Erschreckend: Eisschild könnte kurz vor dem ersten Kipppunkt stehen!
Es sind erschreckende Nachrichten, die uns aktuelle erreichen. Der grönländische Eisschild befindet sich wahrscheinlich auf halbem Weg zu einem Kipppunkt, dessen Überschreiten ein weiteres starkes Abschmelzen bedeuten würde, wie eine neue Studie zeigt.
Während die Menschheit bisher ca. 500 Gigatonnen Kohlenstoff emittiert hat, wird bei etwa 1000 Gigatonnen Kohlenstoff ein Großteil des massiven Eisschildes unwiderruflich schmelzen, wie ein Team von Wissenschaftlern zeigt.
Wenn wir erst einmal insgesamt mehr als etwa 1.000 Gigatonnen Kohlenstoff ausgestoßen haben, werden wir das vollständige Abschmelzen des südlichen Teils des Grönlandeisschildes langfristig nicht mehr aufhalten können, selbst wenn künftige Generationen den Kohlenstoffausstoß dann komplett einstellen würden.
Der Meeresspiegel steigt weiter an
"Dieses Schmelzen würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels um etwa 1,8 Meter führen, was bedeutet, dass ganze Regionen überflutet und möglicherweise unbewohnbar werden", erklärt Dennis Höning, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Hauptautor der in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlichten Studie. "Da bereits etwa 500 Gigatonnen Kohlenstoff emittiert wurden, schwindet die Chance, das Überschreiten dieser kritischen Schwelle zu vermeiden, allmählich."
Grönländisches Eisschild: zwei mögliche Kipppunkte
Der zweite mögliche Kipppunkt wäre erreicht, wenn die Menschheit insgesamt etwa 2.500 Gigatonnen Kohlenstoff ausstoßen würde, so die Wissenschaftler. In der Folge würde der gesamte grönländische Eisschild schmelzen und der Meeresspiegel um etwa 7 Meter ansteigen. Dieses Schmelzen würde zwar Hunderte oder Tausende von Jahren dauern, aber das Eis würde sich nur schwer wieder bilden. Wenn das Eisschild schmilzt und sich seine Höhe verringert, wäre es natürlich höheren Temperaturen ausgesetzt, unabhängig davon, ob wir die Emissionen verlangsamen oder schließlich ganz einstellen.
Ein Eisschild, das ständig in niedrigeren Höhenlagen exponiert ist, kann nicht mehr wachsen oder sich regenerieren. Um herauszufinden, wo die Kipppunkte des grönländischen Eisschilds liegen und bei welchen kumulativen Emissionen sie überschritten werden, haben die Forscher ein komplexes Modell des gesamten Erdsystems erstellt. Zunächst untersuchten sie die Gleichgewichtsbedingungen des Eisschilds, um die kritischen Klimabedingungen zu bestimmen, bei denen sich das System einem neuen Zustand nähert.
Die Zeit läuft der Menschheit davon
Dann kombinierten sie diese Ergebnisse mit Modellläufen für 20.000 Jahre und anthropogenen (menschengemachte) Emissionsszenarien von 0 bis 4000 Gigatonnen Kohlenstoff, um festzustellen, bei welchen kumulativen Emissionen der Kipppunkt erreicht wird. "Wir können nicht noch viel länger Kohlenstoffemissionen in gleichem Maße ausstoßen, ohne zu riskieren, dass zumindest der erste Kipppunkt überschritten wird", schließt Höning.
"Der größte Teil der Eisschmelze wird nicht in den nächsten Jahrzehnten stattfinden, aber es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis wir nicht mehr in der Lage sein werden, dagegen zu arbeiten.