Der Kampf um Wasser!
Zum Weltwassertag am 22.März 2023 fordern Experten, sofortige Maßnahmen gegen die drohende Wasserverknappung einzuleiten. zu ergreifen. Das Umweltbundesamt hat am 15. März eine Nationale Wasserstrategie vorgelegt. Es muss davon ausgegangen werden, dass unser Trinkwasser knapper und teurer wird.
Die Anzeichen, dass künftig das Wasser knapper wird, treten immer deutlicher zutage. So hat die Landeswasserversorgung von Baden-Württemberg in Stuttgart über die Stuttgarter Zeitung anlässlich des Weltwassertag mitgeteilt, dass sich die Grundwasserstände im langsam zu Ende gehenden Winter nicht regeneriert hätten. Normalerweise sind die Wintermonate der Garant dafür, dass sich die Speicher in dieser Zeit wieder auffüllen.
Der Trend hin zu einer Wasserverknappung hat sich in den letzten Jahren auch bundesweit verfestigt. So fehlte in den Trockenjahren 2018 und 2020 fast ein Drittel des üblichen Wasservorrats. Laut Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) lag darin auch der Grund, nun seitens des Bundes eine Nationale Wasserstrategie vorzulegen. Diese beschäftigt sich nicht nur mit dem Wassermangel, sondern auch mit Krisensituationen durch Starkregen und damit verbundene Hochwasser. Auch die Reinhaltung der Gewässer spielt in dem neuen Strategiepapier eine Rolle, dass bis 2050 umgesetzt sein soll.
Zahlreiche Maßnahmen will Lemke bis 2030 verwirklichen. Dazu gehören unter anderem, die Erforschung von Methodiken zur Wassereinsparung, für die Einleitung von Arzneimittel in Gewässer einen Schwellenwert einzuführen oder die Wasserpreise so weiterzuentwickeln, dass sie der Wertigkeit des kostbaren Gutes entsprächen. Dieses Ziel impliziert für die Bevölkerung höhere Wasserpreise, zumal die Wasserversorger bereits heute hohe Investitionen in die Versorgungssicherheit tätigen.
Verbrauch und Kosten – aktuell
Der durchschnittliche tägliche Wasserbedarf liegt in Deutschland laut dem Umweltbundesamt bei 130 Litern pro Kopf der Bevölkerung. Dafür bezahlen die Verbraucher durchschnittlich pro Liter 0,2 cent. Sowohl das Umweltministerium wie auch die Wasserversorger betonen, dass dies nicht so bleiben könne.
Viele Hauptnutzer des kostbaren Trinkwassers, wie Industrie und Bergbau, die drei Viertel des geförderten Wassers nutzen, beziehen das Wasser bisher umsonst oder für sehr wenig Geld. So bezahlen die Hersteller von Mineralwasser im Südwesten Deutschland ca. 5,1 Cent für 1000 Liter.
Der Kampf um Wasser
Es gilt als sicher, dass die Konflikte um Preis und Verfügbarkeit von Wasser zunehmen werden. Die verfügbare Menge sinkt, während der Bedarf durch die heißen Sommer und durch das Bevölkerungswachstum zunimmt. Auch das Recherchenetzwerk Correctiv hat sich in einem Bericht unter dem Titel »Kampf um Wasser« mit bestehenden und zu erwartenden Interessenkonflikten zwischen den großen und kleinen Verbrauchern von Trinkwasser beschäftigt.
Nun plant das Umweltministerium eine Leitlinie, wer in welcher Reihenfolge verzichten müsse, wenn es mit der Versorgung noch knapper wäre. Ohne Zweifel habe die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser höchste Priorität, wie es in der neuen Wasserstrategie heißt. Trotzdem könne es auch bei den Bürgerinnen und Bürgern zu Einschränkungen kommen.
Insgesamt begrüßen alle Fachexperten der Wasserwirtschaft die Nationale Wasserstrategie, denn zu lange habe das Thema nicht die gebührende Aufmerksamkeit erhalten. Dies sei umso dringlicher, als der Klimawandel sich nach den neuesten Berichten des Weltklimarates weiter beschleunigt. Auch kommunal kommen große Herausforderungen auf Städte und Gemeinden zu. Optimierte Kläranlagen sowie dringend notwendige Reparaturen von Versorgungsleitungen sind hier nur zwei Beispiele für große Investitionen, die sich zwangsläufig auch auf die Preisgestaltung von Trinkwasser niederschlagen werden.
Die UN-Wasserkonferenz
Fast parallel zur Nationalen Wasserstrategie des Bundes begann am 23. März 2023, dem inzwischen 30. Weltwassertag, in New York die dazugehörige UN-2023-Wasserkonferenz. Dort steht drei Tage lang hauptsächlich der Zugang zu sauberem Trinkwasser im Fokus. In vielen Teilen der Welt ist dieser nicht selbstverständlich. So sind nach Angaben der UN rund zehn Prozent der Weltbevölkerung von Wasserknappheit bedroht. Laut UNICEF sterben täglich mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden. Weitere Fakten zur Situation von Wasserverfügbarkeit bzw. Wasserknappheit liefert die UN in einer eindrucksvollen Zusammenfassung.
Wasser als Finanzinstrument?
Die arte - Dokumentation »Wasser – Im Visier der Finanzhaie« beleuchtet eindrucksvoll, was passieren kann, wenn die Wasserverknappung zunimmt und in der Folge Wasser noch mehr zur Ware wird. Der französische Filmemacher Jérôme Fritel berichtet darin aus Australien, den USA, Großbritannien und Belgien über den bereits heute bestehenden weltweiten Kampf um den zweitwichtigsten Grundstoff unseres Lebens (nach der Luft). Er stellt darin die Frage, ob die Welt es zulassen darf, dass Banken und Investmentfonds Finanzinstrumente schaffen, mit denen sie auf den Wert des Wassers setzen.
Hören wir endlich auf, die wesentlichen Grundelemente unseres Lebens zu verschwenden, zu verschmutzen und mit ihnen zu spekulieren. Wasser ist kostbar! Lernen wir wieder, diese Kostbarkeit zu schätzen.