Fischen im Trüben - von den Schwierigkeiten einer Nebelvorhersage
„Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.“ Auch wenn dieser Spruch den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zugeschrieben wird, so gilt er ohne Zweifel für die Arbeit der Meteorologen und Meteorologinnen. Dem „Warum das so beim Nebel der Fall ist“ sollen nun die folgenden Zeilen gewidmet werden.
Nach einer Definition aus einem älteren Meteorologischen Wörterbuch* handelt es sich bei Nebel, um eine am Boden aufliegende Wolke, wobei die Sichtweite unter 1000 Meter liegt. Liegt sie darüber, spricht man hingegen von Dunst.
Bei Nebel werden zudem verschiedene ‚Dichtegrade‘ unterschieden. Bei einer Sichtweite von 500 - 1000 m hat man es mit leichtem Nebel zu tun, bei 200 - 500 m hingegen mit mäßigem Nebel und bei unter 200 m mit starkem Nebel.
Die Verringerung der Sichtweite geschieht in der bodennahen Luftschicht vor allem durch die Streuung des Lichts an den in der Luft schwebenden, gewöhnlich mikroskopisch kleinen Wolkentröpfchen. Diese sind dabei aber im Vergleich zur Wellenlänge des Lichts ausreichend groß, dass die Streuung des Lichtes nicht mehr von seiner Wellenlänge abhängt. Damit werden alle Farben - aus denen das Licht sich ja zusammensetzt - ähnlich gestreut (Stichwort Mie-Streuung) und der Nebel erscheint weiß bis bisweilen auch trist grau.
Nebel wird in der Meteorologie oft nach seinen Entstehungsursachen unterteilt. So unterscheidet man beispielsweise zwischen Strahlungsnebel, Mischungsnebel oder Advektionsnebel. Ohne aber jetzt auf Details einzugehen lässt sich sagen, dass die Nebelbildung generell von der Jahreszeit, der anderweitigen Bewölkung, der Windstärke, der Lufttemperatur, der Luftfeuchtigkeit und dem Ort abhängt, bzw. dass man zur Nebelvorhersage diese Faktoren allgemein berücksichtigen muss.
unterschiedliche Abhängigkeiten
Im Fall des, in unseren Gegenden am häufigsten vorkommenden Strahlungsnebels, so sind die der Nebelbildung zuträglichen Zutaten vor allem ein klarer Himmel, ein leichter Wind und ausreichend feuchte Luft. Im Zusammenhang mit feuchter Luft gilt, dass sich die Luft (je feuchter sie ursprünglich ist) zur Nebelbildung nicht so stark abkühlen muss, um den Taupunkt zu erreichen, ab dem eben die Luft den Wasserdampf nicht mehr komplett „halten“ kann und sich dann eben durch Kondensation die Wolkentröpfchen und damit der Nebel bilden. Aus diesem Grund ist beispielsweise das Nebelrisiko in Gewässernähe, also in der Nähe von Flussauen und Seegebieten höher.
Allerdings benötigen wir für die Nebelbildung einen leichten, nicht zu schwachen, aber auch nicht zu starken Wind. Denn wenn der Wind zu leicht ist, dann setzt sich der überschüssige Wasserdampf als Tau ab und kondensiert eben nicht in der Luft zu den Wolkentröpfchen. Wenn der Wind zu stark ist, dann wird die feuchte Luft mit etwas trockenerer bzw. teils noch wärmerer Luft in der Höhe ausreichend durchmischt und letztlich erreicht die Luft keine Sättigung und es bilden sich ebenfalls keine Wolken- bzw. Nebeltröpfchen. Der oben angesprochene klare Himmel sorgt für die ungehinderte Wärmeausstrahlung, durch die sich die sich die Erdoberfläche und letztlich die bodennahe Luftschicht ausreichend zur Nebelbildung abkühlen kann. Wenn jedoch eine Wolkendecke vorhanden ist, strahlt diese wiederum Wärmestrahlung zurück und die bodennahe Luftschicht kann sich nicht effektiv abkühlen.
Aber das ist, sind nur die wichtigsten Steuergrößen. Unter anderem gilt es bei der Nebelvorhersage auch noch zu berücksichtigen, ob es Regen gibt, wie kalt oder warm der Boden ist, ob eine andere wärmere Luftmasse herangeführt wird und vieles mehr.
Wenn sich eine der angegebenen Kenngrößen ändert - oft genügt auch nur eine sehr kleine Änderung - dann kann das einen wesentlichen Effekt auf die Nebelbildung bzw. die Nicht-Nebelbildung haben. In diesem Sinne wird hoffentlich deutlich wie schwer letztlich eine belastbare Nebelprognose ist, und dass eben der Wetterbericht ist ein Bericht ist, der mitunter vom Wetter berichtigt wird.
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*Gerhard Schindler, Meteorologisches Wörterbuch, Leitners Studienbücher, Verlag Leitner & CO, Wels, Oberösterreich und Wunsiedel, Oberfranken, 1953.