Himmlische Längs- und Querstreifen: Kommen diese auf natürliche Art und Weis zustande?

Wie war das jetzt? Längsstreifen machen dünn Querstreifen eher nicht? Dem Himmel wird das egal sein. Erlaubt ist hier was gefällt und wie es gerade passt. Aber parallele Steifen am Himmel sind so oder so interessant und allemal einer näheren Betrachtung wert.

Wellen in den Wolken
Bei einer Änderung der Windgerschwindigkeit mit der Höhe kann die Atmosphäre zur Wellenbildung angeregt werden, die manchmal so spannend durch Wolken sichtbar gemacht wird (Foto: Malte Neuper).

Nun, worum geht es hier eigentlich? Was soll denn am Himmel Längsstreifen, was Querstreifen haben? Die meisten werden es sicherlich erraten haben. Es sind die Wolken, die teilweise eben in Form von Streifen vorkommen.

Aber wenn wir den Himmel betrachten dann muss erst einmal klar werden, was überhaupt quer und was längs ist. Je nach Blickrichtung des Betrachters kann einmal die eine Richtung eigentlich quer sein, nach einer Drehung um 90 Grad ist es dann die andere Richtung. Daher gilt es eine feste Bezugsrichtung festzulegen. In einem strömenden Medium benutzt man dabei nicht rechts oder links, oder auch Nord und Süd, sondern man nimmt die Strömungsrichtung als Bezugsrichtung. Alles was in Richtung der Strömung ausgerichtet ist, ist längs der Strömung, und senkrecht zur Strömung ist eben natürlich quer. Jetzt kann man hier noch schrieben, dass ein solches Bezugssystem sogar offiziell einen Namen hat und die Koordinaten als natürliche Koordinaten bezeichnet werden, wobei die Richtung quer zur Strömung auch als normal zur Strömung benannt wird. Aber das lassen wir mal, das ist an dieser Stelle nur irreführend und nicht relevant.

Wichtig ist, festzustellen, dass wir – wenn wir in Streifen angeordnete Wolkenhaben, es mit zwei Sorten zu tun haben. Einmal Wolken die quer zur Windrichtung angeordnet sind, und einmal Wolken, die sich mit der Windrichtung als Streifen ausgeweitet haben.

Parallel zum Wind - die 'fibratus'-Wolken

Faserige Wolken
Manchmal werden bei einem starken Wind die Wolken regelrecht zu herrlichen Bändern fortgeweht (Foto: Malte Neuper).

Zunächst zu den Längsstreifen. Diese hängen weitgehend mit einer Ausbreitung mit dem Wind zusammen und kommen als parallele Bänder vor allem im Zusammenhang mit der Wolkenart ‚fibratus‘ vor. ‚Fibratus‘ ist lateinisch für ‚faserigund die ‚fibratus‘ Wolken sind Wolken, die aus gradlinigen oder auch leicht gekrümmten Fasern bestehen. Allerdings ist anzumerken, dass sie nicht hakenförmig enden, denn sonst wären es nämlich ‚unicus‘ Wolken. ‚fibratus‘ Wolken gehören zu den Eiswolken, wobei sie einerseits als Cirrus ‚fibratus‘ oder – in der etwas ausgeweiteten Form - auch als Cirrostratus ‚fibratus‘ auftreten. Letztlich zeigen sie einen recht kräftigen Wind an, der die Eiskristalle zu langen, teils parallelen Bändern ausgeweht hat. Abgesehen von dem starken Wind haben sie keine große prognostische Eigenschaft. Das heißt: Man kann oft ganz spannende Formen in ihnen erkennen, aber das war es dann auch.

Quer zum Wind - die 'undulatus'-Wolken

Auch die Querstreifen hängen mit dem Wind zusammen, der aber nun – bei den Quersteifen – eben quer zu den Wolkenbändern weht. Gibt es in der vertikalen – also zwischen oben und unten -deutliche Geschwindigkeits- oder auch Richtungsunterschiede, dann kann es in der Atmosphäre zu einer Wellenbildung kommen. Das ist genauso wie an der Meeresoberfläche, wo durch den Wind auch eben Schwingungen und damit Wellen angeregt werden.

Die Wellen erstrecken sich nun quer zur Windrichtung und die Luftteilchen durchströmen regelrecht diese Wellen wie auf einer Berg- und Talfahrt. Das heißt beim Wellenberg strömen die Luftteilchen nach oben, kühlen sich dabei ab und der Wasserdampf kann - bei ausreichender Feuchte – zu Wolkentröpfchen (aus)kondensieren. Ins Wellental sinkt dann die Luft wieder, erwärmt sich nach den thermodynamischen Gesetzen und die Wolkentröpfchen verdunsten wieder. Das Resultat ist dann ein Wolkenband im Wellenberg und ein wolkenfreier Bereich (oder ein Bereich mit einer Aufhellung) im Wellental. Wenn nun die Schwingungen sich wiederholen, dann haben wir parallel angeordnete Wolkenbänder, die in der Fachsprache als Unterart ‚undulatusbezeichnet werden, wobei ‚undulatus‘ lateinisch für ‚wellenartig‘ ist.


Die Unterart ‚undulatus‘ kann mit einer ganzen Palette von Wolkengattungen vorkommen. Genauer gesagt können sie im Zusammenhang mit den tiefen ‚Stratus‘ und ‚Stratocumulus‘-Wolken, den mittelhohen ‚Altostratus‘ und ‚Altocumulus‘-Wolken, sowie mit den hohen ‚Cirrocumulus‘ und ‚Cirrostratus‘-Wolken auftreten, also mit 6 der insgesamt 10 Wolkengattungen. Sie sind damit ein regelrechter Allrounder und verdeutlichen immer schön, dass auch die Atmosphäre eine Fluid ist, bzw. ein regelrechter Ozean.