Haben Eltern wirklich ein Lieblingskind? Der Wissenschaft nach sind es meist die Töchter.

Haben Sie sich jemals gefragt, ob Sie das "Lieblingskind" sind? Oder ob Ihre Eltern heimlich einen Favoriten haben? Die Wissenschaft liefert überraschende Antworten, die sowohl für Eltern als auch für Kinder spannend sind.

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Die Forschung zeigt, dass der „Lieblingskind“-Mythos in vielen Familien existiert.

Eltern lieben ihre Kinder unendlich, doch gibt es in vielen Familien unbewusste Tendenzen, die zu einer bevorzugten Behandlung eines Kindes führen.

Eine umfassende Meta-Analyse, die mehr als 19.000 Personen untersuchte, beleuchtet nun die Frage, ob es tatsächlich ein "Lieblingskind" gibt und warum dies insbesondere bei Töchtern häufig der Fall ist.

Die häufigsten Muster von Favoritismus

Die Forschung zeigt, dass der Favoritismus in vielen Fällen nicht offensichtlich oder absichtlich ist. Doch es gibt klare Tendenzen, die sich in der Art und Weise widerspiegeln, wie Eltern ihre Kinder behandeln.

Ein auffälliges Ergebnis der Studie ist, dass Töchter oft bevorzugt werden. In den meisten Fällen gestehen Eltern ein, ihre Töchter mit mehr Zuneigung und Präferenz zu behandeln, obwohl weder die Töchter noch ihre Brüder oder Schwestern diesen Favoritismus explizit wahrnehmen.

Diese Vorzugsbehandlung ist daher eher subtil und wird häufig nicht bewusst wahrgenommen.

Ein weiteres interessantes Ergebnis ist, dass ältere Kinder – in der Regel Erstgeborene – häufig mehr Freiheiten und Autonomie erhalten. Sie dürfen oft früher Dinge tun, die ihre jüngeren Geschwister erst später erleben, wie zum Beispiel längere Ausgehzeiten oder die Möglichkeit, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Während die älteren Kinder in den meisten Fällen von dieser Bevorzugung profitieren, kann dies bei den jüngeren Geschwistern zu Ressentiments und dem Gefühl von Ungerechtigkeit führen.

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Ein auffälliges Ergebnis der Studie ist, dass Töchter oft bevorzugt werden.

Warum bevorzugen Eltern bestimmte Kinder?

Warum also bevorzugen Eltern häufig ihre Töchter oder ihre älteren Kinder? Die Studie zeigt, dass dies zum Teil an den Eigenschaften der Kinder liegt. Kinder, die weniger konfliktreich und verantwortungsbewusst sind, erhalten oft mehr Zuneigung.

Diese Kinder sind für die Eltern leichter zu handhaben, was dazu führt, dass Eltern mit ihnen häufiger in positiven Interaktionen sind. Weniger konfliktbeladene Kinder erzeugen weniger Spannungen, was wiederum dazu führt, dass Eltern ihnen mehr Freiheiten und Zuneigung zugestehen.

Darüber hinaus spielen kulturelle Einflüsse und elterliche Unsicherheiten eine Rolle.

In einigen Kulturen bevorzugen Eltern ihre Söhne, während Mütter ihren Töchtern näher sind. Auch der Bindungsstil und die Persönlichkeiten der Eltern beeinflussen diese unbewussten Bevorzugungen.

Die Folgen des Favoritismus

Der Favoritismus hat jedoch leider nur positive Auswirkungen auf die bevorzugten Kinder. Für diejenigen, die weniger Bevorzugung erfahren, kann dies negative Folgen haben. Kinder, die sich ungerecht behandelt fühlen, zeigen häufiger Anzeichen von Depressionen und niedrigem Selbstwertgefühl.

Studien haben gezeigt, dass diese Kinder später im Leben mit mehr sozialen und psychischen Herausforderungen konfrontiert sind. Konflikte mit Eltern und Geschwistern sind häufig, und die Spannungen können sogar bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben.

Für Eltern ist es daher wichtig, sich der eigenen Tendenzen bewusst zu werden. Die bewusste Reflexion über die Art der elterlichen Zuneigung kann helfen, mögliche negative Auswirkungen zu vermeiden.

Strategien für eine gerechtere Erziehung

Die Wissenschaft gibt hilfreiche Tipps, um dem Favoritismus entgegenzuwirken:

  1. Selbstreflexion: Eltern sollten sich regelmäßig fragen, ob sie ihre Kinder gleich behandeln und ob es ungerechtfertigte Bevorzugungen gibt.
  2. Offene Kommunikation: Kinder sollten ermutigt werden, ihre Gefühle und Wahrnehmungen offen anzusprechen. Ein respektvolles Zuhören ohne Abwertung fördert das Vertrauen und reduziert Konflikte.
  3. Gleichbehandlung bei individuellen Bedürfnissen: Es ist wichtig, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie fair behandelt werden, auch wenn ihre Bedürfnisse unterschiedlich sind.

Indem Eltern die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes anerkennen und in einer gleichwertigen Weise darauf eingehen, können sie das Familienklima verbessern und das Wohlbefinden aller Kinder fördern.

Die Forschung zeigt, dass der „Lieblingskind“-Mythos in vielen Familien existiert, jedoch oft unbewusst und subtil. Eltern sollten sich dieser Tendenzen bewusst werden und dafür sorgen, dass alle Kinder das Gefühl haben, gleichwertig behandelt und geliebt zu werden. So entsteht ein harmonisches Familienumfeld, in dem alle Mitglieder ihr volles Potenzial entfalten können.

Quelle

Jensen, A. C., & Jorgensen-Wells, M. A. (2025). Parents favor daughters: A meta-analysis of gender and other predictors of parental differential treatment. Psychological Bulletin.