Klimawandel: Verliert die Zugspitze ihren Halt durch den auftauenden Permafrost?
Der Klimawandel macht sich nicht nur oberirdisch, sondern auch unter der Erde bemerkbar. Mit den steigenden Temperaturen taut auf der Zugspitze auch der Permafrostboden immer schneller auf. Verliert der Gipfel damit seine Stabilität und wie groß sind die Gefahren?
Die Zugspitze ist mit 2962 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Berg Deutschlands und ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und Wintersportler. Es ist auch der einzige deutsche hochalpine Gipfel, der technisch erschlossen und intensiv bebaut ist.
Was ist Permafrost?
Permafrost ist vereinfacht gesagt, wenn Böden und Felsen dauerhaft gefroren sind. Dabei gilt für Wissenschaftler, dass der Untergrund für mindestens zwei Jahre eine Temperatur unter 0 Grad Celsius hat. Noch gibt es Permafrost in den Alpen in der Regel oberhalb von etwa 2800 Höhenmetern, in Deutschland also nur noch im Gipfelbereich der Zugspitze.
Gebiete mit Permafrost gibt es nur dort, wo auch im Sommer der Boden nicht vollständig auftaut. Es bedeutet nicht, dass die Lufttemperaturen immer unter dem Gefrierpunkt sein müssen. Der Permafrost besteht aus Sedimenten, Gestein oder Erde, sowie Eis in unterschiedlichen Mengen.
Das Eis kann bis zu eineinhalb Kilometer in die Tiefe reichen und hält die verschiedenen Schichten wie ein Kitt zusammen. Und jetzt beginnt das Problem: Ein Auftauen des Eises führt dazu, dass der Felsen instabil wird und dies kann gravierende Folgen haben.
Welche Folgen genau untersucht ein Forschungsteam der Technischen Universität München seit mehr als 15 Jahren. Im Jahr 2007 hat hierfür das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zwei Bohrungen quer durch den Gipfelkamm veranlasst. Diese Bohrungen dienen zur Beobachtung von Temperaturänderungen im Permafrost und wurden dafür mit Messsonden bestückt.
Die Temperatur des Permafrost ist dabei in den vergangenen Jahren um etwa 0,1 Grad pro Jahr gestiegen. Durch die Klimaerwärmung ist er innerhalb von einhundert Jahren im Zugspitzgipfel von 34 Meter auf nur noch 24,5 Meter im Jahr 2015 zurückgegangen. Sollten die Temperaturen weiter so ansteigen, gehen die Forscherinnen und Forscher davon aus, dass der Permafrost im Bereich der Stollen im Jahr 2040 komplett verschwunden sein wird. In 40 bis 50 Jahren wird der Permafrost der Zugspitze komplett verschwunden sein.
Im Sommer 2017 zeigte sich im Ort Bondo im schweizerischen Graubünden, welche Folgen das Auftauen von Permafrost haben kann. Eine Felswand löste sich vom Piz Cengalo und stürzte ins Tal. Acht Menschen verloren ihr Leben in der Schlamm- und Gerölllawine, die den kleinen Ort überrollte.
Zugspitze nicht in Gefahr
Felsstürze sind auch für Bergsteiger im hochalpinen Bereich eine zunehmende Gefahr. Aber auch Fundamente von Hütten oder Bergstationen von Seilbahnen können instabil werden. Der Boden fängt sich an zu setzten, wenn das Eis im Inneren taut.
Die Zugspitze ist dank der Arbeit der Wissenschaftler einer der bestüberwachten Berge der Alpen. Anders als an in anderen Regionen der Alpen besteht hier keine akute Gefahr von großen Felsstürzen. "Die betroffene Fläche auf der Zugspitze ist verhältnismäßig klein, so dass keine großen Massen in Bewegung sind", so der Forscher Riccardo Scandroglio von der TU München gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Auch für die Orte im Tal besteht somit keine Gefahr. Der Permafrost im Gipfelbereich wird aber über kurz oder lang verschwinden und dann fehlt der innere und unsichtbare Kitt.