Die Klimaerwärmung machte die Hitzewelle im Juli wahrscheinlicher!
Durch den Ausstoß von Treibhausgasen wurde die Hitzewelle im Juli 2022 in Großbritannien 10 mal wahrscheinlicher und was ein digitaler Zwilling der Erde damit zu tun hat.
Die Resonanz in den Medien war eindeutig. Die Hitzewelle im Juli wurde in Großbritannien als noch nie dagewesen und rekordbrechend tituliert. Da zum ersten Mal seit der systematischen Wetteraufzeichnung über 40°C in Großbritannien gemessen wurde, ist das sicherlich gerechtfertigt. Die erreichten 40,3°C überboten den alten Rekord um 1,5°C. Auch die Minimaltemperaturen waren extrem hoch. So wurden in Kenley (Surrey) 25,8°C erreicht und somit der alte Rekord um 1,9°C überboten.
Natürlich drängt sich die Frage auf, welchen Beitrag die bereits erfolgte anthropogene Klimaerwärmung an der Hitzewelle hatte. Die World Weather Attribution geht dieser Frage bei Extremwetterlagen regelmäßig nach und so natürlich auch im Falle der Hitzewelle. So wurde das Ereignis durch die anthropogen verursachte Klimaerwärmung 10 mal wahrscheinlicher. Die Analysen zeigen auch, eine Hitzewelle wie die jetzige wäre im vorindustriellen Zeitalter 4°C kühler gewesen.
Die Wahrscheinlichkeit ein derartiges Ereignis in einer 1,2°C kühleren Welt zu beobachten ist extrem niedrig. Auch im heutigen Klima gilt eine derartige Hitzewelle als selten und hat eine Wiederkehrperiode von 100 Jahren. Allerdings sehen die Wissenschaftler diese Einschätzung als eher „konservativ“ an. Das liegt daran, dass die Modelle die beobachteten Trends eher unterschätzen. Daher gelten die „10 mal wahrscheinlicher“ eher als untere Grenze der Veränderung durch die anthropogene Klimaerwärmung.
Der Zwilling der Erde
Wie wahrscheinlicher Extremwettereignisse werden, kann mit Hilfe der Attributionsforschung diagnostiziert werden. Dadurch soll der Fingerabdruck der anthropogenen Klimaerwärmung identifiziert und bestimmt werden.
Mit Hilfe von langjährigen Beobachtungen kann bereits eine erste Abschätzung erfolgen. Bereits hier gibt es wichtige Informationen. Zum einen weiß man wie selten ein Ereignis im momentanen Klima ist und zum anderen wie sehr sich dies über die Messreihe geändert hat.
Allerdings reichen Messreihen allein nicht aus, um Trends von Extremereignissen der anthropogenen Klimaerwärmung zuzuordnen. Dafür benötigt man Klimamodelle. Hierfür werden die Klimamodelle mit dem aktuellen Klima (u.a. resultierend aus den anthropogenen Emissionen) gerechnet und einmal ohne menschlichen Einfluss. Mit diesem „digitalen Zwilling“ der Erde und den Beobachtungen kann eine Abschätzung erfolgen, wie groß der Einfluss des anthropogenen Klimawandels ist und wie sehr sich die Wahrscheinlichkeit eines Extremwetterereignisses verändert hat.
Warum die Einordnung von Wetterextremen wichtig ist
Katastrophen durch Extremwetter resultieren aus drei Komponenten: dem Risiko (das Extremwetterereignis), der Exposition (alles was vom Extremwetterereignis betroffen ist) und der Vulnerabilität (wie gut können Menschen/Städte/Ökosysteme mit dem Extremwetterereignis umgehen).
Man sieht schnell, dass sich alles drei ändern kann. Bei schlechter Vorbereitung kann schon ein relativ unspektakuläres Extremwetterereignis zu einer Katastrophe führen. Bei sehr guter Vorbereitung muss es schon ein sehr seltenes Extremwetterereignis sein, um zu einer Katastrophe zu führen.
So kann eine Dürre, die nicht durch den anthropogenen Klimawandel verschärft wurde, bei einem Anstieg des Wasserverbrauchs schnell zu einem Problem werden. Umgekehrt gilt allerdings auch: bei einem gleichbleibenden Wasserverbrauch, kann eine Verschärfung einer Dürre durch den anthropogenen Klimawandel zum Problem werden.
Hitzewelle in Großbritannien
Während der Hitzewelle in Großbritannien konnte man sehen, dass die Infrastruktur einem derartigen Extremwetterereignis teils nicht gewachsen ist. Daher ist eine Anpassung an ein zukünftiges Klima neben der Reduktion von Treibhausgasen ein enorm wichtiges Unterfangen. Durch die Attribution kann nebenbei noch abgeschätzt werden, ob ein Ereignis im jetzigen oder in einem zukünftigen Klima immer noch selten ist oder sogar häufiger wird.
Die Forscher weisen bei der ihrer Auswertung zur Hitzewelle allerdings auch darauf hin, dass die Modelle die Trends systematisch unterschätzen und daher die Einschätzungen zu konservativ sei. Die Unterschiede zwischen beobachteten Trends und modellierten Trends verringert etwas das Vertrauen zukünftiger Trends. Eine derartige Hitzewelle in Zukunft also durchaus öfters auftreten kann.