Das schlimmste Jahr der Erdgeschichte: 536! Was war da los?
Es ist erst Februar und das Jahr 2022 ist bereits in den Nachrichten: ein gewaltiger Vulkanausbruch vor der Küste Tongas, die Aussicht auf einen Krieg mit Russland, die anhaltende Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen. Aber was war das schlimmste Jahr aller Zeiten?
Auch wenn die letzten Jahre nicht einfach waren, was im Wesentlichen auf die Pandemie zurückzuführen ist, so gibt es doch eine Reihe von Jahren in unserer Geschichte, die unbestreitbar schlimm waren und die Menschheit stark erschüttert haben.
Wie 1347, als der Schwarze Tod seinen langen Marsch durch Eurasien begann. Oder 1816, das "Jahr ohne Sommer". Oder 1914, als die Ermordung des Erzherzogs von Österreich einen weltweiten Konflikt (den Ersten Weltkrieg) auslöste, der Millionen von Menschen das Leben kostete.
In den 1330er Jahren brach eine Hungersnot aus und verwüstete China. In den 1590er Jahren brach in Europa eine ähnliche Hungersnot aus, und in den 1490er Jahren begannen die Pocken und die Influenza die indigene Bevölkerung Amerikas zu befallen (und umgekehrt die Syphilis die Bewohner des alten Kontinents).
Dennoch weisen Historiker auch heute noch auf ein bestimmtes Jahr hin, das schlimmer war als die anderen.
536: das schlimmste Jahr der Geschichte?
536 ist der derzeitige Konsenskandidat für das schlimmste Jahr der Menschheitsgeschichte. Ein Vulkanausbruch - oder möglicherweise mehrere - irgendwo auf der Nordhalbkugel scheint der Auslöser für eine Vielzahl von Ereignissen gewesen zu sein.
Dieser Ausbruch löste einen zehnjährigen "vulkanischen Winter" aus, in dem China unter sommerlichen Schneestürmen litt und die Durchschnittstemperaturen in Europa um 2,5 °C sanken. Die Ernten fielen aus und die Menschen hungerten. Dann griffen sie zu den Waffen und bekämpften sich gegenseitig.
Die zunehmende Eisbedeckung der Ozeane (eine Auswirkung des vulkanischen Winters) und ein tiefes Sonnenminimum (die regelmäßige Periode mit der geringsten Sonnenaktivität im 11-Jahres-Zyklus der Sonne) sorgten dafür, dass die globale Abkühlung mehr als ein Jahrhundert lang anhielt.
Viele der Gesellschaften, die in den 530er Jahren lebten, konnten die Umwälzungen der folgenden Jahrzehnte nicht überleben.
Die neue "Wissenschaft" der Klimageschichte
Echte Fortschritte im historischen Verständnis dieses "schlimmsten Jahres aller Zeiten" ergeben sich durch die Anwendung fortschrittlicher Techniken wie der Dendroklimatologie - der Untersuchung des vergangenen Klimas durch die Analyse der Jahresringe von Baumstämmen - und der Analyse von Eisbohrkernen.
Der Dendroklimatologe Ulf Büntgen entdeckte in den Wachstumsmustern der Jahresringe Hinweise auf eine Häufung von Vulkanausbrüchen in den Jahren 536, 540 und 547. Auch die ultrapräzise Analyse des Eises eines Schweizer Gletschers durch den Archäologen Michael McCormick und den Glaziologen Paul Mayewski trug entscheidend dazu bei, die Schwere der Klimaschwankungen im Jahr 536 zu verstehen.
Solche Analysen gelten heute als wichtige Hilfsmittel im methodischen Instrumentarium des Historikers, insbesondere bei der Erörterung von Zeiträumen ohne eine Fülle von überlieferten Aufzeichnungen.