Schlimm: Im Sommer 2022 massiver Gletscherverlust in nur 25 Tagen!
Der Sommer 2022 war bekanntermaßen kein gutes Jahr für Gletscher im Alpenraum. Ungünstige Bedingungen sorgen für unglaubliche Schmelzraten der Gletscher!
Gletscher kann man sich wie gefrorene Flüsse vorstellen. Sie fließen bergab und gestalten dabei die Landschaft. Und wie Flüsse sind sie ein Bestandteil des globalen Wasserkreislaufes. Gletscher sind eine riesige Masse an Eis und Schnee und sind das ganze Jahr vorhanden. Die Masse an Schnee und Eis hat sich über Jahre akkumuliert, in dem es in z.b. in höheren Lagen (bzw. Allgemein in Lagen die kalt genug sind) schneit, der Schnee liegen bleibt und über die Jahre zu komprimiertem Eis wird. Der Gletscher wächst an.
In tieferen oder wärmeren Lagen kann das Eis schmelzen, der Gletscher verliert also an Masse. Fällt so viel Schnee bzw. bildet sich so viel Eis wie schmilzt, bleibt der Gletscher im Gleichgewicht. Faktoren, die zum Ungleichgewicht führen, sind unter anderem wenig Neuschnee, vergleichsweise hohe Temperaturen oder abgelagerte Aerosole. Verschwindet die Neubildung oder verstärken sich die Schmelzprozesse schrumpft der Gletscher. Treten mehrere dieser Bedingungen gleichzeitig auf, führt dies zu Rekordschmelzen wie im Jahr 2022.
2022 mit sehr ungünstigen Umständen
Das vergangene Jahr war für die Gletscher im Alpenraum kein gutes Jahr. Viele Faktoren führten zu einem massiven Verlust. Dass das Jahr 2022 deutlich zu warm war, ist ein Grund. So war an der Station auf dem Jungfraujoch zwischen Juni und August an rund 41 Prozent der Tage die Temperatur über dem Gefrierpunkt. Normalerweise ist dies an nur rund einem Viertel der Tage der Fall.
Aber die hohe Temperaturen waren nicht alles. Eigentlich begann die Misere bereits im Jahr 2021. Denn im Oktober 2021 regnete es bis in 3000 Meter Höhe und es bildete sich teils eine Eiskruste aus, auf dem sich Neuschnee oft nur schwer halten konnte und durch Wind verfrachtet wurde. Ein Zustand, der bis in den Frühling 2022 anhielt. Auch ließen große Mengen an Neuschnee auf sich warten und sorgte daher nicht für den nötigen Nachschub an Schnee.
Ein dritter Grund für die Rekord-Gletscherschmelze war Saharastaub. Im März wurde in mehreren Mineralstaubepisoden Saharastaub auf den Schneeoberflächen deponiert. Visuell konnte man die Verfärbungen sehr schnell wahrnehmen. Eine Folge von Ablagerungen von absorbierenden Aerosolen, wie Mineralstaub oder Ruß, ist eine geänderte Energiebilanz an der Schneeoberfläche. So wird kurzwellige Strahlung stärker absorbiert (der Schnee wird dunkler), wodurch die Schmelzraten erhöht werden.
Massiver Verlust in kurzer Zeit
Diese Verkettung von Umständen führte zu einer Rekord-Gletscherschmelze in den Alpen. Galt das Jahr 2003 als extremes Jahr, wurde dies jetzt von 2022 abgelöst unter anderem da die Schmelze früh angefangen hatte. Die Schweizer Gletscher haben im Jahr 2022 rund drei Kubikkilometer Eis verloren, ein Verlust von rund 6% des verbleibenden Volumens. Um das in Relation zu setzen: sonst galten rund 2% schon als extrem.
Auch haben Forscher ermittelt (Preprint https://tc.copernicus.org/preprints/tc-2022-247/), dass der größte Massenverlust an insgesamt nur 25 Tagen erfolgt ist. In diesem von Hitzewellen geprägten Zeitraum betrug der Verlust rund 35% des gesamten Verlustes des Sommers 2022. Dieser massive Verlust an nur 25 Tagen entspricht allerdings auch 56% des durchschnittlichen Verlust der Sommer 2010 bis 2020. Wahrlich ein Rekordereignis.
Und die Aussichten für Gletscher sind nicht die besten. Jedes Zehntelgrad globaler Erwärmung wird Gletscher immer wahrscheinlicher verschwinden lassen. Eine kürzliche Studie hatte dies erneut bestätigt. Treffen wieder ungünstige Ereignisse wie 2022 zusammen, sind neue Rekordschmelzen zu erwarten.