Gefährliche Hitzetipps! Was ist dran an den Hitze-Mythen?
Durch die häufige Hitze in diesem Sommer gibt es in den Medien zahlreiche Tipps, wie man sich am besten vor dieser schützt. Zudem werden seit Urzeiten vermeintliche Hitzemythen innerhalb von Familien und Freunden überliefert. Wir schauen uns diese einmal genauer an!
Aber zunächst einmal zu dem Glauben einiger, dass es schon immer so warme Sommer gegeben habe. Gerne werden dabei subjektive Erinnerungen wach, wie man in der Kindheit wochenlang bei Hitze und Sonnenschein die Sommerferien am See verbracht hat. Natürlich hat es auch früher heiße Tage und Hitzewellen gegeben, aber nicht in dem Ausmaß und der Häufigkeit.
40 Grad gab es früher doch auch?
Die "nackten Zahlen" sprechen nämlich eine andere Sprache: Laut den Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der 20. Juli 2022 gerade einmal der 10. Tag, an dem seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland 40 Grad erreicht wurden. Das erste Mal war es 1983 in Kösching (Bayern) und Gärmersdorf (Bayern) der Fall, dann erst wieder im legendären "Jahrhundertsommer" 2003. In den 2010er Jahren nahm schließlich nicht nur die Frequenz der Hitzewellen mit Spitzenwerten über 40 Grad zu, sondern auch die Verbreitung, mit der die 40-Gradmarke überschritten wurde.
In der letzten Woche wurden an über 80 Wetterstationen neue Allzeit-Temperaturrekorde aufgestellt, mit teils über 40 Grad, unter anderem auch in Hamburg. Hier wurde der alte Rekord gleich um drei Grad überboten, ein weiteres eindeutiges Symptom der Klimakrise! Zudem wurde in Europa noch nie so weit im Norden die 40-Gradmarke gerissen!
Der Mythos von der Mittagshitze hält sich hartnäckig! Dabei wird an normalen sonnigen Tagen im Sommer die Höchsttemperatur erst zwischen 17 und 18 Uhr erreicht und die Temperaturen liegen dann gerne 5-10 Grad höher als um 12 Uhr mittags. Nicht nur deswegen macht Lüften am frühen Abend wenig Sinn. Auch von Sport ist am Abend nicht nur wegen der noch sehr hohen Temperaturen abzuraten, sondern auch wegen der hohen Ozonbelastung, die parallel mit den Temperaturen einhergeht und am frühen Abend ihr Maximum erreicht.
Lüften, Ventilatoren und Durchzug
Gerne wird der Tipp gegeben, nur morgens und abends die Wohnung zu lüften. Dass es besonders am frühen Abend noch sehr heiß ist, haben wir oben schon erläutert. Aber auch sonst ist bei Anwesenheit in der Wohnung "alles dicht machen" keine gute Idee. Denn nicht die Temperatur ist der entscheidende Faktor, sondern die "gefühlte Temperatur", sprich die Luftfeuchtigkeit und der Wind.
Zirkulierende Luft ist gut und zusätzlich ein Ventilator ist noch besser! Durchzug ist nichts anderes als Wind. Am Meer genießen wir an heißen Tagen alle den schönen Seewind, der die Temperaturen erträglich macht. Dagegen wird im geschlossenen Raum bei Anwesenheit viel Feuchtigkeit und Kohlendioxid bei stehender Luft produziert und so schmort man im wahrsten Sinne des Wortes "im eigenen Saft".
Zum Schluss noch was zum Thema Waldbrand, um den auch einige Mythen ranken. Hitze löst keine Waldbrände aus! Vegetation brennt erst bei 250 bis 300 Grad. Sie entstehen, wenn akute Trockenheit vorherrscht (Dürre) und sie durch Brandstiftung oder Fahrlässigkeit (z.B. Zigarettenkippe) ausgelöst werden. Natürliche Ursachen, wie ein Blitzeinschlag, spielen in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Auch ist es ein Irrglaube, dass Glasscherben oder weggeworfene Flaschen einen Waldbrand auslösen können!