Junge Menschen zahlen den höchsten Preis: Psychische Folgen der Corona-Pandemie dauern an

Die Corona-Pandemie hat die psychische Gesundheit junger Menschen stark beeinträchtigt. Eine neue Studie zeigt, dass diese Gruppe auch Jahre später noch unter den Folgen leidet, während ältere Generationen schneller erholten.

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Die psychische Gesundheit von Erwachsenen unter 50 Jahren ist seit 2016 kontinuierlich gesunken.
Die psychische Gesundheit von Erwachsenen unter 50 Jahren ist seit 2016 kontinuierlich gesunken.

Die Corona-Pandemie hat weitreichende Folgen für die psychische Gesundheit vieler Menschen hinterlassen.

Besonders junge Erwachsene im Erwerbsalter sind von den Auswirkungen betroffen.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass sich ihre psychische Gesundheit seit 2016 deutlich verschlechtert hat – und die Pandemie diese Entwicklung noch beschleunigte.

Im Gegensatz zu älteren Menschen, deren psychische Gesundheit nach der Krise schnell wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrte, leiden die Jüngeren bis heute.

Psychische Erkrankungen und steigende Fehltage

Laut einem Bericht der DAK-Krankenkasse ist die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Jahr 2023 lag diese Zahl bei 323 Fehltagen pro 100 Arbeitnehmer. Dieser Anstieg von 52 Prozent im Vergleich zu 2013 hat nicht nur gesundheitliche, sondern auch wirtschaftliche Konsequenzen:

Auf jeden Einwohner in Deutschland entfallen jährlich etwa 680 Euro für die Behandlung psychischer Erkrankungen, eine Summe, die mit den Kosten für kardiovaskuläre Erkrankungen vergleichbar ist.

Eine wichtige Frage, die in der aktuellen Debatte häufig gestellt wird, ist, ob der Anstieg der Fehltage auf „Blaumachen“ zurückzuführen ist.

Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stellt jedoch klar, dass die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) 2022 eine präzisere Erfassung der Fehltage ermöglichte.

So ist die Zunahme der Fehltage eher auf eine tatsächliche Zunahme psychischer Erkrankungen zurückzuführen als auf eine Veränderung des Verhaltens von Arbeitnehmern.

Psychische Gesundheit von jungen Erwachsenen

Die SOEP-Studie (Sozio-oekonomisches Panel) zeigt, dass die psychische Gesundheit von Erwachsenen unter 50 Jahren seit 2016 kontinuierlich gesunken ist.

Besonders dramatisch wird es ab 2020, als die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten und Belastungen zu einer weiteren Verschlechterung führten.

2022 war der psychische Gesundheitsindex der Jüngeren sogar schlechter als der von 2002.

Im Gegensatz dazu erholte sich die psychische Gesundheit der über 50-Jährigen schneller und lag 2022 bereits wieder auf dem Niveau von 2018.

Diese Entwicklung zeigt sich deutlich im Vergleich zur globalen Finanzkrise von 2008 bis 2010:

Während damals alle Altersgruppen ähnlich stark betroffen waren und sich nach der Krise relativ gleich schnell erholten, sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie vor allem bei jüngeren Menschen gravierend.

Ursachen und Folgen für die Arbeitswelt

Die Ursachen für die dramatische Verschlechterung der psychischen Gesundheit bei jungen Erwachsenen sind vielfältig. .

Wirtschaftliche Unsicherheiten, die Folgen der Pandemie, der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Ängste und Sorgen über die Zukunft belasten viele Menschen.

Diese ständigen Belastungen führen zunehmend zu psychischen Erkrankungen, die nicht nur das individuelle Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch die Produktivität und den Arbeitsmarkt belasten.

Vor allem im Hinblick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel in Deutschland sind die Folgen besonders gravierend.

Die Generation der Babyboomer geht in den Ruhestand, und der Bedarf an Arbeitskräften wird steigen. In dieser Situation ist es entscheidend, die psychische Gesundheit jüngerer Arbeitnehmer zu fördern, um ihre Leistungsfähigkeit langfristig zu erhalten.

Prävention und Unterstützung dringend erforderlich

Angesichts dieser Entwicklung ist es unerlässlich, das Thema psychische Gesundheit ernst zu nehmen. Insbesondere Unternehmen sollten Prävention und Therapie von psychischen Erkrankungen stärker priorisieren.

Psychische Gesundheitsprobleme müssen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Psychische Gesundheitsprobleme müssen frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Niedrigschwellige Angebote zur Unterstützung von Mitarbeitenden in Krisensituationen sind dabei genauso wichtig wie die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Nur wenn psychische Gesundheitsprobleme frühzeitig erkannt und behandelt werden, können langfristige negative Auswirkungen auf die Arbeitswelt vermieden werden.

Quellen:

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und DAK-Krankenkasse, 2023.

SOEP-Studie (Sozio-oekonomisches Panel).

DAK (2024): Psychreport 2024. Entwicklung der psychischen Erkrankungen im Job 2013–2023

Nicolas R. Ziebarth und Stefan Pichler (2024): Einordnung des deutlichen Anstiegs der krankheitsbedingten Fehlzeiten seit 2022. ZEW Policy Brief 24–18