, darunter über 300 Hotspots. Die Sendung ist über den Titel in der ARD-Mediathek auch heute noch abrufbar.

PFAS stellen ein globales Risiko dar. Zahlreiche internationale Journalistenteams arbeiten im „Forever Pollution Project" in ganz Europa zusammen. Es wurden bereits mehr als 17.000 Orte mit relevanter PFAS-Verschmutzung lokalisiert, darunter 2.000 Hotspots mit erheblichen Gefahren für die menschliche Gesundheit.

Aktueller Bericht aus den Niederlanden zu PFAS in der Nordsee

Ein Bericht des öffentlich-rechtlichen TV-Senders NOS am 24. Juli schlug hohe Wellen. Aufnahmen von schaumübersäten Stränden waren allgegenwärtig, die Verunsicherung unter Badegästen war groß. Die begleitende Reportage über hohe Konzentrationen der Ewigkeitschemikalie PFAS schreckte die urlaubenden NiederländerInnen auf:

Auch in unserem Nachbarland war der Sommer verregnet. Als das Wetter endlich besser wurde schockte das Gesundheitsministerium in Den Haag die holländischen Landsleute: Hohe Konzentrationen der als Ewigkeitschemikalien bekannten PFAS stecken in den Schaumkronen der Nordsee, weshalb empfohlen wurde, jeglichen Kontakt zu vermeiden.

Warum werden PFAS nicht verboten, wenn sie so bedenklich sind?

Ein Verbot für die Verwendung von PFAS auf nationaler oder europäischer Ebene ist komplex, da es derzeit keine offizielle Erfassung aller Schadensfälle gibt. Hinzu kommen die Vielfalt und die stoffliche Unklarheit über Zusammensetzung, Wirkung und Verwendung der riesigen PFAS-Gruppe.

Wenn es keine Regelung für die risikoreichen, langlebigen Chemikalien gibt, werden einer Schätzung der EU-Kommission zufolge in den kommenden 30 Jahren in Europa mindestens 4,4 Millionen Tonnen PFAS in die Umwelt gelangen.

Eine gesetzliche Regelung ist unsicher. Die Politik ist sich bei der Frage zu Verboten uneinig. Die Industrie sieht keinen breiten Konsens zu Veränderungen über die Verwendung der PFAS und daher keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.

Und wir, die Vebraucher? Wir werden aufmerksam die Berichte zu den PFAS weiter verfolgen. Als Ewigkeitsvhemikalien werden sie nicht nur die derzeitigen Generationen, sondern auch wie bei vielen anderen Risiken und Nebenwirkungen unseres täglichen Lebens, die zukünftigen Bewohnerin und des Planeten beschäftigen.

Es bleibt zu hoffen, dass Politik und Industrie die Einwände von medizinischer und toxikologischer Seite ernst nehmen – und die Ewigkeit der PFAS damit doch endlich ist.