Fakt oder Mythos? Bringen die Eisheiligen Frost und Kälte?

Jedes Jahr im Mai sind die Eisheiligen in aller Munde. In der Zeit vom 11. bis 15. Mai soll es einer Bauernregel zur Folge noch einmal richtig kalt werden mit Nachtfrösten, die in der fortgeschrittenen Vegetation zu Schäden führen können. Doch was ist tatsächlich dran am Mythos der Eisheiligen? Gibt es wirklich eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für kaltes Wetter zu dieser Zeit?

Eisheilige
Was ist dran am Mythos Eisheilige?

Als Eisheilige werden die Tage vom 11. bis 15. Mai bezeichnet. Dabei gelten im Norden Deutschlands die Tage vom 11.-13. Mai als Eisheilige (Mamertus, Pankratius und Servatius), in Süddeutschland der Zeitraum vom 12.-15. Mai. "Mamertus" fällt hier weg, dafür gesellen sich noch "Bonifatius" und die "Kalte Sophie" dazu. Eine Erklärung für die Differenz ergibt sich aus der Dauer, die die Kaltluft von Norden auf dem Weg in den Süden benötigt.

Die Namen stammen von Bischöfen und Märtyrer

Die Namenstage sind die frühchristlicher Bischöfe und Märtyrer, die im 3. bis 5. Jahrhundert nach Christus lebten. Die uralte Bauernregel stammt aus dem Mittelalter aus der Zeit des Julianischen Kalenders, der Vorläufer des heute gebräuchlichen Gregorianischen Kalenders. Der Haken an der Sache ist, dass es im Jahr 1582 eine Kalenderreform des Papstes Gregor XIII. gab. Damals wurden die Tage um 11 Tage vorgestellt. Damit müssten die Eisheiligen heutzutage eigentlich vom 22. bis 26. Mai sein.

So oder so stellt sich aber die Frage, ob es Mitte bis Ende Mai wirklich noch eine signifikante Häufung für Kaltlufteinbrüche gibt? Fakt ist: Ein Kaltlufteinbruch im Mai kann in ungünstigen Lagen und am Alpenrand durchaus noch einmal Frost bringen. Insbesondere Gärtner und Winzer fürchten dabei die Schäden an den noch jungen Kulturen.

Da der Mai ein Übergangsmonat vom Frühling in den Sommer ist, lauert im hohen Norden auch immer noch spätwinterlich kalte Polarluft. Bei entsprechender Wetterlage kann es auch im Wonnemonat zu polaren Kaltlufteinbrüchen kommen. Dabei sind diese natürlicherweise am Monatsanfang stärker und wahrscheinlicher als am Monatsende.

Nachtfröste werden immer unwahrscheinlicher

Genauso verhält es sich auch mit den Nachtfrösten. Wie auch in den Monaten März und April werden Nachtfröste mit fortschreitender Jahreszeit immer unwahrscheinlicher. Das bedeutet, das im Mittel die Tiefsttemperatur im Mai kontinuierlich ansteigt und die Frostgefahr abnimmt. Es gibt keine signifikante Häufung in der Zeit der Eisheiligen, ob nun Mitte oder Ende Mai.

Die natürliche Variabilität beim Wetter führt dazu, dass es in manchen Jahren gar keine Kaltlufteinbrüche im Mai gibt, in anderen dagegen mehrere und bis in den Juni hinein. Aber auch hier gibt es keine signifikante Häufung von Kaltlufteinbrüchen im Zeitraum der Eisheiligen.

Als Indiz für den fortschreitenden Klimawandel sind in den letzten Jahren laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) im vieljährigen Mittel die frostgefährdeten Vegetationsperioden immer früher aufgetreten, was die Wahrscheinlichkeit für Frost Mitte und Ende Mai weiter reduzieren lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Eisheiligen in Form einer wiederkehrenden Singularität ein Wettermythos sind. Der Begriff Singularität bezeichnet in der Meteorologie bestimmte Witterungsregelfälle. Dabei handelt es sich um Wetterlagen, die zu bestimmten Zeitabschnitten im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten.

Aber auch in diesem Jahr ist kein besonderer Kaltlufteinbruch zu den Eisheiligen zu befürchten. Dies scheint der Faszination von den Eisheiligen in der Öffentlichkeit und in den Medien keinen Abbruch zu tun. Und wenn es mit einem Kaltlufteinbruch in dem Zeitraum mal wieder nicht passt, gibt es für die Medien ja noch die verfrühten, verspäteten oder ausgefallenen Eisheiligen. Und wird es wie in manchen Jahren in diesem Zeitraum schon hochsommerlich warm, dann gibt es ja noch das Wortspiel mit den "Heißheiligen"!