Experten finden heraus: Die Reduzierung der Sitzzeit um 40 Minuten pro Tag kann Rückenschmerzen vorbeugen
Eine neue Studie der Universität Turku in Finnland zeigt, dass das Reduzieren der täglichen Sitzzeit um 40 Minuten dazu beitragen kann, Rückenschmerzen zu lindern. Die Untersuchung liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, wie weniger Sitzen die Gesundheit des Rückens verbessern kann.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie untersuchte ein Forscherteam der Universität Turku, wie sich weniger Sitzen auf die Rückengesundheit auswirkt. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift *BMJ Open* veröffentlicht und bietet interessante Einblicke in die möglichen gesundheitlichen Vorteile einer Reduzierung der Sitzzeit.
Die Studie richtete sich an Erwachsene mittleren Alters, die übergewichtig oder fettleibig waren und einen Großteil ihres Tages sitzend verbrachten. Diese Zielgruppe wurde gewählt, da sie häufig mit Problemen wie Rückenschmerzen und einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu kämpfen hat. Die Teilnehmer reduzierten ihre tägliche Sitzzeit um durchschnittlich 40 Minuten, und die Forscher konnten nach sechs Monaten feststellen, dass sich diese Verringerung positiv auf die Rückengesundheit auswirkte.
Besonders bemerkenswert ist, dass diese Reduzierung der Sitzzeit ohne eine drastische Veränderung im Lebensstil erreicht wurde. Die Teilnehmer mussten keine intensiven Sportprogramme absolvieren, sondern lediglich ihre Sitzgewohnheiten anpassen. Dies zeigt, dass bereits kleine Anpassungen im Alltag eine große Wirkung auf die Gesundheit haben können.
Die Verbindung zwischen Sitzen und Rückenschmerzen
Die negativen Auswirkungen des Sitzens auf die Gesundheit sind seit Jahren bekannt, aber die direkte Verbindung zwischen Sitzzeit und Rückenschmerzen wurde bisher kaum erforscht. Viele Menschen gehen davon aus, dass langes Sitzen unweigerlich zu Rückenschmerzen führt, doch wissenschaftliche Beweise dafür waren bislang begrenzt.
Die aktuelle Studie liefert nun erste handfeste Beweise, dass weniger Sitzen Rückenschmerzen nicht nur lindern, sondern auch deren Verschlimmerung verhindern kann. Doch warum wirkt sich das Sitzen so negativ auf den Rücken aus? Experten gehen davon aus, dass eine starre und unbewegliche Haltung über längere Zeiträume zu Verspannungen und Belastungen der Rückenmuskulatur führt. Dies kann langfristig zu Schmerzen und einer Verschlechterung der allgemeinen Rückengesundheit führen.
Interessanterweise konnten die Forscher in der Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen der Verbesserung der Rückenschmerzen und Veränderungen im Fettgehalt der Muskeln oder im Glukosestoffwechsel feststellen. Dies deutet darauf hin, dass andere Faktoren, wie etwa die Entlastung der Muskeln durch häufigere Bewegungen, eine größere Rolle spielen könnten.
Keine perfekte Haltung, sondern Bewegung
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass es weniger auf die „perfekte“ Haltung ankommt, sondern vielmehr auf regelmäßige Bewegungen und Haltungswechsel. Viele Menschen glauben, dass das Finden der idealen Sitzposition oder Haltung Rückenschmerzen vorbeugen kann. Die Forscher betonen jedoch, dass häufige Haltungswechsel und kleine Bewegungen viel wichtiger sind als die Perfektion einer bestimmten Position.
Der leitende Forscher Jooa Norha, der auch als Physiotherapeut tätig ist, empfiehlt daher, nicht nur die Sitzzeit zu reduzieren, sondern auch regelmäßig aufzustehen, sich zu strecken und kleine Bewegungen in den Alltag zu integrieren. Dadurch können Verspannungen abgebaut und die Muskulatur entlastet werden, was letztendlich zu einer Verbesserung der Rückengesundheit führt.
Eine einfache Möglichkeit, die Sitzzeit zu reduzieren, ist das Einführen kleiner Pausen während der Arbeit oder in der Freizeit. Schon das Aufstehen und kurze Spaziergänge im Büro können einen großen Unterschied machen. Auch die Integration von Stehschreibtischen oder das Arbeiten im Stehen sind hilfreiche Ansätze, um die Zeit im Sitzen zu verkürzen.
Rückenschmerzen ohne Muskelveränderungen
Obwohl viele Menschen mit Rückenschmerzen auch übermäßige Fettansammlungen in den Rückenmuskeln oder Stoffwechselprobleme wie einen gestörten Glukosestoffwechsel haben, zeigt die Studie, dass Rückenschmerzen auch ohne signifikante Veränderungen dieser Faktoren gelindert werden können. Dies ist ein weiteres interessantes Ergebnis, da es darauf hindeutet, dass Bewegungsmangel an sich eine große Rolle bei der Entstehung von Rückenschmerzen spielt, unabhängig von anderen gesundheitlichen Faktoren.
Fortschrittliche Bildgebungsmethoden wie MRT- und PET-Scans halfen den Forschern dabei, die Muskeln der Teilnehmer genauer zu untersuchen. Trotz der detaillierten Einblicke in die Muskelzusammensetzung fanden sie keine signifikanten Veränderungen, die die Verbesserung der Rückenschmerzen erklären könnten. Dies stützt die Theorie, dass allein die Reduzierung der Sitzzeit einen großen Einfluss auf die Rückengesundheit haben kann, unabhängig von anderen körperlichen Veränderungen.
Fazit: Bewegung ist der Schlüssel
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass schon kleine Anpassungen im Alltag eine positive Wirkung auf die Rückengesundheit haben können. Das bloße Reduzieren der Sitzzeit um 40 Minuten pro Tag kann ausreichen, um Rückenschmerzen zu lindern und eine Verschlechterung zu verhindern.
Allerdings reicht es nicht aus, einfach nur weniger zu sitzen. Die Forscher betonen, dass körperliche Aktivität, wie etwa regelmäßige Spaziergänge oder intensivere Bewegungen, noch bessere Ergebnisse erzielen kann. Vor allem das häufige Wechseln der Haltung und das Einbauen von Bewegungspausen während des Tages sind von großer Bedeutung.
Für Menschen, die viel sitzen, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit, ist es daher ratsam, aktiv nach Möglichkeiten zu suchen, um ihre Sitzzeit zu verringern und mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Diese Studie liefert wichtige Hinweise darauf, wie eine einfache Veränderung der täglichen Gewohnheiten zu einer verbesserten Rückengesundheit führen kann.