Hagelabwehr mit Flugzeugen. Kann das funktionieren?
Immer wieder kommt es in Gewittern, insbesondere in Superzellen zur Bildung Hagel. Das Schadenspotential ist extrem, weshalb sich mehrere Methoden entwickelt haben um dieses zu verringern. Die Hagelabwehr beschreibt Methoden zur Verhinderung oder Reduzierung von Hagelschäden, z.B. mit dem Einsatz von Flugzeugen oder Hagelabwehrraketen, um die Hagelbildung in Gewitterwolken zu beeinflussen. Aber kann das wirklich funktionieren?
Hagelstürme gehören zu den gefährlichsten Wetterphänomenen, die beträchtliche Schäden an Pflanzen, Fahrzeugen und Gebäuden verursachen können. In Mitteleuropa beläuft sich ein Großteil der unwetterbezogenen Versicherungskosten auf durch Hagelschlag verursachte Schäden. Wegen der immensen Kosten, die ein einziges Hagelgewitter verursachen kann, haben sich im Laufe der Zeit mehrere Methoden zur Abwehr oder Abschwächung von Hagelereignissen entwickelt.
Flugzeugbasierter Ansatz im deutschsprachigen Raum
In Deutschland, Österreich und der Schweiz findet der flugzeugbasierte Ansatz die meiste Verwendung. Hier werden Flugzeuge werden mit speziellen Geräten ausgestattet, die Substanzen in die Aufwindbereiche von Gewitterwolken abgeben. Meistens handelt es sich dabei um Silberjodid, weil dieser Stoff in einer Wolke sehr gut als Keim eines Eispartikels dienen kann. Die Idee dahinter ist, dass sich durch die Zugabe von Silberjodid das überschüssige Wasser einer Gewitterwolke nicht auf wenige große Hagelkörner, sondern auf sehr viele kleinere Körner verteilt. Der Hagel kann so zwar nicht immer verhindert werden, zumindest aber kann durch die Änderung der Größenverteilteilung die Schadenswirkung reduziert werden. Besonders entscheidend ist hierbei, dass die Eiskeime im Aufwindbereich der Gewitterwolke verteilt werden, damit sie von den Aufwinden weit nach oben bis in die Hagelbildungszone der Wolke getragen werden.
Neben der Hagelabwehr mit Flugzeugen gibt es auch andere Methoden, die zur Minimierung von Hagelschäden eingesetzt werden wie z.B. der Einsatz von Hagelabwehrraketen. Raketenbasierte Hagelabwehr arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip wie die Flugzeugmethode. Man versucht ebenfalls Substanzen in die Gewitterwolken einzubringen, die die Eisbildung zu modifizieren. Ein Vorteil des raketenbasierten Ansatzes ist, dass er in Gebieten eingesetzt werden kann, in denen Flugzeuge aufgrund von topographischen Gegebenheiten oder anderen Einschränkungen nicht effektiv fliegen können. Dem gegenüber stehen aber immense Kosten für die Entwicklung und den Einsatz der Raketen sowie der nötigen Infrastruktur und Expertise.
Das Konzept der Hagelabwehr kennt viele Kritiker. Ein Großteil der Kritik basiert auf dem Narrativ "wie soll ein so kleines Flugzeug gegen so eine große Gewitterwolke etwas anrichten?". Fakt ist, es gibt weder ein Beweis dafür noch dagegen, dass die Hagelabwehr funktioniert. Der Grund dafür ist einfach: Man kann ein und die selbe Gewitterzelle nicht mehrfach untersuchen wie in einem Physiklabor. Nach der Bearbeitung einer Gewitterzelle bleibt also immer die Frage: Was wäre passiert, wenn man sie nicht bearbeitet hätte?