Mehr als 20 Prozent der Pflanzenarten kommen nur auf Inseln vor, und die Zeit läuft ab, um sie zu retten
Eine neue Studie kartiert die weltweit existierenden Pflanzenarten und warnt vor den Gefahren, denen diejenigen ausgesetzt sind, die ausschließlich auf Inselgebieten leben.
20 % der weltweit vorkommenden Pflanzenarten leben auf 5,3 % der Erdoberfläche: auf Inseln. Aus diesem Grund sind sie besonders gefährdet und das drohende Aussterben stellt eine Gefahr für die biologische Vielfalt des Planeten dar.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde. In der von einem internationalen Wissenschaftlerteam geleiteten Studie wurde die Vielfalt der Flora in mehr als 3.400 geografischen Regionen, darunter rund 2.000 Inseln, untersucht und kartiert. Dabei wurde festgestellt, dass 21 Prozent der Pflanzenarten der Welt in diesen Gebieten endemisch sind.
"Unsere Analysen von 304.103 Pflanzenarten zeigen, dass 94.052 Arten (31 %) auf Inseln beheimatet sind, die 5,3 % der globalen Landmasse ausmachen. Davon sind 63.280 endemische Inselarten, die 21 Prozent der weltweiten Pflanzenvielfalt ausmachen", heißt es in der Studie.
Wie die Forscher erklären, sind Inseln - die sie als Landmassen definieren, die ausschließlich von Wasser umgeben und kleiner als Kontinente sind - evolutionäre Laboratorien, die Arten beherbergen, die anderswo nicht vorkommen.
Die Bedrohung der Inselflora und die Notwendigkeit von Sofortmaßnahmen
Dieser biologische Reichtum ist bedroht. Inselpflanzen sind viel stärker vom Aussterben bedroht als Pflanzen, die auf dem Kontinent leben.
Es gibt mehrere Risiken. Zunächst einmal handelt es sich um kleinere Populationen mit einzigartigen evolutionären Merkmalen, was sie anfällig für invasive Arten, Tiere und Pflanzen macht. Auch die Verschlechterung des Lebensraums und der Klimawandel bedrohen ihr Überleben. Diese Faktoren haben dazu geführt, dass etwa 57 Prozent der bewerteten endemischen Arten als vom Aussterben bedroht gelten.
Die Studie zeigt eine alarmierende Tatsache auf: 176 endemische Pflanzenarten sind bereits als ausgestorben eingestuft, was 55 Prozent aller weltweit ausgestorbenen Pflanzenarten entspricht. Ein emblematischer Fall ist die hawaiianische Vulkanpalme, die in der Natur nicht mehr existiert, aber als Zierpflanze in Gärten überlebt.
Von diesen endemischen Arten sind 51 Prozent bedroht, und 55 Prozent aller weltweit dokumentierten Aussterbefälle haben sich auf Inseln ereignet, warnt die Studie.
Darüber hinaus warnt die Studie vor dem schwachen Schutz, den Inselgebiete derzeit genießen. Den gesammelten Daten zufolge sind nur 6 Prozent der endemischen Pflanzenarten auf Inseln zu finden, die das von den Vereinten Nationen festgelegte globale Ziel erfüllen, bis 2030 30 Prozent des Landes und der Ozeane zu schützen.
Regionen wie Neukaledonien, Madagaskar und Neuguinea, die für ihre große Artenvielfalt bekannt sind, haben einen geringen Anteil an Schutzgebieten, was die Situation noch verschlimmert.
Angesichts dieses Panoramas fordern die Forscher die internationale Gemeinschaft dringend auf, in diesen Regionen wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Zu den Vorschlägen gehören die Ausweitung von Schutzgebieten, die Priorisierung von Inseln mit der höchsten Anzahl endemischer Arten und die Durchführung von Projekten zur Wiederherstellung von Lebensräumen.
Die Autoren weisen auch darauf hin, dass genaue Daten benötigt werden, um künftige Erhaltungsstrategien festzulegen. Sie warnen auch davor, dass ohne dringende Maßnahmen viele Arten für immer verschwinden könnten, was schwerwiegende Folgen für das Gleichgewicht der Ökosysteme und die globale Artenvielfalt hätte.
Quellenhinweis:
Schrader, J. et al. Islands are key for protecting the world’s plant endemism. Nature, 2024.