Mikroplastik beeinflusst auch die Wolkenbildung!

Mikroplastik ist nicht nur in unseren Ozeanen vorhanden, sondern schwebt auch in den Wolken über uns. Die Aufnahme der Teilchen erfolgt aus den Meeren. Bilden sich dadurch Wolken rascher aus und hat dies auch klimatische Folgen?

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Was hat Wolkenbildung mit Mikroplastig zu tun? Wir erklären es!

Wir bezeichnen Kunststoffpartikel mit einer Größe von weniger als fünf Millimetern als Mikroplastik. Die winzigen Begleiter aus den Folgen unseres alltäglichen Lebens sind mittlerweile fast in allen unseren Lebensbereichen zu finden. Die meisten Berichte darüber konzentrieren sich auf Mikroplastik in unseren Meeren, in denen sie die gesamte Tierwelt und die maritime Biosphäre stören. Auch in unserem Körper ist Mikroplastik vorhanden und sogar von der Arktis oder den Gipfeln der französischen Pyrenäen machen die kleinen Teilchen nicht Halt.

Die meisten Untersuchungen zu Mikroplastik haben sich bisher auf Organismen oder aquatische Ökosysteme konzentriert. Nur wenige WissenschaftlerInnen haben sich damit beschäftigt, ob und inwieweit die Teilchen in Wolken aufgenommen werden – und sich durch Abregnen an Land und in der Luft verteilen.

Studie zu »airborne micoplastics«

Der japanische Professor Hiroshi Okochi von der Waseda University in Tokio hat mit seinem Team in den in »Environmental Chemistry Letters« eine neue Studie veröffentlicht. Seine Forschungsgruppe hatte untersucht, wie in der Luft befindliches Mikroplastik, in der Studie als »airborne microplastics« oder abgekürzt AMPs bezeichnet, in der Atmosphäre zirkuliert und sich nach deren Ergebnissen auf die Wolkenbildung und sogar auf das Klima auswirken könne.

Um die Rolle der winzigen Plastikpartikel in der Troposphäre und der atmosphärischen Grenzschicht zu untersuchen, sammelten die Forscher Tröpfchen aus Wolkenwasser auf den Gipfeln der japanischen Berge um den Mount Fuji in 1300–3776 m Höhe. Über bekannte chemisch-physikalische Extraktionsmethoden und unter Zuhilfenahme von Infrarotspektroskopie wurden Mikroplastikteile aus den verschiedensten Kategorien festgestellt.

Neun Arten von Mikroplastik findet sich in den Wolken über uns

Insgesamt wurden neun Arten von Mikroplastik extrahiert, darunter Polyethylen, Polypropylen, Polyethylenterephthalat, Polymethylmethacrylat, Polyamid 6, Polycarbonat, ein Ethylen-Propylen-Copolymer, Polyurethan und Epoxidharz. Das Mikroplastik war stark fragmentiert, mit durchschnittlichen Konzentrationen zwischen 6,7 und 13,9 Stück pro Liter und Feret-Durchmessern zwischen 7,1 und 94,6 μm. Die kleinsten Partikel fanden sich dabei in der freien Schicht der Troposphäre, also dem Bereich, in dem der Großteil des Flugverkehrs herrscht.

Die Forschenden gehen aufgrund ihrer Untersuchungen davon aus, dass die meisten Mikroplastikteilchen aus Meerwasser stammen. Sie fanden heraus, dass reichlich Mikroplastik mit hydrophilen Gruppen wie Carbonyl- und/oder Hydroxylgruppen vorhanden war. Diese Feststellung deutet darauf hin, dass die Teilchen als Wolkenkondensationskerne wirken.

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Anreicherungen von Mikroplastik in den in großen Höhen vorhandenen Wolkenformationen die Wolkenbildung beeinflussen können.

Ferner könnte die Anhäufung von Mikroplastik in der Atmosphäre, insbesondere in den Polarregionen, zu erheblichen Veränderungen im klimatischen Gleichgewicht des Planeten führen.

In einem Interview betonte Hiroshi Okochi: »AMPs werden in der oberen Atmosphäre aufgrund der starken ultravioletten Strahlung viel schneller abgebaut als am Boden. Dieser Abbau setzt Treibhausgase frei und trägt zur globalen Erwärmung bei.« Unter dieser Betrachtung können die Ergebnisse der Studie seiner Meinung nach genutzt werden, um die Auswirkungen der Teilchen in künftigen Prognosen zur globalen Erwärmung zu berücksichtigen.

Unser Umgang mit der Kunststoffwelt

Das Produktionsvolumen von Kunststoffen stieg seit 1976 von 50 Millionen Tonnen auf mittlerweile 390 Millionen Tonnen. Prognosen gehen davon aus, dass sich dieser Anstieg fortsetzt. In einer Statista-Prognose werden bis 2050 knapp 600 Millionen Tonnen als möglicher Wert genannt. Das Center for International Environmental Law (CIEL) sich in einer aktuellen Publikation mit den versteckten Kosten unseres Kunststoffplaneten beschäftigt. Darin werden sowohl die Klimabilanz durch weltweite Herstellung und Verbrennung von Plastik als auch die gesundheitlichen Auswirkungen auf unseren Organismus zum Beispiel durch Mikroplastik betrachtet.

Die Studie von Hiroshi Okochi zitiert eine Untersuchung aus dem Jahr 2015, wonach jährlich mehr als 10 Millionen Tonnen Plastik vom Land ins Meer gelangen und sich dort mehr oder weniger schnell in kleine Teile zersetzen, aus denen dann das Mikroplastik entsteht. Wenn Meeresorganismen diese aufnehmen, können sie sich im Gewebe ansammeln oder auch die Verdauungssysteme zerstören. Mikroplastik kommt auch in terrestrischen Ökosystemen vor, denn immerhin werden mehr als zwei Drittel des weltweiten Plastikmülls auf Mülldeponien abgelagert. Auch dort findet Zersetzung und Umwandlung in Mikroplastik statt. Dieses ist sehr beständig und kann Hunderte von Jahren überdauern. Die Anreicherung von AMPs in der Bodenumgebung kann die Samenkeimungsraten und Sprosshöhen verringern sowie Veränderungen in der Wasserhaltekapazität und der Bodenstruktur des Bodens auslösen. Alle hinter diesen Aussagen stehenden bereits veröffentlichte Studien sind im Bericht der Forschungsgruppe von Hiroshi Okochi zitiert.

Fazit

Es gibt zahlreiche Ansätze zu einer völligen Umgestaltung des heutigen Systems von Kunststoffverwendung und -entsorgung. Dazu gehört unter anderem ein Verbot der Ausfuhr von Plastikmüll bzw. das Null-Ziel von Plastikmüll auf allen Erddeponien. Außerdem muss die grundsätzliche Reduzierung des Verbrauchs, speziell der Einwegnutzung vorangetrieben werden. Die Verantwortung darf nicht nur bei den Verbrauchern liegen, sondern auch bei den Herstellern. Recycling Außerdem muss die grundsätzliche Reduzierung des Verbrauchs, speziell der Einwegnutzung vorangetrieben werden. Die Verantwortung darf nicht nur bei den Verbrauchern liegen, sondern auch bei den Herstellern. Recycling- und Wiederaufbereitungsmethodiken müssen verbessert werden. Die Verwendung von bestimmten Harzen und Additiven in Kunststoffen muss eingeschränkt werden, um die Recyclingfähigkeit zu erhöhen.

All diese Themen sind bekannt, und zwar sowohl auf europäischer als auch globaler Ebene. Wie so oft treffen aus ökologischer Sicht notwendige Veränderungen auf fehlende Bereitschaft, in Wirtschaft und Politik, die fehlende Bereitschaft, in Wirtschaft und Politik, derartige Themen anzugehen.