Eine Studie zeigt, dass Frauen eher dazu neigen, Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen zu vermeiden

Eine neue Studie zeigt, dass Frauen nach einem Schlaganfall häufiger dazu neigen, Medikamente zur Sekundärprävention zu vergessen oder nicht einzunehmen. Besonders betroffen sind Cholesterinsenker und Blutverdünner.

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Die Studie zeigt, dass Frauen nach einem ersten Schlaganfall eher dazu neigen, ihre Medikamente zur Sekundärprävention zu missachten.

Medikamentenadhärenz ist ein entscheidender Faktor bei der Sekundärprävention von Schlaganfällen, doch eine neue Studie zeigt, dass Frauen nach einem ersten Schlaganfall signifikant häufiger dazu neigen, ihre verschriebenen Medikamente nicht wie empfohlen einzunehmen.

Besonders betroffen sind cholesterinsenkende Medikamente und Blutverdünner, die eine zentrale Rolle in der Prävention eines zweiten Schlaganfalls spielen.

Geschlechterspezifische Unterschiede in der Medikamentenadhärenz

In einer umfassenden Studie, die zwischen 2008 und 2019 in Corpus Christi, Texas, durchgeführt wurde, wurden 1.324 Patienten untersucht, die zum ersten Mal einen ischämischen Schlaganfall erlitten hatten.

Frauen waren 80 % wahrscheinlicher, cholesterinsenkende Medikamente (Statine) nicht wie verschrieben einzunehmen (Prävalenzrate PR = 1,80), und 53 % wahrscheinlicher, Blutverdünner (Antikoagulantien) zu versäumen (PR = 1,53).

Im Vergleich zu ihren männlichen Gegenstücken, die ebenfalls mit der Einhaltung ihrer Medikation zu kämpfen hatten, war die nonadherence bei Frauen signifikant höher.

BegriffErklärung
MedikamentenadhärenzDie Bereitschaft und Fähigkeit von Patientinnen und Patienten, ihre verschriebenen Medikamente regelmäßig und korrekt gemäß den Anweisungen des Arztes einzunehmen. Eine hohe Adhärenz ist entscheidend für den Behandlungserfolg, insbesondere zur Vorbeugung von Rückfällen.

Faktoren, die die Medikamentenadhärenz beeinflussen

Die Studie identifizierte mehrere Faktoren, die die Geschlechterunterschiede in der Medikamentenadhärenz beeinflussen. So zeigte sich, dass Frauen mit spezifischen demografischen und sozialen Faktoren besonders anfällig für Nonadherence sind.

Ältere Frauen, verheiratete Frauen und Frauen ohne private Krankenversicherung waren eher geneigt, ihre Medikamente nicht regelmäßig einzunehmen.

Besonders auffällig war der Zusammenhang mit der Ethnizität:

Mexikanisch-amerikanische Frauen, die 58 % der Studienpopulation ausmachten, wiesen die stärksten Geschlechterunterschiede auf. Diese Frauen hatten eine dreifach höhere Wahrscheinlichkeit, ihre cholesterinsenkenden Medikamente nicht zu nehmen, im Vergleich zu nicht-hispanischen weißen Frauen.

Ein weiterer entscheidender Faktor war die soziale Rolle von Frauen, insbesondere ihre Pflegeverantwortung. In vielen Fällen, so die Studienautoren, übernehmen Frauen in mexikanisch-amerikanischen Haushalten eine zentrale Rolle als Pflegekraft für andere Familienmitglieder. Dies kann dazu führen, dass ihre eigene Gesundheit und die Einhaltung von Behandlungsplänen in den Hintergrund treten.

Einfluss von Lebensstil und sozioökonomischen Faktoren

Es zeigte sich, dass Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum sowie sozioökonomische Faktoren wie der Zugang zu Gesundheitsdiensten einen erheblichen Einfluss auf die Medikamentenadhärenz haben. In einer angepassten Analyse, die solche Faktoren berücksichtigte, wurde der Einfluss von Geschlecht auf die Medikamentenadhärenz teilweise abgeschwächt.

Es wurde jedoch auch festgestellt, dass die Berücksichtigung von sozialen Aspekten, wie zum Beispiel dem Zugang zu Gesundheitsdiensten oder der familiären Unterstützung, die Unterschiede in der Adhärenz zwischen den Geschlechtern verstärkte.

Klinische Implikationen und Empfehlungen

Die Ergebnisse der Studie werfen einen wichtigen Blick auf die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung und Prävention von Schlaganfällen zu berücksichtigen. Gesundheitsdienstleister sollten insbesondere Frauen, die einen Schlaganfall erlitten haben, gezielt unterstützen und individuellere Ansätze zur Verbesserung der Medikamentenadhärenz entwickeln.

Lynda D. Lisabeth, eine der leitenden Autorinnen der Studie, betont die Notwendigkeit, bei der Verschreibung von Medikamenten auch soziale und psychologische Faktoren zu berücksichtigen:

Ärzte sollten Faktoren wie die Pflegeverantwortung, die familiäre Unterstützung und den Zugang zu Gesundheitsdiensten im Auge behalten, um die Einhaltung von Behandlungsplänen zu verbessern. Es ist auch entscheidend, das Bewusstsein der Patienten für die Risiken des Nicht-Einhaltens von Medikation zu schärfen.

Quellenhinweis

Chen Chen, Mathew J. Reeves, Karen B. Farris, Lewis B. Morgenstern, Lynda D. Lisabeth. Sex Differences in Nonadherence to Secondary Stroke Prevention Medications Among Patients With First-Ever Ischemic Stroke. Journal of the American Heart Association, 2024.