Mysteriöse Geisterinsel entdeckt: Satellitenaufnahmen zeigen einzigartiges Naturphänomen im Kaspischen Meer

Nach dem Ausbruch des Schlammvulkans Kumani Bank im August 2023 war im Kaspischen Meer eine Insel aufgetaucht, die nun wieder verschwindet. Das Phänomen ist auch unter dem Namen Chigil-Deniz bekannt.

Geisterinsel
Die Geisterinsel vor der Küste des Kaspischen Meeres am 14. Februar 2023. Bild: NASA Earth Observatory/Wanmei Liang

Im Jahr 2023 hat eine Insel im Kaspischen Meer international Aufmerksamkeit erregt: Die Insel war nach einem Ausbruch des Schlammvulkans Kumani Bank aufgetaucht und innerhalb weniger Monate fast vollständig erodiert. Ein Artikel zum Image of the Day des NASA Earth Observatorys erklärt nun ihr Entstehen.

Der Schlammvulkan Kumani Bank, auch bekannt als Chigil-Deniz, liegt etwa 25 Kilometer vor der Ostküste Aserbaidschans.

Drei Satellitenaufnahmen, die vom OLI (Operational Land Imager) der NASA-Satelliten Landsat 8 und 9 aufgenommen wurden, stellen den Lebenszyklus der Geisterinsel dar: Die ersten Bilder vom November 2022 zeigen nur das blaue Wasser des Kaspischen Meeres. Im Februar 2023 ist dann eine Insel sichtbar, die von einer Sedimentwolke umgeben ist. Bis Dezember 2024 hat sich die Insel wieder auf ein kaum wahrnehmbares Fragment reduziert.

Ein wiederkehrendes Phänomen

Die Kumani Bank hat seit dem ersten dokumentierten Ausbruch im Jahr 1861 wiederholt Inseln geformt, die nur von kurzer Dauer waren. Während eines besonders starken Ausbruchs im Jahr 1950 entstand eine Insel mit einem Durchmesser von 700 Metern, die sechs Meter über die Wasseroberfläche hinausragte.

Im Vergleich dazu war die 2023 entstandene Insel mit einem Durchmesser von 400 Metern kleiner. Ihre kurze Lebensdauer unterstreicht die Dynamik und Vergänglichkeit der Schlammvulkanlandschaft.

Die bisherigen acht aufgezeichneten Ausbrüche von Kumani Bank dauerten jeweils weniger als zwei Tage. Die daraus resultierenden Inseln hielten den Naturgewalten oft nur wenige Monate stand, erklärt der Geologe Mark Tingay von der australischen Universität Adelaide.

Das Rätsel der Schlammvulkane Aserbaidschans

Schlammvulkane entstehen in Regionen mit aktiver Tektonik oder hohen Sedimentationsraten, wo unterirdischer Druck eine Mischung aus Gasen, Flüssigkeiten und Sedimenten an die Oberfläche drückt. Die Naturerscheinungen sind „seltsame und wunderbare Erscheinungen, die noch weitgehend unerforscht und wenig verstanden sind“, sagt Tingay in einem Seminar für die Geological Society of Australia.

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Die Kumani Bank am 18. November 2022 (links), am 14. Februar 2023 (Mitte) und am 25. Dezember 2024 (rechts). Bild: NASA Earth Observatory/Wanmei Liang

Bemerkenswert ist, dass ähnliche Formationen möglicherweise auch auf dem Mars existieren. Wissenschaftler vermuten, dass gas- und flüssigkeitsreiche Sedimente im nördlichen Tiefland des Planeten vergleichbare Strukturen hervorgebracht haben. Untersuchungen von Schlammvulkanen könnten demnach das Verständnis sowohl der Erde als auch anderer Planeten erweitern.

Aserbaidschan ist bekannt für seine außergewöhnlich hohe Konzentration an Schlammvulkanen. Mehr als 300 Formationen wurden im Osten des Landes und vor der Küste im Kaspischen Meer dokumentiert, wobei die meisten an Land liegen. Die Region liegt in einer Konvergenzzone, wo die arabische und die eurasische Platte kollidieren, und ist Teil des Kohlenwasserstoffsystems des Südkaspischen Beckens.

Ausbrüche der Schlammvulkane in dieser Region sind oft mit spektakulären Naturereignissen verbunden. Neben großen Mengen an Schlamm stößt die Kumani Bank häufig brennbare Gase wie Methan aus, die manchmal Flammentürme von Hunderten Metern Höhe erzeugen. Ob der Ausbruch von 2023 ebenfalls von einer Feuersäule begleitet wurde, bleibt jedoch unklar.


Die Satellitenbilder dokumentieren einerseits die Kräfte der Natur und werfen andererseits auch Fragen zur Sicherheit und den Gefahren von Schlammvulkanausbrüchen auf. Für Geologen und Naturwissenschaftler sind die kurzlebigen Inseln eine gute Gelegenheit, die komplexen Entstehungsprozesse von Schlammvulkanen zu erforschen.