Klimarisiken für die Finanzwelt begrenzen!
Klimaprognosen helfen der Finanzwirtschaft sich frühzeitig auf eventuelle Risiken durch den Klimawandel einzustellen. Die Reduzierung der Treibhausgase kann das finanzielle Risiko minimieren.
Um das klimabezogene Risikomanagement im Finanzsektor zu verbessern und einen reibungslosen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu ermöglichen, haben sich über 90 im Network for Greening the Financial System organisierte Zentralbanken und Finanzmarktaufseher mit der Wissenschaft zusammengeschlossen. Gemeinsam veröffentlichten Forscher und Finanzexperten nun eine aktualisierte Reihe von Szenarien eines geordneten Übergangs, eines verzögerten Übergangs und eines Versagens der Klimapolitik.
Sie zeigen, wie eine frühzeitige Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowohl das physische als auch das finanzielle Risiko minimieren kann. Im Gegensatz dazu würden verzögertes Handeln oder Nichthandeln mittel- bis langfristig unweigerlich die Kosten in die Höhe treiben. Die Analyse liefert sektorale und regionale Details, um Finanzinstituten zu helfen, ihre Investitionsstrategien anzupassen.
Klimaprognose helfen bei der Risikoabschätzung
"Klimaszenarien sind ein entscheidendes Instrument, um die Risiken der Zukunft abzuschätzen", sagt Sarah Breeden, Executive Director bei der Bank of England und Vorsitzende des Szenarioprozesses innerhalb des Network for Greening the Financial System (NGFS). "Aber sie sind so viel mehr. Denn wenn wir die Risiken von morgen besser verstehen, können wir heute fundiertere Maßnahmen ergreifen und so einen geordneten Übergang zu Netto-Null unterstützen." Für einen geordneten Übergang zu Netto-Null-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts müssten sich die Investitionen in erneuerbare Energien in den nächsten zehn Jahren verdoppeln bis vervierfachen, verglichen mit der Fortsetzung der aktuellen Trends, so die Szenarien.
Dies bietet bemerkenswerte Investitionsmöglichkeiten. Im Gegenzug würden die Investitionen in fossile Energien deutlich zurückgehen. Um einen geordneten Übergang zu ermöglichen, zeigen Computersimulationen, dass ein Kohlenstoffpreis in der Größenordnung von 100 bis 200 US-Dollar pro Tonne CO2 bis 2030 erforderlich ist. Die Analyse geht davon aus, dass die Einnahmen durch einen Mix aus staatlichen Investitionen, Schuldentilgung und Steuersenkungen in die Wirtschaft zurückfließen.
CO2-Preis im Bereich von 100-200 US-Dollar bis 2030
"Sowohl beim Klimawandel als auch bei den Finanzen geht es um globale Risiken", sagt Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Die Verknüpfung von Szenarien, die von Klimaforschern entwickelt wurden, mit der Expertise der Finanzinstitutionen ist ein großer Schritt nach vorne, um das Denken über die ökonomischen Implikationen einer ambitionierten Klimapolitik oder deren Fehlen zu koordinieren. Es ist ein Schritt, der letztlich dazu führen kann, dass wir die Risiken effektiv begrenzen und eine sichere Zukunft für alle erreichen." Kriegler koordiniert das akademische Konsortium, das die Szenarien mit den NGFS entwickelt hat.
Dazu gehören das International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), die University of Maryland (UMD), Climate Analytics (CA), die Eidgenössische Technische Hochschule in Zürich (ETHZ) und das National Institute of Economic and Social Research (NIESR). Diese Arbeit wurde durch Zuschüsse von Bloomberg Philanthropies und der ClimateWorks Foundation ermöglicht. Zu den am NGFS beteiligten Finanzinstitutionen gehören die Zentralbanken Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, der EU, der USA, Japans, Chinas, Brasiliens, Indiens und Russlands sowie Beobachter wie der Internationale Währungsfonds und die Weltbank.