Gigantisch, die größten Schneeflocken der Welt
Auch wenn der Jahreswechsel 2022/2023 hier in Deutschalnd alles andere als winterlich anmutend daherkommt, mit insgesamt 12°C bis 18°C, lokal um 20°C sogar einige Dekadenrekorde pulverisiert werden, so haben wir Winter und in diesem ist es gestattet sich generell berechtigte Hoffnung auf mal ein paar Schneeflocken zu machen. Denn es sind ja auch einfach einzigartige und wundervolle Gebilde.
Nachdem an dieser Stelle schon über einige Aspekte des Schnees geschrieben wurde, soll zum Jahresende mal in die Vollen, sprich Superlativen ‚gehauen‘ werden. Genauer gesagt soll in den folgenden Zeilen mal der Frage nach den allergrößten Schneeflocken nachgegangen werden.
Nun, eine Nennung solcher Weltrekorde ist natürlich ein wenig müßig, man müsste ja - um ein objektives Ergebnis zu haben und einen eindeutigen Weltrekord ausweisen zu können - alle fallenden Schneeflocken vermessen. Und das sind ganz schön viele. Der brillante Schneeexperte Kenneth Libbrecht errechnete, dass pro Sekunde im Mittel eine Billiarde Schneeflocken auf den Erdboden nieder rieseln. Das ist so viel, dass in etwa jeder Mensch alle zehn Minuten einen Schneemann bauen könnte (für den in stattlicher Ausführung knapp 100 Millionen Schneeflocken anzusetzen sind). Nun, deren Erfassung ist natürlich nicht möglich, sodass wir uns hier einfach mit glaubhaften Augenzeugenberichten, also einer letztlich sehr überschaubaren Stichprobe begnügen müssen. Nichtsdestotrotz hat selbst diese Stichprobe einige erstaunliche, d.h. gigantische Schneeflocken parat.
Schneekristall vs. Schneeflocke
Bevor wir jetzt ins Detail gehen, muss noch einmal auf die Begrifflichkeit hingewiesen werden. Mit Schneeflocke ist die verhakte oder mittels gefrorenen Wassertröpfchen zusammenklebende Ansammlung von mehreren einzelnen Schneekristallen gemeint. Die Schneeflocke besteht also aus mehreren Einzelkristallen, die zusammenhängend vom Himmel niedergehen.
Doch jetzt zu den Größen. ‚Normal‘ große Schneeflocken (im inoffiziellen Fachjargon auch als „Toastbrotschnee“ bezeichnet) erreichen Größen um 3-5 Zentimeter.
Beobachtete Riesenschneeflocken
Einer der frühsten Riesenschneeflockenberichte, der es sogar bis in die (nunmehr alt-)ehrwürdige Fachzeitschrift Nature geschafft hatte, beschreibt einen Schneefall, der am 07. Januar 1887 in Chepstow (ob das Chepstow in Wales oder der Namensvetter in Kansas, USA geht aus meinen Unterlagen nicht eindeutig hervor), stattfand. Ein Herr E.J. Lowe erlebte um die Mittagszeit Schneeflocken mit einem Durchmesser von stattlichen 9 Zentimetern. Aber er ließ es nicht auf der einfachen Größenangabe beruhen. Er sammelte 10 der Schneeflocken auf einer Untertasse und (natürlich nach Abzug des Gewichts der Untertasse) ermittelte er ein Gewicht von 1.4 Gramm.
In unseren Breiten ist der 10. Januar 1915 Schneeflockengrößen-Geschichtsschreibend. In (oder um) Berlin wird von aparten Gebilden mit Durchmessern von 8 bis 10 Zentimetern berichtet. Wieder schaffte es das Ereignis in ein Fachjournal. Diesmal war es das nicht minder altehrwürdige Monthly Weather Review, wo von gigantischen Schneeflocken geschrieben wurde und dass sie das Aussehen von runden oder ovalen Scheiben mit nach oben gebogenen Rändern hatten. Die Schneeflocken waren – nach dem Bericht – so schwer, wodurch sie im Gegensatz zum ‚normalen‘ Tanz im leichtesten Wind recht gradlinig (wenn überhaupt) nur mit leichtem Zittern in Richtung Erdboden fielen.
Rekordhalter
Doch all das ist eigentlich nur quasi Kindergeburtstag gegenüber dem uneingeschränktem Rekordhalter. Am 28. Januar 1887 (das Jahre muss anscheinend ein gutes Schneeflockenjahr gewesen sein) wurde die in Fort Keogh (einem ehemaliger Posten der US-Armee am westlichen Rand des heutigen Städtchen Miles City im US-Bundesstaat Montana, USA) die größte je auf Erden registrierte Schneeflocke registriert.
Das Monthly Weather Review ist wieder der Chronist, wobei die Erfahrung mit den Rekordschneeflocken anscheinend von einem Postboten nahe der Ranch eines Matt Colemans gemacht wurde. Er sah die winterlichen Hydrometeore auf einer Fläche von mehreren Quadratkilometern fallen. Sie waren – nach seinem Empfinden - größer als Milchkannen und hatten eine Länge von sage und Schreibe 38 Zentimetern und eine Dicke von 20 Zentimetern. Wahrlich gigantisch.