Kälte und Schnee ohne Ende! Ist das ein Beweis gegen die Klimaerwärmung?
Rekordschneefälle in Bayern und den Alpen, bis zu einem halben Meter Schnee in München und Temperaturen teilweise weit unter minus 10 Grad Celsius: Der Winter hat Deutschland fest im Griff! Jetzt kommen die Zweifler und Leugner des menschengemachten Klimawandels wieder hervor und sehen den vielen Schnee als Argument gegen die Klimaerwärmung. Was ist da dran?
Jetzt hat es selbst das so milde Rheinland erwischt: Am Sonntagabend gab es in Köln kräftigen Flockenwirbel und bis zu 5 Zentimeter Schnee. Und auch am Montag schneite es in der Domstadt noch zeitweise. Eine Schneedecke ist hier normalerweise eine wahre Rarität.
Ganz andere Dimensionen erreichten die Schneefälle vom vergangenen Freitag und Samstag in Bayern und in Österreich. In München fielen über Nacht 45 cm Neuschnee mit entsprechenden Auswirkungen auf den Straßen-, Schienen- und Flugverkehr.
München stand still
Der Flughafen München war bis Sonntagmorgen komplett geschlossen und auch bei der Bahn lief lange nichts mehr. Die bayerische Millionenstadt war mit den Schneemassen komplett überfordert. Die Tram, sowie S-Bahnen fuhren teilweise selbst am Montag noch nicht.
In Wien (Hohe Warte) gab es mit 22 cm die höchste Neuschneemenge seit 10 Jahren. Im Wienerwald fielen teilweise in wenigen Stunden über 20 cm Schnee. In den Alpen gab es teilweise 50-100 cm Neuschnee, wie am Arlberg oder im Kleinwalsertal. Am Fichtelberg im Erzgebirge fielen am vergangenen Sonntag 75 cm Neuschnee. Der Winter hat Mitteleuropa fest im Griff und das schon Ende November/Anfang Dezember.
Kein Wunder also, dass insbesondere Klimawandelleugner und Skeptiker aus ihren Löchern gekrochen kommen und im vielen Schnee den Beweis sehen, dass der Klimawandel gar nicht so schlimm wäre oder es ihn gar nicht gebe. Ist die Erderwärmung also abgesagt oder zumindest unterbrochen?
Natürlich nicht! Wer zumindest den Unterschied zwischen Wetter und Klima verstanden hat, durchschaut die angeblichen Beweise der Klimaskeptiker schnell. Der globale Klimawandel und das aktuelle regionale Wetter dürfen nicht miteinander gleichgesetzt werden.
Wetter hat eine höhe Variabilität
Beim Wetter gibt es eine große Variabilität und diese ist, wie in zahlreichen Artikeln von mir beschrieben, von der Großwetterlage abhängig. Beim langfristigen Blick auf die Klimadaten ist zu erkennen, dass die Winter im Schnitt immer wärmer werden und die Frost- und Schneetage (im Mittel!!) immer weniger.
Aber auch wenn die Winter immer wärmer werden, gibt es natürlich die üblichen Jahresschwankungen und Perioden in denen es kalt genug auch für Schneefall ist. Dem Schnee ist es dann auch egal, ob er bei -5°C oder bei -2°C fällt. Allein aus der Tatsache, dass es schneit, lassen sich also keine Rückschlüsse auf das Klima oder Klimaveränderungen ziehen.
Dafür braucht es lange Messreihen und da ist der Trend laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) eindeutig. Am Beispiel der Station Oberstdorf im Allgäu lässt sich der Rückgang bezüglich der Tage mit einer Schneedecke zeigen. Gab es zwischen 1961 und 1990 demnach im Mittel noch 127 Schneetage, zählte der DWD zwischen 1991 und 2020 im Mittel nur noch 106 Tage mit einer Schneedecke von mindestens drei Zentimetern, Tendenz weiter abnehmend.
Einen kuriosen Zusammenhang zwischen Schneefall und Klimawandel kann es aber insbesondere in den höheren Lagen geben. Denn je milder die Winter im Schnitt werden, desto nasser werden sie und damit ist zumindest zeitweise auch mehr Schnee möglich, wenn es kalt genug ist. Es könnte also in der Summe seltener schneien, dafür aber umso intensiver. Wie gesagt, dem Schnee ist es dabei dann ganz egal, ob er "früher" bei -3°C gefallen wäre, oder heute bei nur noch -1°C.