Hitze, Dürre, Starkregen: Ist das noch Wetter oder schon der Klimawandel?
Letztes Jahr die Flutkatastrophe im Ahrtal, dieses Jahr extreme Dürre und Hitze bis über 40 Grad. Im Gegensatz dazu die extremen Regenfälle vor einigen Tagen in Vorarlberg mit massiven Überflutungen. Ist das eigentlich noch Wetter oder schon eine Folge der Erderwärmung?
Sei es extreme Hitze, langanhaltende Dürre, schwere Stürme oder heftiger Starkregen. Meteorologen und Klimaforscher werden gerne bei jedem Extremwetter mit der Frage konfrontiert, ob diese Extreme denn bereits die Auswirkungen des Klimawandels sind.
Doch viele haben sich ihre Meinungen schon vorher dazu gebildet. Klimaskeptiker bringen gerne das Argument, dass es solche extremen Wetterereignisse immer schon gegeben habe und man aus einem Einzelereignis nicht auf das Klima schließen könnte.
Im Gegensatz dazu gibt es die Gruppe, die diese Wetterextreme als eindeutiges Zeichen des Klimawandels sehen und hinter jedem Extrem einen eindeutigen Hinweis auf die Klimakrise. Beide Gruppen haben im Grunde erstmal nicht ganz unrecht! Doch was ist denn nun richtig?
Wetter und Klima
Zunächst einmal muss man zwischen Wetter und Klima unterscheiden. Wetter ist das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort in der Atmosphäre passiert. Die Sonne scheint, Wolken ziehen über den Himmel, der Wind weht, es regnet oder es schneit und es ist warm oder kalt. Das Wetter lässt sich inzwischen je nach Wetterlage für mehrere Tage ziemlich gut vorhersagen. Danach wird die Prognose aber mit jedem Tag immer unsicherer.
Klima ist dagegen das durchschnittliche Wetter über einen langen Zeitraum. 30 Jahre sind zum Beispiel eine Zeitspanne, die Klimawissenschaftler oft für Vergleiche nutzen. Bestimmen lässt sich das Klima mit Wetterbeobachtungen, die über Jahrzehnte gesammelt und statistisch ausgewertet werden. Tägliche Werte von Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge werden dabei genauso berücksichtigt wie Extremwerte in Hitzephasen oder bei Starkregen. Bei der mittleren Temperatur ist der Trend zu immer höheren Werten klar ersichtlich.
Doch bei Wetterextremen wie Hitzewellen, Dürren oder Starkregen ist die Sache deutlich komplizierter. Wetter ist sehr variabel und veränderlich und so gab es schon immer extreme Wetterereignisse. Hier ist es pauschal gesehen richtig, dass man ein einzelnes Ereignis nicht so einfach auf den Klimawandel schieben kann.
Andererseits ist darauf zu achten, dass sich ja durchaus Veränderungen im Zuge der Erderwärmung hinsichtlich der Stärke oder der Häufigkeit von bestimmten Extremereignissen ergeben können. Was früher extrem war, könnte in Zukunft das neue Normal werden.
Das Problem ist, dass Wetterextreme nämlich per Definition selten sind und je extremer sie sind, desto seltener sind sie. Ereignisse die beispielsweise statistisch nur alle 100 Jahre oder noch seltener auftreten, lassen sich mit den verfügbaren Messreihen nicht belastbar auswerten, um sie einer Klimaveränderung zuordnen zu können.
Attributionsstudien
Seit einigen Jahren kommen Wissenschaftler dem Zusammenhang zwischen dem Extremwetter und dem Klimawandel mithilfe von verfeinerten Klimamodellen und schnelleren Computern immer öfter auf die Spur. Diese Wissenschaft nennt sich Zuordnungsforschung, auch Attributionsforschung genannt.
Dabei werden, vereinfacht gesagt, sämtliche Klimasimulationen zunächst nur mit natürlichen Klimaantrieben durchgeführt, ohne Einfluss des Menschen. Anschließend berücksichtigt man zusätzlich anthropogene Einflüsse wie den Ausstoß von Treibhausgasen, um ein realitätsnahes Klima zu berechnen.
Zum Beispiel fand man heraus, dass bei der extremen Hitzewelle über Westeuropa vor einigen Wochen die Erderwärmung diese um mindestens das Zehnfache wahrscheinlicher gemacht hat. Auch das Knacken der 40 Grad Marke in England wäre extrem unwahrscheinlich gewesen (normal alle 1000 bis 10000 Jahre). Und auch die extremen Regenfälle im letzten Jahr, die zur Ahrflut führten, sind durch den Klimawandel extremer und um 9 Mal wahrscheinlicher geworden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man von einem Einzelereignis zwar nicht darauf schließen kann, dass das der Klimawandel war. Allerdings zeigen die Attributionsstudien, dass sowohl die Intensität als auch die Häufigkeit solcher Starkregenfälle und Hitzewellen bereits heute zugenommen haben und in Zukunft weiter zunehmen werden.