Klimawandel und Skitourismus: Ohne Schneekanonen und Kunstschnee geht es kaum noch - was sind die Folgen?

Der Herbst war bisher in den Alpen äußerst schneearm. Dabei starten schon in Kürze zahlreiche Skigebiete in die Wintersaison. Ohne künstliche Beschneiung geht in Zeiten des Klimawandels vielerorts nichts mehr. Wie nachhaltig können Schneekanonen sein und was sind die Folgen von Kunstschnee für Mensch und Umwelt?

Schneekanonen
Schneekanonen prägen auch in den Alpen das Bild in den meisten Wintersportgebieten, wie hier in Seefeld in Tirol (Foto Markus Köss vom 15.11.24)

Es gibt natürlich noch die Phasen mit jeder Menge Neuschnee in den Alpen. Insgesamt aber werden in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels die Bedingungen für den Skisport immer schwieriger. Gerade in tiefen und mittleren Lagen fällt im Winter immer häufiger Regen anstatt Schnee.

In diesem Herbst ist die Situation in den Bergen schon heikel. Zwar gab es schon Ende September einen fulminanten Wintereinbruch in den Alpen, in den Hochlagen kamen teilweise ein bis zwei Meter Schnee zusammen und die Lawinengefahr war schon erheblich.

Bis 3000 Meter Höhe kein Naturschnee

Seitdem ist von dem Schnee aber nicht mehr viel übrig und unterhalb von 3000 Metern waren die Alpen Anfang November fast komplett schneefrei. Immer weniger ist auf ein konstantes Winterwetter Verlass, stattdessen werden immer häufiger schneereiche Phasen durch ungewöhnliche Wärmephasen unterbrochen.

Die Skigebiete haben längst darauf reagiert und nutzen die künstliche Beschneiung mithilfe von Schneekanonen schon seit vielen Jahren. Das Grundprinzip wurde Ende der 1940er-Jahre aus Zufall entdeckt: Ein amerikanischer Forscher sprühte bei niedrigen Temperaturen Wasser in einen Windkanal, um die Vereisung von Düsentriebwerken zu untersuchen. Dadurch erzeugte er unerwartet Schnee.

Seitdem wird dieses Prinzip zur Schneeerzeugung im Wintertourismus eingesetzt, die Methoden im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert. Neben den klassischen Schneekanonen sieht man immer häufiger auch sogenannte Schneelanzen. Sie ähneln Laternenmasten, stehen meist am Pistenrand und erzeugen durch Wasser und Luft feinen Kunstschnee, der auf die Piste rieselt.

Schneekanonen
Einige Langlaufloipen, wie hier in Seefeld in Tirol, werden auch künstlich beschneit (Foto Markus Köss vom 15.11.2024)

Fakt ist, dass ohne die künstliche Beschneiung schon heute ein durchgehender Skibetrieb in vielen Wintern gar nicht mehr möglich wäre. Durch die Klimaerwärmung wird in Zukunft noch mehr künstlicher Schnee produziert werden müssen. Fakt ist aber auch, dass gerade in den Alpenländern viele Regionen vom Skitourismus wirtschaftlich abhängig sind. Denn ohne Schnee gibt es keine Touristen, ohne Touristen weniger Einkommen und Wohlstand in den Bergregionen. Der Skitourismus spielt dabei immer noch die ökonomische Hauptrolle.

Hoher Energie- und Wasserverbrauch

Auf der anderen Seite steht der hohe Energie- und Wasserverbrauch bei der Kunstschneeproduktion. In nur einer Minute werden über 200 Liter Wasser durch eine einzige Schneekanone geblasen. Der Energieaufwand ist gewaltig: Experten schätzen, dass für die Beschneiung von einem Hektar (10.000 Quadratmeter) pro Saison etwa 20.000 Kilowattstunden Strom gebraucht werden.

Die Schneekanonen aller Skigebiete in den Alpen verbrauchen pro Jahr etwa so viel Energie wie 500.000 Haushalte. Zu erwähnen ist auch der Lärm, der durch den Betrieb erzeugt wird. In der Schweiz werden etwa 50 Prozent, in Österreich sogar rund 70 Prozent der Pisten künstlich beschneit.

Wie nachhaltig beschneit werden kann, hängt dabei in entscheidendem Maße von der verwendeten Energie ab. Der Geograph und Volkswirt Robert Steiger vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck betont: "Legt man die durchschnittlichen Emissionen unseres aktuellen Stromverbrauchs in Österreich zugrunde, entstehen rund 200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Bei der Verwendung von Ökostrom sinkt der CO2-Ausstoß auf rund 10 Gramm pro Kilowattstunde.“

Dazu kommt, dass Insgesamt der Anteil der Kunstschneeproduktion zusammen mit dem Betrieb der Seilbahnen im Rahmen des gesamten Energiebedarfs im Bereich Skitourismus bei 4 Prozent liegt. Zum Vergleich: Die An- und Abreise der Gäste schlägt hier mit 38 Prozent Anteil zu Buche. Für eine wirklich nachhaltige Strategie im Wintertourismus braucht es daher einer ganzheitlichen Analyse der unterschiedlichen Bereiche. Die künstliche Produktion von Schnee ist da nur ein Teil in einem großen ökonomischen und ökologischen System.