Tödliche Hitze! Wenn schwitzen nicht mehr hilft! Was ist die Feuchtkugeltemperatur?
Beim Thema Hitze schauen die meisten Menschen nur auf die Lufttemperatur. Doch für die Frage, ob der Mensch seinen Körper noch ausreichend kühlen kann, ist die Luftfeuchtigkeit von enormer Bedeutung. Durch den fortschreitenden Klimawandel könnte dies für immer mehr Regionen zum existenziellen Problem werden. Entscheidend ist die Feuchtkugeltemperatur. Doch wann ist heiß für den Menschen zu heiß?
Dass durch die Klimakrise auch Hitzewellen länger und intensiver werden, ist bekannt. Gemessen wird die Intensität der Hitze in der Regel ausschließlich mit der gemessenen Lufttemperatur. Trockene Hitze ist aber besser auszuhalten als schwüle Hitze. Deshalb ist die Feuchtkugeltemperatur von entscheidener Bedeutung. Sie zeigt an, bis zu welchen Temperaturen sich der Mensch noch durch Schwitzen abkühlen kann.
Was ist die Feuchtkugeltemperatur?
Die Feuchtkugeltemperatur wird mit einem speziellen Feuchtthermometer gemessen. Das Psychrometer besteht dabei aus zwei Thermometern, von denen das Feuchtthermometer eines ist. Hier wird dabei ein feuchtes Tuch über die Thermometerkugel gestülpt und belüftet.
Durch die Verdunstungskälte stellt sich nach einiger Zeit die Feuchtkugeltemperatur ein. Je trockener die Luft ist, desto schneller verdunstet die Flüssigkeit, desto mehr Verdunstungskälte wird hervorgerufen und desto größer ist die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Thermometern.
Die Feuchtkugeltemperatur wird auch als Kühlgrenztemperatur bezeichnet und liegt immer unter der Lufttemperatur- außer, es besteht eine relative Luftfeuchte von 100 Prozent, dann sind beide Maße genau gleich hoch.
Die Feuchtkugeltemperatur beschreibt somit die niedrigste Temperatur, bis zu der es sich in einer Umgebung durch Verdunstung abkühlen kann. Erreicht diese Temperatur eine kritische Schwelle, kann die Körpertemperatur durch Schwitzen nicht mehr reguliert werden. Damit ist die Grenze der menschlichen Anpassungsfähigkeit an extreme Hitze und Schwüle erreicht und somit potentiell tödlich!
Kaum in der Öffentlichkeit beachtet: Die Feuchtkugeltemperatur ist das beste objektive Maß, um die unmittelbare tödliche Bedrohung durch die Klimakrise zu beschreiben. In Indien und in Teilen der USA wird dies schon in naher Zukunft zu einem lebensbedrohlichen Problem werden.
Lange ging man davon aus, dass die Grenze für den Menschen bei einer Feuchtkugeltemperatur von 35 Grad liege- bei einer Aussetzung von mindestens sechs Stunden. Eine Studie der Pennsylvania State University 2022 zeigte, dass selbst junge und gesunde Menschen schon bei einer Feuchtkugeltemperatur von 31 Grad an lebensbedrohlicher Überhitzung leiden. Keiner der Probanden erreichte das theoretische Maximum von 35 Grad.
Eine Milliarde Menschen betroffen
Bisher überschritten die Feuchtkugeltemperaturen nur selten die 30-Grad-Marke, wie etwa im Juli 2021 in Delhi. Doch die tödliche Gefahr rückt immer näher. Laut dem IPCC könnten insbesondere in Indien und Pakistan bis zum Ende des Jahrhunderts Hitzewellen auftreten, deren Feuchtkugeltemperaturen für den menschlichen Körper tödlich sind. In der betroffenen Region leben rund eine Milliarde Menschen!
Die Lufttemperatur alleine sagt nicht aus, wie belastend und potentiell gefährlich Hitze ist. Bei sehr trockener Luft können auch 40 Grad von einem gesunden Menschen relativ gut ausgehalten werden. Mit zunehmender Luftfeuchtigkeit (Schwüle, hoher Taupunkt) fällt die Temperaturregulierung durch Schwitzen aber immer schwerer bis zu einer Grenze, in der der Mensch sich durch Schwitzen nicht mehr abkühlen kann!
Das körpereigene Kühlsystem schützt dann nicht mehr vor einer Überhitzung. Eine tödliche Gefahr, die durch die Klimakrise in einigen Regionen schon bald zur Realität wird, in der Öffentlichkeit bisher aber kaum Beachtung findet.