Neue Wege zur Eindämmung des Klimawandels
Eine Welt, die den Klimawandel bekämpft und gleichzeitig alle 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht, ist möglich, wie eine neue Studie zeigt.
Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik haben eine neue integrierte Strategie entwickelt, die ehrgeizige Klimaschutzmaßnahmen mit gezielten Maßnahmen für Entwicklung, Zugang zu Nahrungsmitteln und Energie, globale und nationale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit verbindet. Sie wirft ein neues Licht auf Engpässe, aber auch auf Synergien, um Fortschritte bei der Verwirklichung von Klima- und nachhaltigen Entwicklungszielen zu erzielen.
"Klimapolitische Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung, werden aber allein nicht ausreichen, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen und wohlhabenden Welt für alle zu erreichen - eine Vision, zu der sich die politischen Entscheidungsträger mit der Verabschiedung des Pariser Abkommens und der SDGs im Jahr 2015 verpflichtet haben. Nicht einmal eines der 17 SDGs wird bis 2030 erreicht werden, wenn die Welt den derzeitigen Kurs beibehält. Und das war schon vor der COVID-19-Pandemie der Fall", sagt PIK-Wissenschaftler Björn Soergel, Hauptautor der in Nature Climate Change veröffentlichten Studie. "Aber die gute Nachricht ist: Wir haben auch die Mittel, das zu ändern."
Politische Interventionen für ein menschenwürdiges Leben innerhalb ökologischer Grenzen
In der neuen Studie stellen die Wissenschaftler einen Sustainable Development Pathway vor - eine gezielte Strategie, die die Menschen vor dem Klimawandel schützt und gleichzeitig auf die Ziele der SDGs zusteuert. Zu diesem Zweck untersuchten die Wissenschaftler verschiedene Handlungsfelder wie Ernährung, Energie oder globale und nationale Gerechtigkeit und deren Auswirkungen auf die Aussichten, die SDGs zu erreichen. Der in der Studie verwendete Modellrahmen zielt ausdrücklich auf eine breite Abdeckung ab - von den SDGs, die von der Beseitigung von Armut und Hunger bis hin zu Klimamaßnahmen und anderen Umweltzielen reichen -, da viele von ihnen miteinander interagieren und nicht isoliert betrachtet werden können.
Neben klimapolitischen Maßnahmen, die mit dem Pariser Abkommen in Einklang stehen, umfasst der Pfad zusätzliche Maßnahmen wie gesunde Ernährung, internationale Klimafinanzierung und eine Umverteilung der Einnahmen aus den Kohlenstoffpreisen zugunsten der Armen. "Dies sind einige der Hebel, um bis 2030 echte Fortschritte bei den SDGs zu erzielen und diesen Weg bis 2050 und darüber hinaus fortzusetzen. Sie ermöglichen es uns, ein menschenwürdiges Leben für alle mit der Achtung der ökologischen Grenzen unseres Planeten in Einklang zu bringen", so Soergel.
Wie kann die Klimapolitik den Armen in der Welt zugutekommen?
In ähnlicher Weise würde eine Abkehr von energieintensiven Lebensstilen in Ländern mit hohem Einkommen den Anstieg des Energieverbrauchs ausgleichen, der für einen angemessenen Lebensstandard und den Ausbau der Infrastruktur in Ländern mit niedrigem Einkommen erforderlich ist. Ein weiterer Interventionsbereich umfasst globale Gerechtigkeit und Armutsbekämpfung in Form von internationaler Klimafinanzierung und einer Umverteilung der Einnahmen aus den Kohlenstoffpreisen zugunsten der Armen: "Wir haben herausgefunden, dass Klimapolitik auch die Armut im globalen Süden reduzieren kann. Die Analyse zeigt, dass die Bepreisung von Treibhausgasemissionen und die Verwendung eines Teils der Einnahmen aus den Industrieländern zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklungspolitik in Ländern mit niedrigem Einkommen sowohl dem Planeten als auch den Menschen zugutekommt", erklärt Soergel.
"Eine 'Silo-Mentalität', die den Klimawandel als isoliertes Thema betrachtet, würde uns scheitern lassen. Wir müssen den Klimaschutz mit einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie verbinden. Dazu gehört ein Mix aus politischen Maßnahmen, bei dem die Bepreisung von Kohlenstoff als wichtiger Eckpfeiler fungiert, aber auch z. B. Umverteilungsmaßnahmen und Maßnahmen zur Förderung einer gesunden und nachhaltigen Ernährung und zur Verringerung unseres Energiebedarfs", schließt Elmar Kriegler, Mitautor der Studie. "Unsere Analyse stellt einen möglichen Weg in eine nachhaltigere Zukunft vor und zeigt, dass das menschliche Wohlergehen mit der Integrität des Planeten in Einklang gebracht werden kann. Es liegt nun an den politischen Entscheidungsträgern und der Gesellschaft im Allgemeinen, diese Vision in konkrete Maßnahmen umzusetzen".